Türkei steigt in den Club der Länder mit Kampfdrohnen ein
Vor kurzem wurde eine in der Türkei entwickelte taktische Kampfdrohne erstmals getestet
Das Wettrüsten mit bewaffneten Drohnen läuft längst auf globaler Ebene. Auch wenn die USA, neben Israel der größte Hersteller von bewaffneten Drohnen, dem Export Restriktionen auferlegen, um die technische Überlegenheit mit dieser "Wunderwaffe" seit den Afghanistan- und Irak-Kriegen gegenüber Alliierten und vor allem natürlich gegenüber möglichen Gegnern zu erhalten, so kann dies die weitere Verbreitung nicht aufhalten. Israel ist etwas freizügiger, weswegen die USA mittlerweile ebenfalls die Exportrestriktionen gelockert haben (USA wollen mehr Drohnen exportieren - bewaffnet und unbewaffnet). Bewaffnete Drohnen wurden zum bewährten Mittel, mutmaßliche Gegner jagen und ausschalten zu können, ohne eigene Soldaten zu gefährden oder einen offenen Krieg zu führen. In den USA wird der Einsatz von Kampfdrohnen mehrheitlich von der Bevölkerung gebilligt.
China (China holt im Drohnen-Wettrüsten auf.) und Iran haben bereits selbst entwickelte einsatzbereite Kampfdrohnen, Russland hat einige israelische Heron-Drohnen erworben und hat nach einem Abkommen 2010 die Erlaubnis, sie in Russland herzustellen. Ob damit begonnen wurde, ist unklar. Bekannt ist, dass Russland viel Geld in die Entwicklung eigener Kampfdrohnen investiert. Geplant ist, dass erste Drohnen ab 2017 zumindest getestet werden können. Überhaupt sollen im Zuge der Modernisierung der russischen Streitkräfte mehr Roboter in der Luft, am Land und unter Wasser entwickelt und hergestellt werden. Die Europäer hinken noch hinterher und sind erst einmal weiter abhängig von Israel und den USA. Erst für 2025 ist eine Kampfdrohne geplant, die Frankreich, Italien und Deutschland entwickeln wollen.
Im März hatte Pakistan seine angeblich selbst entwickelte Kampfdrohne namens Burraq vorgestellt. Das Land hatte Washington immer wieder wegen der vielen Drohnenangriffe auf mutmaßliche Militante im Grenzgebiet zu Afghanistan offen kritisiert, während diese inoffiziell geduldet wurden, der Druck der US-Regierung war zu hoch. Der US-Drohnenkrieg ist in der pakistanischen Bevölkerung sehr unpopulär, zudem fördern die "gezielten Tötungen", bei denen immer wieder Zivilisten, auch Kinder und Frauen, getötet werden, die Radikalisierung. Die pakistanische Regierung bat schließlich darum, bewaffnete Drohnen zu bekommen, um selbst damit die Rebellen zu bekämpfen. Das wurde von Washington abgelehnt. Im September hat Pakistan die Kampfdrohne erstmals eingesetzt und "Militante" getötet (Pakistan beginnt Drohnenkrieg).
Auch die Türkei wollte seit 2008 von den USA bewaffnete Drohnen des Typs Predator kaufen. Der Deal kam nicht zustande, angeblich wegen der damaligen Annäherung zwischen Iran und der Türkei.
Nebenher suchte die türkische Luftwaffe schon lange, eigene Predator-ähnliche Drohnen zu entwickeln, was nach der Ablehnung seitens Washington wieder verstärkt Auftrieb erhielt. 2010 gab es den ersten Testflug des Prototyps einer mit der Predator vergleichbaren Anka-Drohne, 2013 kaufte das türkische Militär die ersten Maschinen. In Planung ist die Anka-TP, die eine Last von 1000 kg zuladen und über Satelliten gesteuert werden kann. Davon sollten die ersten eigentlich 2014 einsatzfähig sein, was aber nicht gelang. Erwartet wird, dass die ersten Anka-Drohnen 2018 einsatzbereit sein werden. Dringlich forderte das Militär noch im April den Erwerb von Drohnen.
Eine kleinere taktische Drohne namens Bayraktar wurde 2014 vom türkischen Militär vorgeführt und absolvierte einen vollautomatischen Flug mit einer Rekorddauer von über 24 Stunden. 2007 hatte das türkische Militär die Entwicklung der Drohne in Auftrag gegeben. Am 17. Dezember demonstrierte nun das türkische Militär eine bewaffnete Version der von den türkischen Firmen Kale Group und Baykar Makina hergestellten Drohne Bayraktar TB2. Erstmals wurde damit eine bewaffnete Drohne getestet, die aus einer Höhe von 5 km mit einer lasergesteuerten, vom Hersteller Roketsan modifizierten UMTAS-Rakete ein 8 km entferntes Ziel angeblich präzise traf.
Die Drohne mit einer Flügelspannweite von 12 m, eine Länge von 6,5 m einem Startgewicht von 700 kg, inklusive 50 kg Last, und einer Reichweite von nur 150 km gilt nur als taktische Drohne. Predator- oder Reaper-Drohnen können viel höher und länger fliegen und ein Vielfaches an Last transportieren. Aber für die Türkei ist die Drohne symbolisch bedeutsam als Schritt in den Club der Länder, die über eigene Kampfdrohnen verfügen.
Mit der Kampfdrohne, die ab nächstem Jahr eingesetzt werden soll, will die türkische Regierung die Grenze zu Syrien und dem Irak überwachen. Sie dürfte aber wesentlich dazu dienen, die PKK im Inland und im Nordirak zu überwachen und zu bekämpfen. Interesse an der Drohne zeigen auch der Geheimdienst MIT und die Polizei. Aber die Türkei wird auch in den Drohnenmarkt einsteigen. Gerade in der Region um Syrien wird derzeit von den Ländern viel Geld in Drohnen investiert - und die Türkei könnte in Konkurrenz mit Pakistan ihre Drohnen an die Länder verkaufen, die die USA und Israel nicht beliefern wollen.