Studie: Vertrauen in ARD und ZDF auf Alllzeittief

Seite 2: Covid-Nebenwirkung: Schwindendes Vertrauen in etablierte Medien

Nach Abklingen der Covid-19-Pandemie habe sich im Rückblick die Wahrnehmung der Medienrealität geändert:

Die Berichterstattung der Medien über Corona wird nach der Pandemie kritischer beurteilt als während der Pandemie: Hatten 2020 noch 63 Prozent Vertrauen in die Corona-Berichterstattung der etablierten Medien in Deutschland, waren es am Ende des Jahres 2022 nur noch 43 Prozent.

Interessant der Befund zum Thema "Krieg in der Ukraine": Hier sind es laut Studie (nur) 45 Prozent der Befragten, die den etablierten Medien voll und ganz/eher vertrauen, und damit weniger als beim allgemeinen Vertrauensniveau hinsichtlich wichtiger Themen (49 Prozent). Von allen abgefragten konkreten Themenbereichen ist laut Studie das Vertrauen übrigens am geringsten beim Thema "Energieversorgung in Deutschland" mit insgesamt nur 36 Prozent Vertrauen (sehr/eher).

Bemerkenswert die Sicht der Studie auf nicht-etablierte Medien: Bezüglich Informationsangeboten im Internet hielten – wie in den Vorjahren – nur wenige Menschen Informationen von Videoplattformen für vertrauenswürdig (sieben Prozent). Unverändert niedrig sei auch das Vertrauen in Informationen sogenannter Sozialer Netzwerke (fünf Prozent) und Messenger-Dienste (fünf Prozent).

Ein sehr deutlicher Vertrauensrückgang sei bei "alternativen Nachrichtenseiten" zu verzeichnen: Vertrauten im Jahr 2020 noch 14 Prozent diesen Angeboten, seien es Ende 2022 nur noch fünf Prozent gewesen – das wäre ein Rückgang auf gut ein Drittel des Niveaus innerhalb von zwei Jahren.

Wie so oft lohnt an der Stelle ein Blick in das "Kleingedruckte", hier in die Fußnoten am Ende der Studie: "Neben einer etwaigen steigenden Unzufriedenheit mit diesen Angeboten könnte hierfür auch eine Aktualisierung der Beispiele für alternative Medientitel verantwortlich sein, die den Befragten im Jahr 2022 vorgelesen wurden."

In früheren Fällen seien diese Beispiele gewesen: "Politically Incorrect, Compact, Deutsche Wirtschaftsnachrichten oder Russia Today". Im Dezember 2022 habe man – unter anderem aufgrund der Sperrung von Russia Today in Deutschland – als Beispiele nunmehr "Junge Freiheit, Reitschuster, Compact, Tichys Einblick" verwendet. Das erscheint als eine erstaunlich einseitige Auswahl aus dem Spektrum möglicher "alternativer Nachrichtenseiten". 2022 noch "einseitiger" als schon 2020.

Jedenfalls: Diese – laut Studie – schwachen und tendenziell sinkenden Werte für wie auch immer "alternative Medien" scheinen die Wissenschaffenden vor allem als Hoffnung für etablierte Medien zu sehen:

Jene Ausgangssituation könne nämlich als "Chance für etablierte journalistische Medien interpretiert werden, mit den eigenen professionellen Angeboten sowohl über traditionelle Verbreitungswege als auch über starke eigene Auftritte im Internet beim Publikum zu punkten und sich das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger durch ein ebenso breites wie informatives und substanzielles Angebot langfristig zu sichern".

Man kann dies als dankenswerte Offenheit hinsichtlich der eigenen Position und Interessenlage der Studien-Verantwortlichen interpretieren.

Erhellend auch der Bereich "differenzierte Einstellungen gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk". Insgesamt halten – wie gesagt – laut Studie 62 Prozent der Befragten das öffentlich-rechtliche TV für sehr/eher vertrauenswürdig.

In den alten Bundesländern seien dies dabei 66 Prozent, in den neuen Bundesländern nur 41 Prozent. Zwischen diesen beiden Teil-Populationen scheinen also auch in jener Hinsicht Welten zu liegen.

Noch krasser ist die Ost-West-Differenz bei der Antwort: "keine angemessene Darstellung der gesellschaftlichen Meinungsvielfalt": Nur 22 Prozent im Westen, aber fast doppelt so viele Menschen (41 Prozent) im Osten stimmen dem zu. Deutschlandweit scheint zu gelten: In urbanen Milieus wird dem öffentlich-rechtlichen TV deutlich mehr vertraut als in ländlichen.

Besonders bemerkenswert die Übereinstimmung von parteipolitischer Orientierung der Befragten und ihrer vertrauensvollen Haltung zu ARD und ZDF: Einsame Spitze hier die Grünen: 84 Prozent ihrer Anhängerinnen und Anhänger äußern hohes Vertrauen zu diesen Medien, und auch andersherum wird ein (grüner) Schuh daraus: Nur zwölf Prozent der "Grünen" im Panel finden, die Programme des öffentlich-rechtlichen Fernsehens stellten die gesellschaftliche Meinungsvielfalt nicht angemessen dar.

Eine Art Gegenstück hierzu die Befragten mit angegebener AfD-Präferenz: 18 Prozent Vertrauen (immerhin, mag man sagen) und 72 Prozent Kritik wegen fehlender Meinungsvielfalt. Generell sagten nur 40 Prozent der Befragten, ARD und ZDF stellten die gesellschaftliche Meinungsvielfalt angemessen dar.

Das mag nicht zuletzt mit folgender Wahrnehmung zusammenhängen: Insgesamt sagen laut Studie nämlich immerhin 37 Prozent der Befragten, der öffentlich-rechtliche Rundfunk sei "zu eng mit der Politik verbunden".