Strahlender Ozean

Seite 2: Cäsium in der Nahrungskette

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Unmittelbar nach der Kernschmelze in Fukushima im März 2011 wurden in rund tausend Behältern zunächst 335.000 Tonnen verstrahltes Wasser aufgefangen. Bald darauf drang das Wasser aus, so dass sich strahlende Pfützen bildeten. Durch ein Leck am Reaktor strömte vermehrt Grundwasser in den Sicherheitsbehälter ein und geriet in Kontakt mit dem geschmolzenen Kernmaterial, bevor es wieder austrat.

Täglich gelangten rund 400 Tonnen Grundwasser in die Reaktorgebäude und vermischten sich mit dem Kühlwasser, das in die Ruinen gepumpt wurde.In den Folgemonaten maßen japanische Wissenschaftler an verschiedenen Stellen des nördlichen Pazifik radioaktives - mit Cäsium angereichertes - Wasser in bis zu 300 Metern Tiefe.

Die Radioaktivität reichert sich im Plankton an, das von Fischen und Krebse verzehrt wird. Diese dienen Raubfischen wie Thunfisch als Beute. Der Thunfisch landet auf unseren Tellern. Zwar wird jeder Fang aus dem Pazifik im Herkunftsland geprüft: Werden mehr als 100 Becquerel je kg Fisch gemessen, wird er aus dem Verkehr gezogen. Doch längst sind Forscher davon überzeugt, dass das stark kontaminierte Tiefenwasser im ganzen Nordpazifik verteilt ist.

Im Januar 2015 fand erstmalig man Cäsium an der Küste vor Nordamerika - zwar in geringen Konzentrationen, doch für Wissenschaftler ist dies ein Beweis, dass sich die Radioaktivität aus Fukushima weiter über das Meerwasser verbreitet.

Kein Endlager in Sicht

Wie geht es nun weiter mit unserem Atommüll? Wie die Tagesschau Anfang Juli berichtete, soll die Suche nach einem atomaren Endlager wieder von vorn beginnen. Die Bundesregierung müsse dringend Alternativen zur Endlagerung in der Tiefe untersuchen, fordert in diesem Zusammenhang Greenpeace-Atomexperte Tobias Münchmeyer Alternativen - schön und gut. Aber wie sollen die aussehen?

Seit geraumer Zeit werden alte Bergwerke und Salzstöcke auf der ganzen Welt auf ihre Eignung als Lagerstätten für radioaktive und chemo-toxische Abfälle geprüft. Nahezu überall stößt man auf rissige Schächte und geflutete Grubensohlen. Der Schweizer Atommüll-Experte Marcos Buser stellt in einer aktuellen Greenpeace-Studie vier Endlagerstätten vor, die sich allesamt durch undichtes Gestein auszeichnen. Ein Standort nach dem anderen werde aufgegeben. Was Politiker nicht aussprechen, ahnen wir längst: Die Suche nach einem sicheren Endlager kann noch sehr lange dauern.

Doku: Versenkt und vergessen - Atommüll vor Europas Küsten (Arte, 2013)