Streit um den Gene Drive gewinnt an Schärfe

Seite 3: Manipulative Lobbyarbeit oder legitime Meinungsäußerung?

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Befürworter des Moratoriums reagierten empört. Sie werteten dies als Versuch, hinter dem Rücken der Öffentlichkeit die Ausgestaltung der Richtlinien zu beeinflussen. Die beteiligten Wissenschaftler konnten die Aufregung jedoch nicht verstehen: Eine Online-Diskussion unter Experten mache schließlich nur Sinn, wenn Experten auch daran teilnehmen. Und deren Mobilisierung sei das Ziel der Kampagne gewesen.

Wo die Grenze zwischen legitimer Unterstützung und manipulativer Einflussnahme verläuft, ist schwer zu entscheiden. Aber egal wie man diesen Vorgang bewertet, ein schlechter Beigeschmack bleibt: Die Methoden von Lobbyisten sind sicherlich fehl am Platz, wenn grundsätzliche gesellschaftliche Fragen zur Diskussion stehen. Vor allem, weil es der PR-Agentur nicht um eine ergebnisoffene Debatte ging, sondern um das Durchsetzen eines klaren Ziels - das Moratorium zu verhindern.

Es trägt auch nicht zur Beruhigung bei, dass eine Institution des US-Militärs zu den wichtigsten Sponsoren des Gene Drives gehört. Die DARPA soll Technologien fördern, die für die Sicherheit der USA wichtig sind, und hat dabei auch viele zivile Anwendungen ermöglicht (Stichwort Internet). Aber viele hegen den Verdacht, dass es ihr eigentlich um die Erforschung von Biowaffen geht. Ob ein Gene Drive bei der Kriegsführung nützlich ist, ist jedoch mehr als fraglich, und der DARPA scheint es vor allem um die Abwehr von Bioterrorismus zu gehen. Doch über dem Gene Drive liegt seitdem ein schwerer Schatten.

Alte Fehler wiederholen sich

Diese Entwicklung erinnert sehr an den Beginn der Gentechnik-Diskussion. Damals waren es große Konzerne mit zweifelhaftem Ruf, die aus reinem Gewinnstreben die Welt vor vollendete Tatsachen stellten. Die Öffentlichkeit zeigte sich überrumpelt und reagierte mit Ablehnung. In Deutschland haben sich seitdem zwei unversöhnliche Lager gebildet, deren Argumente von der anderen Seite kaum noch gehört werden. Die Diskussion steckt in einer ideologischen Sackgasse fest.

Droht nun der Debatte um den Gene Drive ein ähnliches Schicksal? Der Zeitpunkt scheint verpasst, an dem eine unbelastete Diskussion über Nutzen und Risiken noch möglich wäre. Die Lager beginnen sich wieder zu spalten, die Fronten formieren sich an altbekannten Grenzlinien. Uns droht wohl erneut ein Streit, der niemandem weiterhilft.

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