Syrien: Die Türkei als Garantiemacht der Opposition?

Seite 2: Das Drei-Staaten-Treffen in Moskau

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Wie das Drei-Staaten-Gipfel-Treffen am Dienstag in Moskau - zu dem laut Lawrow diejenigen eingeladen wurden, die die Situation in Syrien wirklich beeinflussen können - bekräftigte, fokussiert Russland seine Interessen in Syrien auf Aleppo hinaus. Es geht jetzt um die politische Konzeption der Zukunft des Landes.

Verteidigungsminister Schogui wird von Reuters damit zitiert, dass eine "Moskauer Erklärung" ausgearbeitet wurde, die eine Vereinbarung zwischen der syrischen Regierung und der Opposition zum Ziel habe. Iran, Russland und die Türkei sollten die Garantiemächte dafür sein. Der Türkei kam dabei, laut gestrigen Kurzmeldungen, die Rolle der Oppositionsvertretung zu (eine Rolle, die durch einen aktuelle al-Monitor-Bericht über Milizen, die sicht der türkischen Euphrates-Shield-Operation anschließen bestätigt wird).

Das hat auch boulevardeske Noten, wie ein Video zeigt, in dem Erdogan das Aleppo-Twitter-Mädchen Alabed Bana herzt.Man darf auf weitere Überraschungen im Umgang der Türkei mit der syrischen Opposition gespannt sein.

Scharfe Absage an die US-Einmischung

Bislang sind noch keine Einzelheiten des Fahrplans zum Frieden in Syrien bekannt. Angesetzt ist ein weiteres Treffen in Kasachstan, wo dann vermutlich Genaueres verkündet wird. Klar ist bislang nur, dass das Dreier-Bündnis und die Ausarbeitung eines Friedensfahrplans eine scharfe Absage der Syrienpolitik der USA und der Einmischungen ihrer westlicher wie regionaler Verbündeter (Saudi-Arabien, Katar) ist.

In Syrien müssen Spaltungen überwunden werden; es geht nicht nur um Baschar al-Assad auf der einen und Dschihadisten auf der anderen Seite, sondern, wie dies nun auch im Lager der Verbündeten Syriens zum Thema gemacht wird, um Positionen jenseits dieser binären Aufteilung:

Die Beendigung der Herrschaft der Dschihadisten in Aleppo und die damit verbundene politische Niederlage ihrer Unterstützer, der USA sowie ihrer westlichen und arabischen Unterstützern, eröffnet neue Möglichkeiten der Vermittlung zwischen der politischen Führung in Damaskus und ihren nicht-terroristischen Opponenten, dies deutet ein Kommentar des Syrien-Spezialisten Elijah J.Magnier zum Treffen an.

Aus Magniers Sicht geht es den drei Garantiemächten zunächst einmal darum, die militärische Situation zu beenden und dann erst um politische Lösungen. Ein paar Milizen werden, wenn denn die Interpretation zutrifft, nach Aleppo mit neuen Augen gesehen. Auch das ist nur ein Ausschnitt aus der komplizierten Gegenwart in Syrien.