Studie: Medienkritik in martialischer Sprache
Seite 2: Die Wirtschaftselite unterscheidet sich in ihrer Medienkritik kaum von den Dresdener "Lügenpresse"-Rufern
- Studie: Medienkritik in martialischer Sprache
- Die Wirtschaftselite unterscheidet sich in ihrer Medienkritik kaum von den Dresdener "Lügenpresse"-Rufern
- Äußerst selten ist ernsthaftes zivilgesellschaftliches oder politisches Engagement
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In Ihrer Studie heißt es, ein Unternehmer sage, der öffentlich-rechtliche Rundfunk erfülle zumindest teilweise nicht den "Anspruch auf Informationsweitergabe", sondern mache einfach Meinung. Außerdem gab es Unternehmer, die in den Interviews mit Ihnen sagten, dass sie keinem Medium vertrauten. Eine ziemlich vernichtende Medienkritik, die der, wie sie zum Beispiel von PEGIDA-Anhängern geäußert wird, in nichts nachsteht, oder?
Stine Marg: Das ist richtig. Die Wirtschaftselite unterscheidet sich in ihrer Medienkritik kaum von den Dresdener "Lügenpresse"-Rufern. Und das, obwohl sie zugleich zugeben, keine Zeit zu haben, einen Artikel über eine ganze Seite zu verfolgen.
Doch nicht alle waren blind für die Zwänge, in denen sich auch Journalisten befinden. Sie gaben zu Protokoll, dass die Probleme der Medien auch auf die fatalen Auswirkungen einer Branchenkrise zurückzuführen seien, das Sparzwänge zu oberflächlichen Berichten, die Abhängigkeit von Anzeigen teilweise zu affirmativen Haltungen, die Absatzkrise zur Aufgabe der Sachlichkeit zu Gunsten reißerischer Geschichten führten. Hinzu kommt, dass Journalisten miserabel entlohnt würden, nur noch selten eine fundierte Ausbildung oder die Möglichkeiten intensiver Recherchen hätten, sondern von einem Artikel zur nächsten Story hetzen müssten. Daher konstatieren diese diferenzierenden Beobachter auch,, dass es keine "guten Medien", sondern nur noch vereinzelt "gute Journalisten" gäbe.
Wie bewerten Sie die Aussagen der Unternehmer und Manager im Hinblick auf die Medien? Welche Konsequenzen ergeben sich aus dieser Grundhaltung gegenüber der Presse?
Stine Marg: Nun ich sehe zunächst die unmittelbare Konsequenz, dass sich Manager weiterhin vor den Medien in Acht nehmen und die Zusammenarbeit mit der Presse ihre sich zunehmend professionalisierenden Medienabteilung überlassen werden. Durch die weit verbreitete Geringschätzung der Unternehmer gegenüber der Arbeit der Journalisten verlieren die Medien jedoch auch gleichzeitig die Informations- und Aufklärungsfunktion für diese gesellschaftliche Elite. Woher sollen sie sich einen Überblick über gesellschaftlich Probleme oder Vorgänge jenseits des Unternehmenszusammenhanges verschaffen, in dem sie fest eingebunden sind, verschaffen, wenn nicht aus den Medien?