Steht die Ukraine vor einem militärischen Kollaps?
Seite 2: Ausblick
Die ukrainische Armee hat in diesem Jahr ihre Offensivkraft weitestgehend eingebüßt. Die russischen Streitkräfte hingegen können an mehreren Frontabschnitten vorstoßen.
Diese neuesten russischen Vorstöße zeigen: Kiew hat in sträflicher Weise seine Verteidigung vernachlässigt, zum Beispiel existiert an der Saporischschja-Front nur eine einzige Verteidigungslinie. Zwar wird jetzt hastig an neuen Verteidigungsanlagen gebaut, doch ist es fraglich, ob die Zeit dafür noch ausreicht.
Militärisch katastrophal wirkt sich die ausbleibende Unterstützung des Westens aus. Eine Grafik des Kiel Institut für Weltwirtschaft zeigt das fast vollständige Ausbleiben westlicher Waffenlieferungen. Demnach sind seit Juli nahezu keine Mittel mehr an Kiew geflossen.
Ohne gepanzerte Fahrzeuge oder ausreichend Artillerie-Unterstützung kann es aber keine durchschlagenden Offensivaktionen mehr geben – das Ziel der Ukraine, die durch Russland eroberten Gebiete zurückzuerobern, ist, wie es gerade aussieht, in unerreichbare Ferne gerückt.
Die gescheiterte Offensive, deren Gebietsgewinne durch die aktuelle russische Offensive jetzt wieder zunichtegemacht wird, hat die Ukraine geschätzt 100.000 Soldaten gekostet. Immer verzweifelter werden die Versuche der ukrainischen Armee, neue Soldaten zu rekrutieren.
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Häscher dringen in Fitnessstudios ein, machen Razzien auf Märkten, stürmen Hotels, greifen Menschen auf offener Straße oder verschaffen sich Zugang zu Privathäusern. Es gibt unzählige Videos auf russischen – und ukrainischen – Telegram-Kanälen von derartigen Aktionen. Dabei scheint die Hauptstadt Kiew von den Verhaftungswellen ausgenommen zu sein, um keine Aufstände zu provozieren.
Unter anderem mit den auf diese Weise Rekrutierten möchte man fünf neue, mechanisierte Brigaden formen. Allerdings ist fraglich, wie diese Brigaden mechanisiert werden sollen – die Ukraine produziert so gut wie keine gepanzerten Fahrzeuge und der Westen liefert so gut wie keine mechanisierten Fahrzeuge.
Dagegen kann Russland augenscheinlich – mit Rückenwind durch die neusten militärischen Erfolge – eine große Anzahl an neuen Rekruten gewinnen. Russland will seine Armee um satte 15 Prozent auf 1,32 Millionen Soldaten vergrößern, das sind weitere 170.000 Soldaten, die zumindest dem Anschein nach ohne Zwangsrekrutierung, freiwillig den Dienst in den Streitkräften beginnen werden.
Trotz vieler Lippenbekenntnisse, der Ukraine mehr Waffen zu liefern: Die neueste deutsche Waffenlieferung umfasst unter anderem nur 250 Granaten vom Kaliber 155 mm und dürfte militärisch nur bedingt hilfreich sein.
Die Vorteile: Die Lieferung der 155 mm Granaten passt in mehrere Kombis und ist dadurch schwer durch russische Aufklärung zu entdecken. Außerdem sterben durch weniger Waffenlieferungen weniger Menschen.
Doch selbst wenn die Ukraine alle von der Ukraine gewünschten Waffen bekommen würde, bleibt unklar, wer diese Waffen denn benutzen soll. Die Ukraine ist kriegsmüde und ausgeblutet.
Die hier zusammengestellten Informationen speisen sich aus folgenden OSINT-Quellen: Weeb Union, Military Summary Channel, Suriyakmap, Deepstatemap, Remilind23, HistoryLegends, simplicius76, Militaryland, Red Fish Bubble 2.1 (geschlossene Gruppe).