Spargel aus Deutschland zu teuer?

Seite 2: Woher kommen Obst und Gemüse in deutschen Supermärkten?

Die Konzentration im Handel auf nur noch wenige Handelsorganisationen mit hohen Warenumsätzen, hat in den letzten Jahren dazu geführt, dass auch auf der Angebotsseite kleinere Landwirte das Nachsehen haben, weil sie die geforderten Mengen nicht liefern können und schon gar nicht zu den gebotenen Preisen. Ihnen bleibt nur die Selbstvermarktung auf dem Wochenmarkt oder im Bauernladen.

Auf der Handelsschiene Supermarkt und Discounter sind Anbieter mit einer durchrationalisierten, industrialisierten Landwirtschaft klar im Vorteil. So verdrängen chinesische Tomatenmarkproduzenten inzwischen die Italiener, die auch mit illegalen Zuwanderern aus Afrika ihre Kosten nicht mehr auf das erwünschte Preisniveau drücken können. Der Kunde bekommt davon kaum etwas mit, weil der Ursprung der Ware nicht ausgewiesen wird und der einzige italienische Bestandteil der Name des Produktes ist.

Dass der Ursprung der Ware im globalen Markt immer seltener zu erkennen ist, zeigt sich beispielsweise bei Schweizer Erdbeermarmelade, bei welcher die Erdbeeren außerhalb der schweizerischen Erdbeersaison aus China importiert werden dürfen und nicht entsprechend gekennzeichnet werden müssen.

Saisonale Erdbeerkonfitüre, wie sie auf Wünsche der Briten genannt wird, die Marmelade nur für Produkte aus Zitrusfrüchten kennen, wird inzwischen aktiv vermarktet, weil deren Früchte aus der Heimat kommen. Bei verarbeiteten Früchten und Gemüse ist der Ursprung meist ebenso ein Geheimnis wie bei Eiern aus Haltungsformen, die der Kunde inzwischen bei Frischeiern nicht mehr akzeptiert.

Kaum jemand schaut beim Einkauf, wo die Tomaten herkommen

Während Deutschland beim Schweinefleisch deutlich mehr produziert, als hierzulande verkauft wird, sieht es bei Obst und Gemüse gänzlich anders aus. Nur ein Drittel der entsprechenden Frischprodukte werden in Deutschland produziert, zwei Drittel werden importiert. Da es sich vielfach um verderbliche Produkte handelt, die nur eine kurze Lagerzeit vertragen, steht eine ziemlich ausgefuchste Logistik dahinter, diese Waren rechtzeitig in den Supermarkt zu bekommen. Just in time ist bei der Lebensmittellogistik kaum zu vermeiden, wenn man weiterhin auf Frische anstatt auf Konserven setzen will.

Kaum jemand schaut beim Einkauf heute noch darauf, wo seine Tomaten herkommen. Industrietomaten kamen lange Zeit aus den Niederlanden, später aus Spanien. Inzwischen steht immer häufiger Kenia oder Ghana auf der Verpackung, speziell bei kleineren Tomaten. Bei Gurken, die kostengünstig mithilfe der sogenannten Gurkenflieger geerntet werden, bei denen die Ernte-Arbeiterinnen und - Arbeiter auf dem Bauch liegend über das Feld gefahren werden, scheinen sich Anbau und Ernte in Deutschland noch zu lohnen.

Da es sich bei Gurken in der Hauptsache um "grün verpacktes Wasser" handelt, dürfte die auch in Deutschland zunehmenden Dürreperioden den Anbau verteuern. Anders als in Sibirien, wo die Selbstversorgung eher die Regel als die Ausnahme ist, scheint solches im dicht besiedelten Deutschland, wo schon ein Hasenstall oder ein krähender Hahn im Wohngebiet auf massive Schwierigkeiten stößt, heute undenkbar. Selbst auf dem Dorf sind Dunglegen, wie Misthaufen und Jauchegruben heute genannt werden, nur noch in Rand- oder Außenlagen genehmigungsfähig.