Trotz Krisenmaßnahmen: Inflation im Euroraum auf neuem Rekordhoch
Seite 2: Gier und Spekulation
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Wie hier schon vor längerer Zeit aufgezeigt, hatte auch die Spritpreisexplosion, die für die Inflationsentwicklung bedeutsam ist, real nur wenig mit den gestiegenen Ölpreisen zu tun. 2008 kostete das Barrel Öl fast 150 US-Dollar, doch stieg damals der Dieselpreis nur auf etwa 1,50 Euro an. Derzeit kostet das Barrel Nordseeöl Brent aber nicht einmal 109 Dollar.
Dass Gier und Spekulation eine bedeutsame Rolle bei der Energiepreisexplosion für Verbraucher zu tun hat, wurde hier auch schon erklärt.
Doch es ist offensichtlich, dass dagegen genauso wenig vorgegangen werden soll, wie die Geldpolitik geändert werden soll, die für hohe Energiepreise ebenfalls mitverantwortlich ist. Wie in Frankreich oder Spanien denkt man viel lieber auch in Deutschland über absurde Tankrabatte nach. Man will auch hier Spritpreise subventionieren, um die Inflationsraten zu stabilisieren oder zu senken. Spekulationsgewinne anzugreifen, darüber denkt man lieber nicht nach.
Ein oben angedeutetes Problem sollte nicht unbeachtet bleiben. Denn es ist die EZB-Politik des extrem billigen Geldes, die zwar auf der einen Seite die Staatsverschuldung für einige Länder bezahlbar hält und die Schulden nun zum Teil über die hohe Inflation weginflationiert. Aber es ist diese Geldpolitik, die für die extrem hohen Energiepreise mitverantwortlich ist.
So werden über die Geldpolitik nicht nur Sparer immer schneller enteignet, die keine Zinsen bekommen, bisweilen sogar Negativzinsen und immer neue Gebühren bei Banken bezahlen müssen, sondern ihnen wird das ständig entwertete Geld immer schneller für hohe Preise aus der Tasche gezogen.
Schließlich wird beispielsweise Öl auf dem Weltmarkt in US-Dollar bezahlt. Da die EZB aber an der Geldpolitik nichts ändert, die US-Notenbank FED derweil zum Beispiel auch die Leitzinsen schon erhöht hat, gibt der Euro gegenüber dem Dollar weiter nach. Kapital fließt in Richtung der Währungsräume ab, in denen die Leitzinsen wie in den USA erhöht wurden. Das verteuert natürlich Energieimporte für Verbraucher im Euroraum über den sich veränderten Währungskurs weiter.
Umso stärker sich der Euro gegenüber dem Dollar verbilligt, umso teurer wird Öl und Gas für die Verbraucher im Euroraum, auch wenn die Preise für Öl und Gas gar nicht ansteigen.
So hätte die EZB, anders als sie behauptet, sehr wohl eine Möglichkeit, dämpfend auf die Energiepreise einzuwirken – und damit natürlich auch auf die Inflation. Das hätte aber als Wirkung, dass hochverschuldete Staaten wie Frankreich, Spanien, Italien und Griechenland über steigende Leitzinsen in die Bredouille kämen, da der Schuldendienst darüber teurer oder sogar unbezahlbar würde.
Somit ist man in der Lagarde-EZB in Frankfurt am Main aber tief in die Sackgassen gerannt, dass man lieber Energie und Spritpreise über das billige Geld subventioniert – und damit die Staatsverschuldung weiter hochschießen lässt.
Verfehlte Konjunkturpolitik
Die EZB ist inzwischen ganz offensichtlich in einem Teufelskreis gefangen, aus dem sie nicht aussteigen will. Je später sie das tut, umso heftiger werden allerdings die Bremsspuren.
Da die EZB seit vielen Jahren Konjunkturpolitik macht, prügelte sie über ihre Geldpolitik den Euro gezielt nach unten, um Waren aus dem Euroraum für andere Währungsräume billiger zu machen und damit die Exporte und die Konjunktur zu stärken.
Jetzt zahlen wir eben den Preis für diese völlig verfehlte Politik. Doch die erwartete Ernte fällt dafür fällt derzeit weitgehend aus, da Lieferengpässe und Probleme in den Lieferketten dazu führen, dass man zwar auf dem Weltmarkt billiger verkaufen könnte, aber dort nicht verkaufen kann, weil man nicht liefern kann.
Wir haben es also mit einem perfekten Sturm zu tun – und die Anzeichen für eine gefährliche Stagflation, dass eine hohe Inflation mit einer Stagnation der Wirtschaft oder mit einer Rezession zusammenfällt, werden immer deutlicher. Der Werkzeugkasten, mit dem die EZB stimulierend auf die Konjunktur Einfluss nehmen könnte, ist aber inzwischen leer.
Es ist kein Wunder, dass angesichts dieser Entwicklung, die Wachstumsprognosen ständig zurückgenommen werden. Dabei sollte doch gerade jetzt ein starkes nachholendes Wachstum nach der Covid-Pandemie kommen. Doch das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland ist im ersten Quartal gegenüber dem Vorquartal gerade einmal um schwache 0,2 Prozent gestiegen.