Türkei verlegt Truppen nach Katar

Seite 2: Unfreiwillig angeschobene Neuordnung der geopolitischen Verhältnisse

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Nebeneffekt dieses geopolitischen Machtspiels ist, dass Katar von der von den USA gestärkten saudischen Achse nach dem Besuch isoliert wurde - wegen der Finanzierung islamistischer Terrorgruppen, genannt werden Islamischer Staat, al-Qaida und Muslimbrüder (Saudi-Arabien: Weißwaschung und Machtanspruch). Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Ägypten Bahrain und die von Saudi-Arabien unterstützte Regierung in Jemen, Mauritius, Mauretanien, die Malediven und die den Osten Libyen kontrollierende Haftar-Regierung unterstützen die Blockade, auch Jordanien scheint sich dem zu beugen .

Katar wollte sich nicht wie von Saudi-Arabien und den USA gewünscht gegen den Iran stellen und auch vom Großen Bruder Saudi-Arabien nicht vereinnahmt werden. Das reagierte ebenso scharf, Trump heftete den "Erfolg" seiner "Diplomatie" an: "Es ist so gut zu erkennen, dass sich der Besuch in Saudi-Arabien mit dem König und 50 Ländern schon bezahlt macht. Sie sagten, sie werden hart gegen die Finanzierung des Extremismus vorgehen; und alle Hinweise deuteten auf Katar. Vielleicht ist dies der Beginn vom Ende des Terror-Schreckens!"

Ob Trump dabei bedacht hat, dass die USA ihren größten Militärstützpunkt, die größte Landebahn und 10.000 Soldaten in Katar stationiert haben, scheint in der Regierung erst später erkannt worden zu sein, wo man sich nun darum bemüht, die Konflikt in der Region zwischen den Golfstaaten wieder zu schlichten. Von wem die Strategie ausging, russische Hacker als Auslöser des Konflikts ausfindig zu machen, die angeblich die Nachrichtenagentur Katars gehackt und darüber Falschmeldungen verbreitet hätten, ist nicht klar. CNN berichtet, die Informationen über das FBI erhalten zu haben. Der katarische Außenminister Sheikh Mohammed Bin Abdulrahman al-Thani hatte behauptet, die Verbreitung von Falschmeldungen sei vom FBI bewiesen worden.

Türkei mischt sich ein

Der Terror setzt sich allerdings gerade fort. Gestern wurde Teheran zum Angriffsziel von Terroranschlägen, die sich der Islamische Staat zuschreibt (IS bekennt sich zu den Anschlägen in Teheran). Ob dabei Saudi-Arabien oder andere Golfstaaten ihre Finger im Spiel hatten, lässt sich nicht sagen. Unwahrscheinlich wäre es nicht, weil Trumps Verbündete gegen islamistische Terroristen zu manchen davon gute Verbindungen unterhalten - womöglich auch immer noch zum Islamischen Staat. Die iranischen Revolutionären Garden brauchten nicht lange, um Saudi-Arabien zu beschuldigen.

Und auch von anderer Seite versucht die Türkei, die unter Erdogan gerne ebenfalls Regionalmacht sein will, dies aber bislang nicht geschafft hat, ihre Interessen nun durch Unterstützung von Katar zu sichern. Im türkischen Parlament wurde mit den Stimmen der AKP und der MHP auf die Schnelle ein Gesetz verabschiedet, um schnell Truppen auf einem 2014 eingerichteten türkischen Stützpunkt in Katar stationieren zu können. Die Rede ist von 3000 Soldaten, die auf den Stützpunkt verlegt werden könnten. Zudem will die Türkei Lebensmittel und Hilfsmittel nach Katar schicken, nachdem die anderen Golfstaaten die Handelsbeziehungen sowie die Verkehrsverbindungen eingestellt haben. Erdogan kritisierte die Isolierung von Katar und erklärte, die Türkei werde die freundschaftlichen Beziehungen fortsetzen.

Die Türkei hilft damit einem Verbündeten in Syrien, aber könnte auch versuchen, das Bündnis mit der Muslimbrüdern zu sichern, die Saudi-Arabien aufgefordert haben, die Unterstützung des ägyptischen Präsidenten al-Sisi zu beenden und nicht auf die von "korrupten Prinzen" beherrschten Vereinigten Arabischen Emiraten zu hören. Die haben auch gleich die Maßnahmen verschärft und jeden mit einer Haftstrafe von bis zu 15 Jahren bedroht, der Sympathien mit Katar äußert.

Katar bemüht sich nicht nur um bessere Verbindungen mit der Türkei, sondern auch mit dem Iran. Dabei soll es erst einmal um Lieferung von Lebensmitteln und Trinkwasser gehen, falls diese durch die Blockade knapp werden. Allerdings behauptet Katar, man habe auch noch strategische Lebensmittelreserven. Da traf es sich gut, dass gestern der iranische Außenminister Javad Zarif zu Besuch in Ankara war und betonte, dass eine enge Absprache der beiden Länder wegen der beunruhigenden Entwicklungen in der Region notwendig sei.