Steuerfrei durch die Felder: Bauern fordern Entlastung für Biosprit
Bauern kämpfen für steuerfreien Biosprit. Sie sehen darin eine Chance für Umwelt und Ertrag. Ein Streitpunkt, der auch unseren Autor bewegt.
Bei der effizienten Produktion von Lebensmitteln ist die deutsche Landwirtschaft im Grunde nur noch bei der Tiermast wettbewerbsfähig. Obst und Gemüse wird zu über 70 Prozent aus Südeuropa, Afrika und Asien importiert.
Landwirtschaft im Wandel: Der Druck globaler Märkte
Der Import dieser Lebensmittel ist billiger als der Anbau in Deutschland. Hierzulande lässt sich die Produktion von Obst und Gemüse auch kaum produktiver gestalten.
Zuletzt ist der Versuch, Vertical Farming in Europa zu etablieren, aufgrund der Energiepreise krachend gescheitert und ist jetzt dabei sich in den Golfstaaten zu etablieren.
Lebensmittelproduktion in Deutschland: Wo kann Gewinn gemacht werden?
Bei den pflanzlichen Lebensmitteln lohnt sich in Deutschland nur noch der Anbau von Weichweizen, Zuckerrüben und Kartoffeln. Die drei Kulturen lassen sich größtenteils mechanisieren und benötigen wenig Arbeitskräfte.
Bei gartenbaulichen Kulturen wird mehr menschliche Arbeitskraft benötigt, die in Deutschland jedoch aufgrund des Mindestlohns nur bei saisonalen Sonderkulturen mit Arbeitern aus Osteuropa zur Verfügung steht. Italien und Spanien sind aufgrund des Zustroms an Migranten über das Mittelmeer hier deutlich im Vorteil.
Wenn deutsche Landwirte wirtschaftlich erfolgreich sein wollen, müssen sie sich auf Produkte konzentrieren, die maschinell ausgebracht und geerntet werden können und bei welchen die Schadstoffbelastung anders als bei Lebensmitteln nicht reguliert ist.
Neue Wege in der Energiegewinnung: Agri-PV und Biosprit
Während es gegen die landwirtschaftliche Nutzung durch sogenannte Agri-PV (Photovoltaik), also die PV-Nutzung in Kombination beispielsweise mit Apfelplantagen, kaum Widerstände gibt, wird die seit Jahren eingeführte Produktion von agrarischen Treibstoffen immer wieder hinterfragt.
So ist eine von der Deutschen Umwelthilfe in Auftrag gegebene Studie des ifeu-Instituts zu dem Ergebnis gekommen, dass der pflanzenbasierte Kraftstoff klimaschädlicher ist als fossile Kraftstoffe.
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Die politische Debatte um Biosprit
Noch unter der schwarz-gelben Regierung war die zunehmende Beimischung von Biosprit in den Fahrzeugkraftstoff als Klimarettung verkauft worden, weil ja bei der Verbrennung von Biosprit nur soviel klimaschädliche Abgase frei würden, wie beim Anbau gebunden würden.
Ob die dieser Denkweise folgende Entwicklung, wonach Mineralölkonzerne bis zum Jahre 2030 25 Prozent pflanzliche Anteile beimischen müssen, so weiter verfolgt wird, ist inzwischen fraglich. Bauern würde damit ein sicherer Absatzmarkt verloren gehen.
Die steuerliche Zwickmühle der Bauern
Und somit gibt es in Deutschland in der Landwirtschaft Überlegungen, ob man die Zeit, in welcher der Biosprit noch über ein positives Image in der Bevölkerung verfügt, nicht besser nutzen sollte, dass man es den landwirtschaftlichen Betrieben ermöglichen sollte, Biosprit im eigenen Betrieb ohne steuerliche Belastung einsetzen zu können. Man könnte sich dabei ein Vorbild an der Mehrwertsteuer-Befreiung kleinerer PV-Anlagen nehmen.
Bei der Abgabenfreistellung greift man gerne auf historische Gegebenheiten zurück, als Bauern den Kraftstoff Hafer für ihre Pferde auch selbst erzeugten. Abgabenfrei waren die Landwirte damals jedoch keinesfalls.
Zwischen Tradition und Klimaschutz
Für den Klimaschutz könnte es aber sinnvoller sein, wenn das Land, das für den intensiven Anbau von Raps und ähnlicher Früchte für die Produktion von Biokraftstoffen genutzt wird, weniger intensiv bearbeitet wird und beispielsweise trockengelegte Moore wieder vernässt werden.
Die Agrar-Lobby sieht diese Entwicklung anders und fordert, dass Biokraftstoffe nicht nur zugemischt werden sollen, sondern B100 auch die Freigabe für landwirtschaftliche Maschinen bekomme und Bauern jetzt ihren eigenen steuerfreien Kraftstoff produzieren dürfen.
Die Idee, umweltfreundlichere Antriebe in der Landwirtschaft einzusetzen, steht noch ganz am Anfang.
Landwirtschaftliche Produkte mit zusätzlichen Abgaben
Die Vorstellung, dass Landwirte keine Abgaben bezahlen müssten und landwirtschaftliche Produkte steuerbefreit sein sollten, hat sich erst mit dem Wirtschaftswunder verbreitet.
Früher war es selbstverständlich, dass fürs Schnapsbrennen ebenso Abgaben anfielen wie für das Brauen von Bier oder die Produktion von Schaumwein.
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