Syrien: Die SDF pausiert mit der Unterstützung für die USA

Angriffe auf Afrin. Bild: SDF-Press

Begründet wird dies mit den türkischen Angriffen auf Afrin

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Der Krieg der Türkei in Afrin hat nun eine klare Auswirkung auf die Militäroperation der USA weiter östlich in Syrien, im Euphrattal, bei Deir-ez-Zor. Es werde eine Pause bei den Operationen am Boden gegen den IS geben, gab Pentagon-Sprecher Col. Rob Manning bekannt. Die YPG-Kämpfer wechseln die Kampfzone.

Ein Statement der SDF wird für den heutigen Dienstag erwartet. Aus ihm lassen sich möglicherweise Schlüsse ziehen, die das Verhältnis zu den USA betreffen. Die YPG stecken in der Klemme. Solange sie nicht auf Distanz zu den USA gehen, wird es keine entscheidende Hilfe aus Damaskus für Afrin geben.

Die USA haben die SDF nötig

Die USA brauchen anderseits die Zusammenarbeit mit der YPG in Syrien, um den offiziellen Grund für ihre Militärpräsenz im Land, den Kampf mit den syrischen Kurden gegen den IS, aufrechtzuerhalten. Darauf sind sie umso mehr angewiesen, als der irakische Außenminister Ibrahim al-Jaafari noch einmal bekräftigte, dass die USA im Irak keine Erlaubnis für permanente Militärbasen bekommen.

Einer US-amerikanischen Unterstützung der YPG, die den Kern der SDF-Kräfte ausmachen, mit denen das US-Militär im Osten Syriens zusammenarbeitet, in Afrin stehen die Beteuerungen der USA gegenüber dem Nato-Partner Türkei entgegen, dass die eine Sache, die militärische Zusammenarbeit mit der YPG im Euphrat-Tal, mit der anderen, dem Angriff des türkischen Militärs mit islamistischen/dschihadistischen auf die YPG in Afrin, nichts zu tun habe. Das kann jetzt auch nicht mehr offiziell aufrechterhalten werden.

Würde sich die YPG von den USA entfernen und mehr Damaskus annähern, wäre die Frage, welchen Einfluss Moskau, das den Luftraum über Afrin beherrscht, dann auf die Türkei ausüben will. Ein Stopp der Luftangriffe? Gar ein Stopp der gesamten Operation "Olivenzweig"?

Die Türkei hatte kürzlich angedeutet, dass man die Operation einstellen würde, falls die syrische Regierung und die syrische Armee wieder für die Grenzsicherung zur Türkei verantwortlich würden. Ob das dann auch zutreffen würde, ist eine weitere Spekulation.

Militärische Erfolge der türkischen Operation in Afrin

Keine Spekulation, sondern Fakten sind die militärischen Erfolge der türkischen Operation in jüngster Zeit. Karten zeigen, dass die Zonen auf der syrischen Seite der Grenze, die unter Kontrolle der türkischen Militärs und den mit ihnen verbündeten syrischen Oppositionsmilizen stehen, deutlich angewachsen sind.

Die "Pufferzonen" wachsen zusammen und werden zu einem Ring. Das ist für die YPG-Kämpfer und für die Bewohner Afrins umso bedrohlicher, als der türkische Präsident vor Wochen angekündigt hatte, dass die Operation Olivenzweig die Stadt Afrin einkesseln werde.

Jüngste Meldungen über türkische Spezialtruppen, erfahren im Straßenkampf, die zum Einsatz nach Afrin beordert wurden, bekräftigen, wie ernst es Erdogan mit dieser Absicht ist. Das sind schlimme Nachrichten für die Einwohner von Afrin, zumal die eingesetzten Spezialkräfte eine äußerst brutale Vorgeschichte beim Krieg gegen Kurden in Cizre und anderen Orten im Südosten der Türkei haben

Wie in kurdischen Medien zu verfolgen - und anderswo -, gibt es intensive türkische Angriffe auf Jindires (auch: Jandires, Jendires, Jendeires, Cindirês), mit Artillerie und aus der Luft. Auch die Stadt Afrin wird laut ANF bereits aus der Luft angegriffen.

Die sozialen Medien sind voll mit Fotos, die zu belegen versuchen, was die Türkei bestreitet oder zumindest herunterzuspielen versucht: Dass Zivilisten zu den Opfern der Angriffe gehören und dazu der Vorwurf, dass dies mit Absicht geschieht. Angesichts der Medienpolitik der Türkei - mittlerweile genügt es, ein falsches Lied zu singen, um hinter Gitter zu kommen - wird die Quellenlage schwierig, sehr zum Vorteil der Regierung in Ankara.

Türkische Kooperation mit al-Nusra

Auch ein anderer Vorwurf könnte weitere Wellen schlagen. Dass zu den Bodentruppen der türkischen Operation "Olivenzweig" Milizen gehören, die gegen die Regierung in Damaskus opponieren, wird auch von der Türkei nicht bestritten. Dort bezeichnet man sie als FSA (Freie Syrische Armee), was ein Schummeletikett ist.

Baschar al-Assad machte sehr bald nach dem 20. Januar, dem Beginn der Operation "Olivenzweig", deutlich, dass Erdogan in enger Beziehung zu "Terroristen" steht. Nicht nur in kurdischen Publikationen, aber hauptsächlich dort, war zu lesen, dass auch Kämpfer der al-Nusra-Front und von Ahrar al-Sham bei der türkischen Operation "Olivenzweig" mitmachen.

Bislang gibt es nur ein religiöses Gutachten, das es Dschihadisten erlaubt, bei der Operation aufseiten der Türkei zu kämpfen, als offizielles Signal dafür, dass Gotteskrieger, die ihre Sache fundamental ernst nehmen, mit von der türkischen Partie sind.

Sollte sich herausstellen, dass tatsächlich Mitglieder der al-Nusra-Front oder von Ahrar al-Sham die Türkei unterstützen, so gelangt man wieder zur Frage, ob sie jedes Mal mit al-Qaida gleichzusetzen sind. Für Ost-Ghouta stellte der russische Außenminister Lawrow klar: "Der Kampf gegen die terroristische Gruppe Jabhat al-Nusra in Ost-Ghouta ist absolut legitimiert."

Das ist eine sehr gute Maxime für ganz Syrien. Hoffentlich wird das in Afrin auch konsequent so gehandhabt.