Stürzt uns die Türkei in die Finanz- und Wirtschaftskrise 2.0?
- Stürzt uns die Türkei in die Finanz- und Wirtschaftskrise 2.0?
- Lockdowns verschärfen wirtschaftliche Widersprüche
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Verschuldung, Immobilienpreise und Aktienkurse so hoch wie nie. Lira-Krise unter Erdogan könnte nun der Auslöser für einen neuen weltweiten Crash werden
Die Lockdowns ab März 2020 haben zu einer Schwächung der Wirtschaftskraft insbesondere vieler mittlerer und kleiner Unternehmen und gleichzeitig zu einer Schuldenexplosion geführt. Die weltweiten Schulden sind heute so hoch wie noch nie und liegen – sowohl absolut wie auch im Verhältnis zur Wirtschaftskraft – deutlich höher als bei Ausbruch der Finanz- und Schuldenkrise des Jahres 2008.
Immobilienpreise sind derzeit bedeutend höher als 2007, als sie derart angestiegen waren, dass dadurch eine weltweite Immobilienkrise ausgelöst wurde.
Aktien sind momentan so teuer wie fast noch nie in den letzten 150 Jahren. Solch hohe Aktienkurse haben in der Geschichte immer einen Crash ausgelöst.
Es droht daher eine zweite Finanzkrise, die deutlich härter werden dürfte als die erste, weil der Bereinigungsbedarf heute sehr viel größer ist als 2008.
Wodurch aber könnte eine Finanzkrise 2.0 ausgelöst werden und wie könnte sie ablaufen? Der Auslöser dafür könnte die Türkei sein.
Höchster Weltschuldenstand der Geschichte
Die weltweiten Schulden haben Mitte 2021 mit 296.000 Milliarden bzw. 296 Billionen US-Dollar den höchsten Stand aller Zeiten erreicht. Sie lagen um 36 Billionen US-Dollar höher als vor den Lockdowns ab März 2020 und betrugen 353 Prozent der Weltwirtschaftskraft. Auf jeden Dollar Sozialprodukt kommen derzeit also 3,5 US-Dollar Schulden.
Damit sind die Schulden sowohl absolut wie im Verhältnis zur Wirtschaftskraft heute deutlich höher als 2008. Damals waren sie zu hoch, was zur Finanz- und Schuldenkrise 2007 bis 2009 führte.
Durch die Lockdowns wurde 2020 eine Jahrhundertkrise ausgelöst und gleichzeitig ein Schuldensprung wie noch nie in Friedenszeiten herbeigeführt. Wie sollen die Lockdown-geschwächten Unternehmen, Staaten und Haushalte die sprunghaft gestiegenen Schulden bedienen oder gar zurückzahlen?
Verschlechterung der Bonitätsstruktur
Die Zahl von so genannten Zombie-Unternehmen, die die letzten zehn bis 15 Jahre nur wegen der extrem niedrigen Zinsen überleben konnten, ist beachtlich. Die Schulden von bonitätsschwachen Unternehmen (sogenannte high yield oder BBB-geratete Anleihen) sind in den USA in den letzten zehn Jahren wegen des historisch einzigartig niedrigen Zinsniveaus sprunghaft gestiegen.
Einige Länder wie Griechenland oder Italien haben derart hohe Staatsschulden, dass deren Bedienung bei steigenden Zinsen leicht zu Problemen führen könnte.
Historisch hohe Immobilienpreise und Aktienkurse
Die Finanz- und Schuldenkrise 2007-2009 wurde durch zu hohe Immobilienpreise ausgelöst. Als die Immobilienblase platzte, begann die Finanzkrise. Heute sind die Immobilienpreise weltweit sowohl absolut wie im Verhältnis zu den Medianeinkommen signifikant höher als 2008.1
Aktien, hauptsächlich US-Aktien sind heute so teuer wie fast noch nie in der Geschichte. Das Shiller-PE-Ratio des S&P 500 ist derzeit mit 39,5 fast zweieinhalb Mal so hoch wie im Durchschnitt der letzten 150 Jahre.
Man muss heute für einen US-Dollar Unternehmensgewinn einen etwa zweieinhalb Mal so hohen Aktienpreis bezahlen wie in den letzten eineinhalb Jahrhunderten. Nur 1929 und 2000 waren Aktien ähnlich teuer wie heute. Beide Male kam es kurz darauf zu einem Börsencrash