Taktik der verbrannten Erde

Seite 2: ERÖFFNUNG EINER NEUEN JAGD AUF "UNERWÜNSCHTE"

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Die letzte Sitzung des serbischen Parlaments am 28 September 1998 zeigte den höchsten Grad an ethnischer Homogenisierung und an perfekter Einheit zwischen Führer, Menschen und politischen Parteien, die seit Beginn der letzten Kriege im Balkan (1991) erreicht wurde.

Natürlich geht der Krieg im Kosovo weiter, aber mit anderen Mitteln. Kleine Konzessionen wurden an die internationale Gemeinschaft gemacht, so daß das Regime an der Macht bleiben kann. Für eine lange Zeit war der Patriotismus der einträglichste Geschäftszweig in Serbien. Deswegen stolzieren die Mitglieder des Regimes und die Menschen mit der gemeinsamen Überzeugung herum, den Kosovo mit dem Leben und Leiden anderer Menschen zu verteidigen.

Um das Bild von Seselj zu stärken, der in der politischen Szene von Serbien einer der größten Chauvinisten und Antreiber der ethnischen Säuberung ist, zitieren wir aus seiner letzten Rede an das Parlament, als er die "inneren Feinde" Serbiens bedrohte:

"Wir sollten die amerikanischen Drohungen sehr ernst nehmen, aber wir dürfen keine Angst haben. Wir werden eine große Zahl an Opfern und große materielle Schäden zu bedauern haben, aber wir werden das Vaterland nicht verlieren. Wir müssen mit allen Mitteln kämpfen, unabhängig davon, wer uns angreift. Unsere Entschlossenheit, uns mit allen Mitteln zu verteidigen, sollte den Beweis liefern, daß sie ihre Unterstützer zurückziehen sollten, wenn sie angreifen wollen."

Seselj forderte die Amerikaner dazu auf, wenn sie Serbien angreifen, "ihre Kollaborateure wie die Mitglieder des Helsinki Komitees für Menschenrechte, des Intellektuellenzirkels in Belgrad oder der Frauen in Schwarz aus dem Land zu schaffen und sie nicht als Geiseln hier zu lassen. Vielleicht können wir nicht jedes Flugzeug abschießen, aber wir können diejenigen ergreifen, die sich nah bei uns befinden."

Natürlich hat Seselj als Vizepräsident sein Amt mißbraucht, aber das sollte niemanden verwundern. Mitglieder des Parlaments und der Regierung haben Seselj und auch jetzt wieder seine aggressive, chauvinistische und militaristische Politik unterstützt, die Gewalt als einziges Mittel der Regierung begreift.

Die Erfahrung hierzulande zeigt, daß zuerst die Rhetorik des Lynchens und das Lynchen der Menschen kommt. Da wir in diesem Land mit keinem Schutz rechnen können, informieren wir Sie über diese Drohung. Dieselbe Nachricht werden wir allen wichtigen internationalen Organisationen zusenden. Es scheint so, als könne nur die internationale Öffentlichkeit unser Schutz sein.

Belgrad, den 30. September 1998 Frauen in Schwarz