US-Raketenabwehr mit Japan, Südkorea: Beginn einer asiatischen Nato gegen China?
Seite 2: Integrierte Abschreckung
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Eine der Stärken der Nato, die den Machtstatus der Vereinigten Staaten in der Region verbessert und ausweitet, besteht in den Synergieeffekten, die durch eine größere Interoperabilität – d.h. die Fähigkeit, taktische, operative und strategische Ziele wirksam zu erreichen – zwischen den Mitgliedsstaaten erzielt werden. All das wird durch das trilaterale Abkommen über Sicherheitskooperation umgesetzt und verfolgt.
Das Abkommen legt den Grundstein für die trilaterale Interoperabilität, um eine "integrierte Abschreckung" gegen China zu erreichen. Diese integrierte Abschreckung ist der Schlüssel für die Eindämmung Chinas durch die USA.
Sie ermöglicht es den Vereinigten Staaten, Provokationen durchzuführen (z. B. den Besuch der ehemaligen Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, im August 2022 beim taiwanesischen Präsidenten) und gleichzeitig die Reaktionsmöglichkeiten Chinas zu begrenzen.
Eine Schlüsselkomponente der integrierten Abschreckung ist die gemeinsame militärische Zusammenarbeit und Koordinierung durch ein gemeinsames Einsatzkonzept. Mit anderen Worten: Alle Parteien müssen dasselbe operative Verständnis vor Augen haben, auf dessen Grundlage sie ihre operativen Entscheidungen treffen.
Die jüngste Normalisierung im Abkommen über die Allgemeine Sicherheit Militärischer Informationen (General Security of Military Information Agreement, GSOMIA) durch die Regierung Yoon bietet hierfür die Grundlage. Zuvor wurden im Rahmen des trilateralen Abkommens über den Informationsaustausch von 2014 südkoreanische und japanische Geheimdienstinformationen über die Vereinigten Staaten ausgetauscht und waren auf Bedrohungen aus Nordkorea beschränkt.
Das GSOMIA-Abkommen, das erstmals 2016 unterzeichnet und von Yoon wieder in Kraft gesetzt wurde (nachdem der frühere Präsident Moon es 2019 auslaufen ließ), ermöglicht einen umfassenden Informationsaustausch zwischen Südkorea und Japan, der sich auch auf "Bedrohungen aus China und Russland" erstreckt.
Am 29. August hielten die Vereinigten Staaten, Südkorea und Japan gemeinsame Übungen zur Abwehr ballistischer Raketen ab, um "ein computersimuliertes ballistisches Raketenziel zu erkennen und zu verfolgen und entsprechende Informationen auszutauschen".
Das System soll bis Ende Dezember 2023 voll einsatzbereit sein. Dieses Raketenabwehrsystem, das sich angeblich gegen nordkoreanische Interkontinentalraketen richtet, kann angesichts des Anwendungsbereichs von GSOMIA genauso gut auf China angewendet werden.
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In einer Zeit, in der die regionale Macht durch eine "erweiterte Abschreckung" aufrechterhalten wird, die das Ergebnis festlegt, ohne dass auch nur eine Kugel gegen einen Gegner abgefeuert wird, ermöglicht das Raketenabwehrsystem der Vereinigten Staaten, ihre Macht in der Region zu demonstrieren, indem es Chinas Fähigkeiten, Zugänge zu Gebieten zu verweigern, außer Kraft setzt.
Ferner könnte das Abkommen Chinas Fähigkeit neutralisieren, auf einen Erstschlag der Vereinigten Staaten zu reagieren. Die Programme der "erweiterten Abschreckung" der USA zur Eindämmung Chinas und die der "erweiterten Abschreckung" Chinas zur Sicherung seines wirtschaftlichen Aufstiegs lassen beiden darum ringen, militärische Vorteile zu erhalten. In der Tat lösen die Operationen der USA eine Reihe von Aktionen und Reaktionen aus, die die Spannungen in der Region eskalieren lassen.
Mitglieder der Biden-Administration preisen das Camp-David-Abkommen als historisch und beispiellos sowie als einen qualitativen Sprung in der militärischen Zusammenarbeit und Koordination zwischen den USA, Japan und Südkorea. Gleichzeitig wehren sie sich dagegen, dass es als Mini-Asien-Nato bezeichnet wird.
Das Abkommen hat zwar noch nicht den Nato-Status erreicht, aber es legt eindeutig den Grundstein für dieses Ziel.
Es hat auch China, Nordkorea und Russland dazu veranlasst, ihre eigene Koordinierung zu verstärken und damit einen gegnerischen Block zu konsolidieren. Letztlich ist der Kampf darum, konkurrierende Konzepte der "erweiterten Abschreckung" durchzusetzen, der Beginn eines Krieges.
Um einen Krieg zu verhindern, müssen wir von militärischem Gehabe und Eskalation zu diplomatischen Lösungen übergehen und die Sicherheitsinteressen aller Länder respektieren.
Der Artikel erscheint in Kooperation mit der Medienplattform Globetrotter. Hier geht es zum englischen Original. Übersetzung: David Goeßmann.
Jeffrey Wagner lehrt in Südkorea und ist Mitglied des International Strategy Center.
Dae-Han Song leitet das Netzwerkteam des International Strategy Center und ist Teil des Kollektivs No Cold War.