USA: Moslems sammeln für den Wiederaufbau von Kirchen

Im Wochendurchschnitt brennen 31 Gotteshäuser

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In den Südstaaten der USA brannten in den letzten Wochen mehrere Kirchen ab. In einigen dieser Fälle schließt die Polizei Brandstiftung aus (weil beispielsweise der Blitz einschlug) - in anderen nicht. Wer die Täter waren, ist völlig offen: Spekulationen reichen von Segregationisten über Salafisten bis hin zu Geisteskranken nach Kategorie F63.1 des internationalen Krankheitsklassifikationssystems ICD-10.

Faatimah Knight, eine 23-jährige Theologiestudentin aus Brooklyn, hat wegen dieser Brandstiftungen zusammen mit der Arab-American Association of New York, der Muslim Anti-Racism Collaborative und dem Portal Ummah Wide eine Crowdfunding-Kampagne auf LaunchGood ins Leben gerufen, in deren Rahmen sie Moslems aufruft, während des noch bis zum 16. Juli dauernden Fastenmonats Ramadan für den Wiederaufbau dieser Kirchen und die Unterstützung von Brandstiftungsopfern zu spenden. Nachdem ihr erstes Spendenziel von 10.000 Dollar bereits binnen 12 Stunden erreicht wurde, hat sie die angepeilte Summe auf 50.000 Dollar heraufgesetzt.

Zur Begründung des Spendenaufrufs heißt es auf der Kampagneseite:

ALLE Gotteshäuser sind Zufluchtsorte. Plätze, wo sich jeder sicher fühlen sollte. Plätze, in die man flüchten kann, wenn die Welt mehr zumutet, als sich ertragen lässt. Wir wollen für andere, was wir für uns selbst wollen: Das Recht auf Beten ohne Einschüchterung. Das Recht auf Sicherheit. Und das Recht auf Eigentum

Gegenüber CNN gab die Afro-Amerikanerin an, der Anlass für die Kampagne sei nicht nur Solidarität mit der anderen abrahamitischen Religion gewesen, sondern auch die Tatsache, dass es sich bei mehreren abgebrannten Kirchen um solche handelte, die vor allem von Schwarzen besucht wurden. Dadurch habe sie sich besonders betroffen gefühlt - auch wegen des von einem Segregationisten begangenen Massenmordes an neun Mitgliedern der Emanuel African Methodist Episcopal Church in Charleston.

Kirchenbrand in South Carolina

Dass die Kirchenbrände mit diesem Einzeltäter zu tun haben, ist allerdings nicht nur deshalb unwahrscheinlich, weil die Polizei bislang keine Verbindung fand, sondern auch, weil im Holzbauland USA im Wochendurchschnitt 31 Kirchen brennen. Bei fünf davon gilt Brandstiftung als wahrscheinliche Ursache - und diese angezündeten Kirchen werden nicht nur von Schwarzen besucht. Freilich ist auch nicht ausgeschlossen, dass es unter den zahlreichen amerikanischen Kirchenbrandstiftern auch Täter gibt, die dem Ku Klux Klan und ähnlichen Organisationen nahe stehen, aber keine Bekennerbriefe schreiben.

Ob beabsichtigt oder nicht, dürfte Knights Kampagne auch dazu beitragen, das Image ihrer Religion etwas zu verbessern, nachdem Salafisten (die sich ebenfalls darauf berufen) im Ramadan 2015 mehrere Massenmorde begingen: In Tunesien erschoss ein "Soldat des Kalifats" 38 Touristen an einem Strand, in Frankreich köpfte ein Dschihadist seinen Ex-Chef und versuchte erfolglos, eine Gasfabrik in die Luft zu jagen, in Kuwait tötete ein IS-Terrorist 27 Betende in einer schiitischen Moschee und in Nigeria mordete die IS-Division Boko Haram mindestens im oberen zweistelligen Bereich. Vorher hatte der IS-Sprecher Abu Mohammed al-Adnani eine Attentatsoffensive im Fastenmonat angekündigt.

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