USA bereiten sich auf möglichen Angriff aus Nordkorea vor
Offenbar sollen an der Westküste weitere Raketenabwehrsysteme installiert werden, USA und Südkorea drohen mit Militärübungen; Sicherheitsberater H.R. McMaster warnt vor zunehmenden Kriegsrisiko
Am Montag haben die USA und Südkorea ein fünftägiges Luftwaffenmanöver unter dem Titel Vigilant Ace (Air Component Exercise) gestartet. Angeblich soll mit der jährlich stattfindenden Übung die Kooperation der Streitkräfte geübt werden, natürlich dient sie auch als Machtdemonstration zur Abschreckung Nordkoreas, das erst kürzlich wieder einen Test mit einer Langstreckenrakete durchgeführt hat, die bis zu 13.000 km weit fliegen und damit die USA erreichen können soll.
An dem Manöver nehmen 12.000 US-Soldaten und 230 Flugzeuge, darunter 6 F-22 Raptor und 18 F-35 Tarnkappenflugzeuge, teil. Ob auch strategische B-1B teilnehmen, ist unklar. Geübt werden sollen die Abwehr von nordkoreanischen Kampfflugzeugen, wenn sie in den südkoreanischen Luftraum einzudringen versuchen, und die Bereitschaft, nordkoreanische Ziele wie Atomanlagen und Abschussrampen für Raketen anzugreifen.
Nordkorea sieht das andersherum und warnt, es handele sich um eine gefährliche Provokation, die einen Atomkrieg verursachen könne. Die Übung finde statt, "wenn der verrückte Präsident Trump wild wird". Die Trump-Regierung "bettelt um einen Atomkrieg, indem es ein extrem gefährliches atomares Spiel auf der koreanischen Halbinsel inszeniert". Vor einem täglich zunehmenden Kriegsrisiko hat jetzt auch der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Trump, H.R. McMaster, gewarnt. Oder hat er damit gedroht?
Am Samstag haben zusätzlich die südkoreanischen Streitkräfte eine neue Truppe gestartet. Es handelt sich um eine Einheit von Spezialkräften, die im Falle eines Krieges die Führung Nordkoreas ausschalten und Atom- und Raketenstützpunkte zerstören soll. Diese "decapitation unit" besteht aus 1000 Soldaten. Sie war erst für 2019 geplant, wurde aber vorzeitig wegen der schwelenden Kriegsgefahr eingerichtet.
Gestern ist der Kampfverband des Flugzeugträgers USS Ronald Reagan (CVN 76) wieder nach Militärübungen in den US-Stützpunkt im japanischen Yokosuka zurückgekehrt. Eine Zeitlang waren mit USS Nimitz (CVN 68) und USS Theodore Roosevelt (CVN 71) drei Flugzeugträger an den Manövern um die koreanische Halbinsel beteiligt. USS Nimitz ist Ende November nach Pearl Harbor zurückgekehrt, der Flugzeugträger Roosevelt operiert wieder im Persischen Golf. Trumps Armada scheint also erst einmal abgezogen zu sein.
Der republikanische Senator Lindsey Graham sagte, er glaube, es seit jetzt der Augenblick gekommen, dass die Familien der in Südkorea stationierten Soldaten das Land verlassen sollten, weil ein Konflikt mit Nordkorea immer näher rückt.
An der Westküste sollen THAAD-Raketenabwehrsysteme stationiert werden
Reuters berichtet, dass die für den Schutz der USA vor Raketenangriffen zuständige Missile Defense Agency angeblich an der Westküste nach geeigneten Orten sucht, um dort neue Raketenabwehrsysteme zu stationieren. Das hätten der Nachrichtenagentur zwei Abgeordnete gesagt. Bislang sind Abwehrraketen des bodengestützten Systems GMD in Fort Greely, Alaska, und auf der Vandenberg Air Force Base, Kalifornien, stationiert.
Offenbar hat man Sorge, sollte die Meldung zutreffen, dass die beiden Stützpunkte bei einem etwaigen Angriff aus Nordkorea nicht ausreichen könnten. Zudem wurde das Raketenabwehrsystem bislang noch nie unter realistischen Bedingungen getestet. Die Angst besteht überdies, dass Nordkorea eine Atomrakete auch aus einem U-Boot vor der US-Küste abfeuern könnte. Dann wäre das GMD nutzlos, daher dürfte das Pentagon an Raketenabwehrsysteme des Typs Terminal High Altitude Area Defense (THAAD) denken, das vor kurzem auch in Südkorea stationiert wurde, anfangs noch unter Protesten der neuen Regierung und mancher Südkoreaner. Auch in Guam befindet sich ein solches mobiles Raketenabwehrsystem, das schnell aufgebaut werden kann ("rapidly-deployable"). Im Juli wurde ein angeblich erfolgreicher Test durchgeführt, bei dem eine THAAD-Abfangrakete eine Rakete verfolgen und abschießen konnte.
So sagte der Abgeordnete Mike Rogers, der im Streitkräfteausschuss des Repräsentantenhauses sitzt und dem Unterausschuss für die Strategischen Streitkräfte vorsitzt, dass nach zusätzlichen Stützpunkten gesucht werde. Das Geld für die Einrichtung war nicht im neuen Pentagon-Haushaltsplan vorgesehen, daher scheint man sich nun auf einen möglichen Angriff vorzubereiten. Rogers sowie der demokratische Abgeordnete Adam Smith behaupten beide, dass das Pentagon überlege, THAAD-Raketenabwehrsysteme an der Küste einzurichten. Die MDA würde erst einmal Vorschläge für Orte machen, die den erforderlichen Bedingungen entsprechen.
Der stellvertretende MDA-Direktor, Kontreradmiral Jon Hill, erklärte dazu sybillinisch, man habe noch keinen Befehl erhalten, THAAD-Systeme an der Westküste zu stationieren. Das haben die Politiker allerdings auch nicht behauptet.
China hat nun auch bekannt gemacht, ebenfalls ein Luftwaffenmanöver in der Nähe der koreanischen Halbinsel durchgeführt zu haben. Man habe Routen geflogen und Gebiete überflogen, wie man das bislang noch nicht gemacht habe. Der Sprecher der chinesischen Luftwaffe Shen Jinke betonte, man werde solche Übungen nun regelmäßig zur Sicherung der chinesischen Interessen durchführen. Angeblich sollte der Hinweis weniger an Nordkorea, sondern vielmehr an die USA und Südkorea gerichtet sein.
Gefürchtet wird, dass Nordkorea während der Olypmischen Winterspiele im Februar weitere Raketen- oder Atoombombentests durchführen könnte - oder womöglich sogar einen Angriff. Die Sportler wären dann die Geiseln, die zusätzlich zu den Atomwaffen Nordkorea vor einem Gegenangriff schützen würden. Aber damit würde Nordkorea jedes noch verbliebene Ansehen untergraben, weswegen dies ziemlich unwahrscheinlich sein dürfte.