Trump-Merkel: Exportweltmeister unter Druck

Seite 3: Wieso Westorientierung?

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Es ließe sich somit zu Recht fragen, wieso die Bundesregierung an ihrer geopolitischen Westorientierung festhält, wenn die Forderungen und der Druck aus Washington dermaßen ansteigen. Wieso orientiert sich Berlin nicht eher an Moskau, an einer "eurasischen" Allianz, anstatt an der "atlantischen" Option festzuhalten? Wieso unterzieht sich Merkel dieser "Demütigung", (Zeit) anstatt andere geopolitische Optionen wahrzunehmen?

Diese simple Frage lässt sich mit einem Blick auf die Handelsbilanzen der Bundesrepublik schnell beantworten. Laut dem Ostausschuss der deutschen Wirtschaft betrugen die deutschen Exporte in die Russische Föderation 2017 knapp 26 Milliarden Euro, bei Importen im Wert von 31 Milliarden Euro. In die Vereinigten Staaten - den größten Importeur deutscher Waren - führte die Bundesrepublik im gleichen Zeitraum Waren im Wert von 111 Milliarden Euro aus, wobei der Deutsche Exportüberschuss 2017 gegenüber dem Vorjahr sogar leicht anstieg: von 48,9 auf 50,5 Milliarden Euro.

Allein der deutsche Exportüberschuss in die USA ist nahezu doppelt so groß wie die Gesamtexporte der Bundesrepublik in die Russische Föderation. Diese grundlegende Handelsstruktur bildet einen zentralen Faktor bei der Entscheidungsfindung deutscher Funktionseliten in Politik und Wirtschaft. Und deswegen bleibt die russische/eurasische geopolitische Option auch eine Minderheitenmeinung innerhalb der deutschen Funktionseliten, die für gewöhnlich eher von Mittelständlern und "Familienunternehmern" vertreten wird, die eher betriebswirtschaftlich denken und ihren durch US-Sanktionen entgangenen Russland-Geschäft nachtrauern. Für gewöhnlich sind es gerade die Großkonzerne, die eher volkswirtschaftlich strategisch denken, einen Blick auf die Handelsbilanz werfen - und entsprechende Empfehlungen an die Politik geben. Im Gegensatz zu vielen Putintrolls können deutsche Kapitalfunktionäre noch rechnen.

Die US-Zeitschrift Politico brachte diese ökonomische Abhängigkeit, die im Gefolge des Trumpschen Protektionismus dem Weißen Haus enorme Druckmittel gegenüber Berlin verschaffte, in klaren Worten zum Ausdruck:

Die Schwierigkeit für Merkel besteht darin, dass Deutschland die USA so sehr wie nie zuvor braucht, vor allem wenn es um Handel geht. Deutschland exportiert in die USA mehr als in jedes andere Land - nahezu 112 Milliarden an Warenwert allein 2017. Die Maschinen und Autos, die Deutschland in die USA verkauft, sind der Kern seiner Ökonomie und, indirekt, derjenigen Europas.

The Hill

Indem der Rechtspopulist Trump die globalen handelspolitischen Spielregeln änderte, die neoliberale Globalisierung durch die Drohung mit neonationalistischem Protektionismus ablöste, hat der die deutsche "Exportstärke" in eine strategische Schwachstelle deutscher Geopolitik verwandelt.

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