Südasien: Auslaufmodell Demokratie

Seite 3: Bangladesch: Mit Autokratie den Sprung schaffen oder untergehen

Selbst die konservative Bertelsmann-Stiftung stuft Bangladesch seit dem Jahr 2018 als Autokratie ein. Allerdings hat das dem bangladeschischen Wirtschaftswachstum bis zur Corona-Krise nicht geschadet, im Gegenteil: Ein Atomkraftkraftwerk auf Schwemmland, an einem Fluss, der regelmäßig das Ufer wegreißt und dessen Wasser wegen Versandung nicht für das Kraftwerk zu benutzen ist: kein Problem in Bangladesch.

Ein Kohlekraftwerk in der Schutzzone der Mangrovenwälder der Sundarbans; Öl- und Kohletanker, die durch die geschützten Mangrovenwälder schippern und regelmäßig absaufen - auch kein Problem. Weitere Kohlekraftwerke gegen den Willen der Bevölkerung erst recht nicht, denn die Protestler werden einfach erschossen oder verhaftet.

Dass die Flüsse des Landes zum Teil nur noch aus Industrie- und Haushaltsabwässer bestehen: kein Problem. Landraub, für neue Industrieabsiedlungen: Da hilft die Regierung sogar mit. Versalzung der Felder für die Garnelenzucht, klar doch, so lange es Wachstum bringt. Opposition und andere Kritiker wurden ohnehin ruhiggestellt - fast alle Nicht-Regierungsorganisationen sind in der Hand der Regierung.

Firmen aus Europa und den USA lassen auch künftig Textilien in Bangladesch herstellen und drücken trotz anderslautender Versprechungen weiterhin brutal die Einkaufspreise - auf Kosten der Löhne, wie Professor Marc Anner mit einer aufwendigen Studie dokumentierte.

Billige Textilien aus Bangladesch haben neben Ausbeutung noch andere Nebenwirkungen. Foto: Gilbert Kolonko

Der Journalist Olivier Cyran zeigte in einer Reportage auf, dass auch hohe Regierungsmitglieder Bangladeschs schon zu "demokratischen" Zeiten von der Ausbeutung der eigenen Bevölkerung durch westliche Firmen profitiert haben.

Vom Klimawandel wird das dicht bevölkerte Bangladesch mit seinen 162 Millionen Einwohner schwer getroffen werden: Experten des Weltklimarates IPCC sagen voraus, dass das Land bis zu 20 Prozent seiner Fläche durch den steigenden Meeresspiegel verlieren wird.

So bleibt Bangladesch offenbar nur eine Wahl: Entweder es schafft ohne Rücksicht zulasten der eigenen Umwelt den Sprung zu einem zweiten Singapur, oder es geht unter. Großartige Ankündigungen von Klimazielen des Westens interessieren in Bangladesch niemanden mehr.