Todesursache: Klimawandel
Seite 2: Bis zu 95 Arten gehen an jetzigen Standorten verloren
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Natürlich kommen nicht nur neue Tierarten, auch die Pflanzenwelt gerät aus dem Takt. Für eine Studie ermittelte das Bundesamt für Naturschutz in einem ersten Schritt, wo die artenreichsten Pflanzenbiotope zu finden sind: in den Alpen und im Alpenvorland, in den süddeutschen Mittelgebirgen, in Teilen des Erzgebirges und der zentralen Mittelgebirge. 350 bis 450 der 550 untersuchten Pflanzenarten sind dort heimisch.
Artenärmer sind die Küstenregionen und das deutsche Tiefland, wo 115 bis 200 der untersuchten Spezies gefunden wurden. In einem zweiten Schritt betrachteten die Experten, was die absehbaren Klimaveränderungen für diese Pflanzenvorkommen bedeuten.
Ergebnis: Bereits bis Mitte des Jahrhunderts gehen 15 bis 95 Arten an ihren jetzigen Standorten verloren. Besonders treffen wird es jene Gebiete, die sich schon stark erwärmt haben, der Rheingraben im Südwesten, Gebiete in Sachsen und Sachsen-Anhalt, am schwersten Brandenburg. Dort wird der Prognose zufolge bis zur Hälfte der heute anzutreffenden Pflanzen verschwinden.
Das was kommt, bringt auch in der Flora oft Probleme mit. Unter anderem der wärmeliebende Riesenbärenklau, der aus Kleinasien stammt, sich mittlerweile prächtig in unseren Breiten vermehrt. Dummerweise sondert die bis zu drei Meter hohe "Herkulesstaude" einen giftigen Saft ab, was ihn besonders für Kinder zu einer gefährlichen Pflanze macht.
Wegen steigender Temperaturen haben sich die Lebensräume für viele Tiere und Pflanzen im weltweiten Durchschnitt bereits um rund 17 Kilometer pro Jahrzehnt in Richtung der Pole verschoben, umgerechnet 4,5 Meter pro Tag. Bei stärkerem Klimawandel nimmt das Tempo zu, und viele Tiere und Pflanzen werden dann schlicht nicht mehr hinterherkommen.
Muss der Mensch dafür sorgen, dass der Brockenanemone überlebt? Brauchen wir den Moselapollofalter, Fadenmolch und die Rotbauchunke wirklich? Oder können die nicht weg?
Horst Korn vom Bundesamt versucht die Antwort mit einer Gegenfrage: "Brauchen wir den Kölner Dom?" Der Biologe meint das völlig ernst. Natürlich betreffe das Überleben bedrohter Spezies einen kulturellen Aspekt: "Wir Menschen haben Verantwortung - für das Überleben des Moselapollofalters genauso wie für den Erhalt dieses berühmten Gotteshauses." Denn die Erderwärmung sei ja kein Naturphänomen, "sie ist menschengemacht, also von uns".
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