Telepolis Top 10 der Netzlabels

Mit Anspieltipps für den MP3-Player

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Kostenlose Musik gibt es überall im Netz - nicht nur als Stream auf MySpace und YouTube, sondern auch von Netlabels, bei denen man die häufig unter Creative-Commons-Lizenzen stehenden Stücke nicht erst mühsam konvertieren muss. Angesichts der Vielzahl der Labels ist es allerdings schwer, sich einen Überblick zu verschaffen - allein der Netlabel-Catalogue von Phlow umfasst mehrere hundert Sites. Wir haben 10 ausgewählt und geben Anspieltipps.

Label 1

Thinner
Das bekannteste Netlabel, Thinner, kann auf eine mehrjährige Geschichte zurückblicken. Die Kritiker von de:bug liebten den minimalistischen Dubtechno-Sound, als es im Heft noch Netaudio-Besprechungen gab.

Anspieltipps:
krill.minima - in einem Traum, den ich einst hatte
Marko Fürstenberg - Steinbruch
Das Kraftfuttermischwerk - Liebe zur Sonne, zur Freiheit

Label 2

Panospria
Experimentelle elektronische Musik aus Kanada, die teilweise nach den frühen Veröffenlichungen des finnischen Insider-Label Sähkö klingt.

Anspieltipps:
Nuthre & Vaughn - stop opening a file
Darcin - Statique & Glockenspiels

Label 3

Upitup
Fröhliche Musik aus Italien (aber kein Italo-Disco). Für Freunde der seltsamen Synthesizer-Musik von Jean-Jaques Perrey und den Pseudo-Electro-Rap von DMX Krew ein Muss.

Anspieltipps:
Roglok - Chicken Smith
Pierlo - Rudi's Auto Riding
Primix For Kids - Sprecken Sie Deutsch

Label 4

Chase Records
Ein 2005 gegründetes französisches Label, das sich der härteren elektronischen Musik widmet. Breakcore und vertrackte Rhythmen wechseln sich ab - das Meiste ist recht düster gehalten. Ein Nachteil dieses Labels ist, dass nur komplette Alben heruntergeladen werden können - keine einzelnen Tracks.

Anspieltipps:
Still Searching for Humans - Manni hat Angst aus: Safety First
Seahorse Drivers - The New World Nuclear Power aus: We Deliver Soul

Label 5

Rhyme Torrents
Streng gesehen kein Netlabel, sondern eine Compilation-Reihe, die Nerdcore gewidmet ist - einem Rapstil, dessen Protagonisten Nerdthemen behandeln: Science Fiction, Social Networking, Programmierung, Filesharing. Einer möchte der Nachfolger des Star Wars Kids werden, andere stilisieren sich zu den Gangstern des Genres: Spammer und Botnetz-Betreiber.

Anspieltipps:
1337 G33K B3AT - Emulation Station
Beefy - Internet Celebrity
Futuristic Sex Robotz - Fuck The MPAA
Schaffer The Darklord - Robot Apocalypse

Label 6

Comfort Stand Records
Ein nicht mehr aktives Label, das sich Exotica und artverwandter seltsamer Musik verschrieben hat. Was mit einem Paukenschlag begann, der Compilation Two Zombies Later, ging vielversprechend weiter, z. B. mit einem dementen alten Mann, der sich für einen Country-Superstar hielt, oder einer Compilation von Porno-Musik. Großartig!

Anspieltipps:
Jan Turkenburg - Giant Steps
Mar-Tie - Tribute to Betoven
Big City Orchestra - Buddah69
Vagina Jones - Hard Shoe

Label 7

WM Recordings
Ein niederländisches Label, das man als Nachfolger von Comfort Stand sehen könnte. Viele Künstler haben auf beiden Labels veröffentlicht - und es gibt ebenfalls Compilations zu abstrusen Themen wie Numerologie und Mystik.

Anspieltipps:
Stark Effect - Testing 1-2-3
Künstler Treu - Deutschland, Deutschland, weiches Brötchen
Gitarrenarmee - Composing after Playing part 3

Label 8

8bitpeoples
Die Klammer um dieses Label ist klar und eindeutig: Klänge von 8-Bit-Rechnern, seien es Homecomputer oder Spielconsolen. Dort veröffentlicht auch der Entwickler der Gameboy-Musiksoftware Nanoloop. Natürlich finden sich auch genügend Anspielungen auf die Hochzeit der 8-Bit-Klänge, die 1980er Jahre - u. a. eine Compilation mit Coverversionen von Axel F, Jahre bevor sich Crazy Frog dessen annahm.

Anspieltipps:
Nullsleep - Depeche Mode gameboy minimix
I, Cactus - Green Cactus
Dorothy's Magic Bag - Stuck in Cue

Label 9

The Umbrella Noize Collective
Ein US-amerikanisches Label für experimentelle Musik, Drone und Noise aus dem Umfeld der Snuggles-Mailingliste, deren Veröffentlichungen in derart schneller Abfolge erscheinen, dass es schwierig ist, das Material zu sichten (geschweige denn zu hören). Dennoch sehr empfehlenswert, wenn man sich auf die (Nicht-)Musik einlässt und in Kauf nimmt, dass die Stücke gerne mal über 10 Minuten lang sind.

Anspieltipps:
The Former Yugoslavia - The Competent Forum
DJ HDD - I Am Bent/Soundpaintings

Label 10

Con-v
Ein weiteres Label, das sich den experimentellen Spielarten der Musik widmet - in diesem Fall düsterem Ambient. In Spanien beheimatet, fällt es durch großartige Soundscapes auf, die auch bei wiederholtem Anhören nicht langweilig werden. Auch hier sind die Tracks häufig länger, als es mainstreamradiogeschulten Ohren lieb ist.

Anspieltipps:
Meri von Kleinsmid - metropolis (ubeboet remodel)
Twentytwentyone Laptop Quartet - Treatise
Sascha Neudeck - Knochenkraut