Trump über Grönland: "Wir wären interessiert"
Regierungsvertreter der Insel meinen, man stehe "nicht zum Verkauf", sei aber "offen für Geschäfte"
Kurz vor seinem Staatsbesuch in Dänemark hat Donald Trump einen Bericht des Wall Street Journals bestätigt, dass er seine Berater fragte, ob es möglich wäre, dem skandinavischen Land die Eisinsel Grönland abzukaufen. "Das", so Trump, sei "etwas, über das wir [intern] gesprochen haben": "Die Idee ist aufgekommen und ich habe gesagt, dass es sicherlich strategisch interessant ist und wir interessiert wären".
Dass Grönland für die USA "strategisch interessant" ist, ergibt sich unter anderem aus seiner Lage in der Nähe zum Nordpol und zu Russland. Deshalb wollte bereits der demokratische US-Präsident Harry S. Truman die bis 1933 zwischen Dänemark und Norwegen umstrittene Kolonie kaufen. Dänemark lehnte das damals ab, erlaubte den Amerikanern aber den Bau von Luftstützpunkten. Später kamen zum militärstrategischen Wert Grönlands noch Spekulationen über Bodenschätze hinzu, die unter dem Eis und unter dem Polarmeer schlummern könnten.
"Reich an Mineralien, sauberstem Wasser und Eis, Fischbeständen, Meeresfrüchten, erneuerbarer Energie"
Allerdings ist Grönland seit 1953 keine dänische Kolonie mehr, sondern ein Gebiet mit seitdem stetig wachsenden Selbstverwaltungsrechten (vgl. Grönland auf dem Weg in die Unabhängigkeit). Die sind so umfassend, dass es beispielsweise in den 1980er Jahren aus der EU austreten konnte, während Dänemark darin verblieb (vgl. Wie ein Brexit ablaufen könnte).
Deshalb hat die Insel auch ein eigenes Außenministerium, das auf die Wall-Street-Journal-Meldung hin via Twitter wissen ließ, man stehe zwar "nicht zum Verkauf", sei aber "offen für Geschäfte" und überdies "reich an Mineralien, sauberstem Wasser und Eis, Fischbeständen, Meeresfrüchten, erneuerbarer Energie" sowie ein "neues Ziel des Abenteuertourismus". Ähnlich äußerte sich der grönländische Premierminister Kim Kielsen, der der Siumut-Partei angehört: "Wir haben", so der Sozialdemokrat, "eine gute Zusammenarbeit mit den USA, und wir betrachten dies als Ausdruck eines größeren Interesses an Investitionen in unser Land und an den Möglichkeiten, die wir bieten".
Kopenhagen muss derzeit Geld zuschießen
Im Vergleich zur Fischereiindustrie, die gut 90 Prozent der grönländischen Exporte herstellt, spielen die anderen vom grönländischen Außenministerium genannten Vorzüge in finanzieller Hinsicht immer noch eine relativ kleine Rolle. Deshalb muss Kopenhagen die weniger als 56.000 Einwohner mit umgerechnet etwa 700 Millionen US-Dollar jährlich bezuschussen, wie Trump anmerkte. Das könnte sich ändern, wenn die 2013 vom Inatsisartut, dem grönländischen Parlament, verabschiedete allgemeine Erlaubnis, Bodenschätze abzubauen, größere Früchte trägt als nur eine Gasbohrplattform des britischen Unternehmens Cairn Energy .
Der Abbau so genannter "Seltener Erden" und anderer Bodenschätze scheitert bislang noch an einem Missverhältnis zwischen den Förderkosten auf der zu 85 Prozent mit einer bis zu drei Kilometer dicken Eisschicht bedeckten Insel und den Weltmarktpreisen (vgl. "Seltene Erden": Nur eine begrenzt lange wirksame Handelswaffe). Eine Goldmine der kanadischen Crew Gold Corporation wurde deshalb wieder geschlossen.
Auch die Energieerzeugung aus schmelzendem Eis ist bislang eher ein Konzept als ein Wirtschaftsfaktor. Besser voran ging es mit dem Aufbau einer Tourismusindustrie, die inzwischen jährlich mehr Besucher auf die Insel lockt, als das Land an Ansässigen hat. Ein großer Teil der Besucher kommt auf Kreuzfahrtschiffen, die mit Walen und kalbenden Gletschern als Sehenswürdigkeiten werben.
Insgesamt 14 US-Bundesstaaten käuflich erworben
Könnte sich das Inatsisartut doch noch für ein amerikanisches Angebot erwärmen, wäre das nicht der erste Kauf, mit dem die USA ihr Territorium erweitern: 1867 kauften sie dem russischen Zaren für 7,2 Millionen Dollar Alaska ab. Der Wert des Goldes und des Öls, das man dort später fand, überstieg den Kaufpreis bei weitem. Die Eskimos, die dort im teilautonomen North Slope Borough und in den Bezirken Northwest Arctic und Nome die Mehrheit stellen, haben allerdings weit weniger Selbstverwaltungsrechte als die in Grönland, was den einen oder anderen Kalaallisutsprecher abschrecken dürfte.
Noch bedeutender als der Kauf Alaskas war der "Louisiana Purchase", der den USA 1803 für 15 Millionen US-Dollar nicht nur den gleichnamigen Bundesstaat, sondern auch noch den größten Teil der Territorien für zwölf weitere einbrachte - von Arkansas bis nach Montana. Verkäufer in diesem bis heute größten Grundstücksdeal der Geschichte war der damalige französische Staatschef Napoleon Bonaparte. Er hatte andere territoriale Ambitionen, die sich eher nach Osten richteten.
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