UFO-Ortung: Auch in Deutschland und Europa eine Frage der Einstellung.

Seite 2: Was das österreichische Bundesheer anders macht

Dass entsprechend ungewöhnliche Radarziele und Ortungen aber dennoch zunächst auftauchen und detektiert werden, konnten v. Ludwiger und Kollegen damals anhand zahlreicher Radardaten der Schweizer Luftaufsicht belegen (s. Abb. 2).

Abbildung 2. Die linke Abbildung zeigt ein Radar-Beispiel aus v. Ludwigers Buch "UFOs über Europa" (S. 144): "In der Nacht des 18. Juni 1993 wurde im Schweizer Luftraum ein 'Flugzeug' entdeckt, das sich nicht über Transponder meldete und damit seine Identität nicht auswies. Es flog zunächst mit 240 Stundenkilometern. Während man versuchte, das Objekt zu identifizieren, wechselte dieses Flugobjekt plötzlich seine Flugrichtung um 90 Grad. Dabei beschleunigte es auf Überschallgeschwindigkeit. Da der Rechner Flugspuren von Objekten mit Geschwindigkeiten von mehr als Mach 4 eliminiert (weil Flugzeuge mit dieser Geschwindigkeit in Europa noch nicht gebaut werden), wurde die Spur verloren." Die Abbildung rechts zeigt die visualisierte Radardaten eines Objekts, dass am 13. Juni 1993 zwischen 23:14 und 23:20 Uhr extreme Höhenveränderungen über Dübendorf in der Schweiz vollführte. Bild: v. Ludwiger, I. "UFOs über Europa" (München, 1999)

Durch meine Recherchen zu meinem Buch "Deutschlands UFO-Akten" konnte ich diesen Sachverhalt erneut bestätigen. Darin zitiere ich unter anderem die Erläuterungen eines leitenden Ingenieurs des Österreichischen Bundesheeres, Kommando Luftraumüberwachung zur Frage, ob in Österreich mit dem dortigen militärischen Luftraumüberwachungssystem "Goldhaube" bereits UFOs geortet wurden:

(…) Die kurze Antwort auf ihre Frage ist: Nein, es wurden im System Goldhaube keine derartigen Flugobjekte erfasst.

Die etwas längere Antwort ist: Jedes Radar ist, um eine hohe Reichweite zu erzielen, höchst empfindlich. Deshalb entsteht durch verschiedene Mechanismen zwangsläufig auch eine hohe Anzahl an Erfassungen, die keine Ziele sind ("Falschalarme" u. ä.). Diese Erfassungen werden im Radar nach Kriterien gefiltert, die aus den erwarteten (spezifizierten) Eigenschaften eines Ziels abgeleitet sind. Erfassungen, die diese Kriterien nicht erfüllen, werden verworfen. In weiterer Folge werden aus den Radarerfassungen Flugspuren gebildet, auch diese Algorithmen basieren auf den spezifizierten Eigenschaften, – insbesondere den kinematischen Grenzen – der relevanten Ziele.

Nur durch diese (automatisierten) Verarbeitungsschritte kann ein nutzbares (einigermaßen "sauberes") Radarbild erzeugt werden. Dies hat jedoch zur Folge, dass nur Ziele dargestellt werden, die auch die spezifizierten Eigenschaften haben – Ziele mit UFO-ähnlichem Flugverhalten gehören nicht dazu.

Stark zusammengefasst würde dies also bedeuten, dass Luftraumüberwachungssysteme wie Goldhaube u. a. deshalb keine unidentifizierten Flugobjekte und schon gar nicht solche mit exotischen Flugeigenschaften und Fähigkeiten orten (können), weil gar nicht erst danach gesucht wird bzw. entsprechende Signale (so vorhanden) ohnehin aussortiert und gar nicht auf dem üblichen Radar angezeigt werden.

Eine aktuelle Bestätigung für diesen Umstand lieferte Brigadier Gertfried Promberger, Kommandant der Luftstreitkräfte des Österreichischen Bundesheeres in einem ORF1-Radiointerview "Fliegende Rätsel". Von einem Höreranruf nach dem Zitat aus meinem Buch angesprochen und bejahte dies grundsätzlich.

Da Goldhaube weit über die österreichischen Landesgrenzen hinausreicht und aufgrund der geografischen wie geopolitischen Lage Österreichs auch mit den Systemen anderer Länder zusammenarbeitet und koordiniert wird, hatte ich auch beim bundesdeutschen Verteidigungsministerium nachgefragt, ob Gleiches auch auf das bundesdeutsche Luftüberwachungssystem zutrifft.

Wie ein Sprecher des Bundesministeriums der Verteidigung mit telefonisch mitteilte, könne und werde er natürlich keine Details des bundesdeutschen Luftraumüberwachungssystems ausplaudern, doch treffe die Ausführung des österreichischen Kollegen grundsätzlich auf alle Radarsysteme zu. Der Sprecher fügte aber auch hinzu, dass er damit nicht sagen wolle, dass man deshalb "heimlich" UFOs orte. Dem sei nicht der Fall. Weitere Rücksprachen mit der Bundeswehr nahestehenden Experten auf diesem Gebiet bestätigten diese Bewertung.