"Sorgen und Nöte der Menschen in Klimapolitik einbringen"

Seite 3: "Halte nichts von ständigen Hinweisen auf Katastrophen"

In den USA sind bei heftigen Tornados gerade Arbeiter umgekommen, die in der Gefahrensituation weiterarbeiten mussten; in New York sind Bewohner mietgünstiger Kellerwohnungen bei schwerem Regen in ihren Heimen ertrunken. Inwieweit ist die Klimafrage eine soziale Frage?

Klaus Ernst: Von den Naturkatastrophen sind natürlich in erster Linie diejenigen betroffen, die in schlechteren Wohnverhältnissen leben. Das ändert sich aber nicht dadurch, dass wir so tun, als könnten wir sofort den Stecker ziehen und von heute auf morgen klimaneutral sein können. Das ist schlichtweg nicht möglich.

Wir brauchen eine Übergangszeit, in deren Verlauf das CO₂ reduziert wird. Und wenn wir haben uns ein Datum gesetzt, an dem wir bei null sein wollen. Dann würde es immer noch dauern, bis sich die Erde erholt. Deswegen müssen wir jetzt anfangen und gegebenenfalls schneller sein.

Ich halte aber nichts von den ständigen Hinweisen auf Katastrophen. In diesen Fällen wie im Ahrtal muss sofort und unbürokratisch geholfen werden. Wir müssen praktizierbare Lösungen finden, die gesellschaftlich akzeptiert sind und den CO₂-Ausstoß reduzieren.

Herr Ernst, wen wir in die Lausitz schauen, wenn wir in das Rheinische Braunkohlerevier schauen, wenn wir aber auch auf die Industriearbeiter blicken, dann sehen wir überall dort starke Vorbehalte gegen die Klimabewegung. Inwieweit können Sie es schaffen und inwieweit sind Sie bereit, hier einen Dialog zu befördern?

Klaus Ernst: Das machen wir ja schon, das ist ja nichts Neues. Auch in diesen Regionen gibt es Abgeordnete der Linken, die diesen Dialog geführt haben. Das Hauptproblem gerade in den Braunkohlerevieren besteht darin, dass es keine Lösung ist, den Menschen nur Abfindungen für den Verlust des Arbeitsplatzes zu zahlen und sie nach Hause zu schicken.

Es müssen neue Beschäftigungsmöglichkeiten für die Menschen gefunden werden. Die Projekte, die es dort hinsichtlich einer Wasserstoffwirtschaft geplant sind, führen in die richtige Richtung. In Sachsen etwa gibt es eine Versuchsanlage, in der geprüft wird, inwieweit Gasinfrastruktur für Wasserstoff genutzt werden kann.

Die Leute wollen eben nicht alimentiert werden und zu Hause sitzen, sondern sie wollen Beschäftigungsmöglichkeiten und weiter beruflich auf eigenen Beinen stehen. Deswegen sage ich auch: Wenn wir eine ökologische Wirtschaft voranbringen, dann muss diese Wirtschaft immer diejenigen Technologien bevorzugen, die ein Mehr an Beschäftigung bieten.

Werden Sie auf den eingangs erwähnten offenen Brief zur Leitung des Klimaausschusses im Bundestag antworten?

Klaus Ernst: Also, wenn mir jemand einen Brief schreiben will, dass kann er das machen und ich werde darauf antworten. Aber auf diesen offenen Brief werde ich nicht antworten, denn das ist ja nur Teil einer Kampagne.

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