Syrien: Rakka und das Tauziehen um Einfluss

Seite 3: Ethnische Säuberungen in der Sheba-Region

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Haci Ahmed, der Kommandant der zu der SDF gehörenden Armee der Revolutionäre (Jaysh al-Thuwar), berichtet, dass die von der Türkei unterstützten islamistischen Milizen al-Nusra, Ahrar al-Sham und die Sultan-Murad- und Yavuz-Sultan-Selim-Brigaden die angestammte Bevölkerung der Sheba-Region zwischen Jarablus und Azaz gezielt vertreiben.

Sie würden die Menschen, die nicht fliehen, entführen, foltern und ermorden sowie das Eigentum der Geflohenen beschlagnahmen. Nur durch Lösegeldzahlungen könnten sie sich freikaufen und fliehen. Die Häuser und das Eigentum der Vertriebenen würden an Turkmenen übergeben, um so eine Rückkehr der Bewohner zu verhindern.

Die dort angesiedelten Turkmenen sollen dann das Gebiet kontrollieren. Dies sei die Politik der Türkei, um die Demographie zu Ungunsten der kurdischen Stammbevölkerung zu verändern.

Der Kommandant berichtet über Ansiedlungen von Arabern aus Damaskus, Hama und Homs sowie von Turkmenen aus Turkmendağı und Idlib. Auch er weist auf eine Zusammenarbeit mit Iran und der syrischen Regierung hin. Die turkmenischen Brigaden seien allesamt in militärischen Ausbildungszentren in der Türkei ausgebildet worden, berichtet Ahmed.

Zudem würden die türkischen Truppen und ihre Milizen alle historischen Gebäude in den Städten zerstören und überall Fotographien von Atatürk aufstellen. Bei al-Bab hätten sie eine Militärbasis im Scheich Akil Hügel gebaut, um die militärische Kontrolle über die Region zu halten.

Mitte Juni überfielen die Proxytruppen unter Befehl des türkischen Offiziers Ramazan Osmanoğlu mehrere Dörfer in der Shehba-Region, darunter Til Circî, Sosinbat, Numan, Qibşîh und Kelben. 100 Kurden wurden entführt. Sie entwendeten die Autos, die Handys und das Geld der Dorfbewohner. Sie schlugen die Frauen und Kinder und drohten: "Du wirst Zeuge sein für etwas, das schlimmer ist als der IS, wir werden das tun, was sie nicht mit dir gemacht haben" und "Du Kurde hast keinen Platz in diesen Dörfern. Was zum Teufel machst du hier und warum gehst du nicht?" Im Dorf Zulud wurden 40 neue Familien angesiedelt und dafür 20 kurdische Familien vertrieben.

Machtkampf zwischen den islamistischen Gruppen in al-Bab

Mitte Juni brachen in der nordsyrischen Stadt heftige Kämpfe zwischen den türkischen Proxytruppen aus. Die Hamza-Brigade geriet mit der Faylq al-Sham-Division, Ahrar al-Sham und dem 1. Regiment der FSA aneinander. Dabei attackierte die Hamza Brigade das Hauptquartier der FSA und exekutierte 15 Mitglieder, Dutzende wurden verletzt.

Die Gründe für die Zusammenstöße blieben im Unklaren. Wahrscheinlich ging es um Einflussgebiete der Warlords, um Waffen und Geld. Lokale Quellen berichteten, dass der Konflikt wegen dem zunehmenden Einfluss von Tahrir al-Sham, einer Miliz, die unter dem Dach von al-Nusra operiert, auf die türkisch kontrollierten Gebiete ausgebrochen war.

Im Februar übernahmen die von der Türkei unterstützten Milizen die Stadt vom IS und teilten sie in diverse Einflusszonen auf. Die Türkei sandte Kriegsflugzeuge, Panzer und Artillerie, um die sunnitischen, arabischen Einheiten zu unterstützen. Sie sollten den weiteren Vormarsch der Armee der Nordsyrischen Föderation verhindern.

In der Stadt Maarat al in der nordwestlichen Provinz von Idlib brachen ebenfalls Kämpfe zwischen Tahrir al-Sham, der Abspaltung von al-Qaida, und einer vom Westen unterstützten Gruppe der FSA aus.

Der Kommandant der Manbij-Brigade und alle seine Kämpfer verließen Mitte Juni das Bündnis des türkischen "Euphrat-Schild". In der Begründung hieß es, die Operation Euphrat-Schild stelle eine türkische Invasion und eine Besetzung ihres Heimatlandes dar. Auch 60 Kämpfer der Sultan-Murat-Brigade verließen das Bündnis und liefen entweder zu den Regierungstruppen oder zu den SDF über.

Wachsende Besorgnisse in China

Ein Reporter des Al Aan TV aus Dubai berichtete über die Ansiedlung von 10-20.000 islamistischen chinesischen Uiguren in der Provinz Idlib. Auch hier gebe es einen massiven Eingriff in die Demographie der Provinz. Die chinesische Regierung ist beunruhigt. Seit 2012 beobachtet sie die zunehmende Ausreise islamistischer Uiguren nach Syrien. Generalmajor Jin Yinan warnte, chinesische Militante der Ostturkestanischen Islamischen Bewegung (ETIM) /Turkistanische Islamische Partei (TIPP) würden sich den Islamisten in Syrien anschließen.

TIPP strebt die Einrichtung eines islamischen Kalifats in Xinjiang in China an. Die chinesische Regierung warf 2015 der Türkei vor, über die türkischen Botschaften falsche Pässe für die Uiguren auszustellen, damit sie über die Türkei nach Syrien einreisen können, um sich dem Dschihad anzuschließen.

Uigurische Flüchtlinge bestätigten, dass sie von der türkischen Botschaft in Malaysia mit den nötigen Papieren versehen worden waren. Ein israelischer Geheimdienstbericht brachte ans Licht, dass es in den Reihen von Ahrar al-Sham um die 5.000 chinesische militante Uiguren gibt.