Über Medienvertrauen und Friedensberichterstattung
Seite 2: Die erste Nachfrage: "... zuversichtlich, eine sachliche Antwort zu erhalten"
- Über Medienvertrauen und Friedensberichterstattung
- Die erste Nachfrage: "... zuversichtlich, eine sachliche Antwort zu erhalten"
- Und dann doch: Eine Antwort der Intendantin
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Ich schrieb jedenfalls zehn Tage nach meiner ersten Mail diese zweite, am 13.7. 2022:
Sehr geehrte Frau Schlesinger, sehr geehrtes Team von RBB24,
mich wundert es sehr, dass auf meine ausdrücklich sachliche Kritik (...) seit zehn Tagen überhaupt keinerlei Reaktion Ihrerseits erfolgt ist bis jetzt. Woran liegt das? Ich werde mich jetzt direkt an Ihr Aufsichtsgremium wenden, den RBB-Rundfunkrat, weil ich dieses Ihr Nicht-Agieren für, gelinde gesagt, sehr fragwürdig halte. Hoffentlich ist das nicht "symptomatisch" für eine gewisse Haltung. Ich bleibe aber zuversichtlich, von Ihnen eine sachliche Antwort zu erhalten.
Und wenn es die technische Mitteilung wäre, dass Sie – wegen Urlaubes oder weswegen auch immer – etwas Zeit bräuchten. Aber zehn Tage komplette "Funkstille" sind in digitalen Zeiten schon eine ziemlich lange Spanne.
Immer noch mit freundlichem Gruß verbleibe ich auf hoffentlich baldmöglichst (...)
Zugleich schrieb ich, wie zuvor erwähnt, an den RBB-Rundfunkrat folgende Mail, näher an dessen Vorsitzende seit 2013, Friederike von Kirchbach (entsandt von der Evangelischen Kirche), und an deren Stellvertreter im Gremium, Dieter Pienkny (entsandt vom DGB) sowie an die Rundfunkrats-Geschäftsstelle:
Sehr geehrte Frau von Kirchbach, sehr geehrter Herr Pienkny, sehr geehrte Damen und Herren vom RBB-Rundfunkrat,
hiermit möchte ich mich bei Ihnen beschweren über das Nicht-Agieren der Intendantin und der Redaktion von RBB24 in untenstehender Angelegenheit. Ich erbitte und erwarte Ihre sachdienliche Antwort baldmöglichst - es geht hier um einen wichtigen Aspekt der zentralen Frage "Vertrauen in öffentlich-rechtliche Medien". Das bewegt mich als Journalistik-Wissenschaftler, Journalist, RBB-Nutzer und natürlich Bürger dieses Landes. Da mir der Bestand und die Entwicklung unserer öffentlich-rechtlichen Medien sehr wichtig sind, sehe ich Ihrer Antwort besonders gespannt entgegen.
Viel Erfolg für Ihre Arbeit und freundliche Grüße! (...)
Auf diese dritte Mail kam zwei Tage später folgende Mail, für die es mir schwerfällt, das Wort "Antwort" zu benutzen. Absender ist die Mailadresse "Gremiengeschäftsstelle":
Sehr geehrter Herr Köhler,
haben Sie Dank für Ihre Mail vom 13. Juli 2022. Die Aufgaben des Rundfunkrates sind im rbb-Staatsvertrag geregelt. Ihm obliegt in erster Linie die Kontrolle über die Einhaltung des Programmauftrages durch den rbb und die Beratung der Intendantin in allgemeinen programmlichen Fragen. Daher habe ich mir erlaubt, Ihr Anliegen an die Verantwortlichen des rbb weiterzuleiten. Sie werden sich mit Ihrer Kritik auseinandersetzen und Ihnen alsbald antworten.
Freundliche Grüße i. A. (….) Assistentin der Gremiengeschäftsstelle
Zur Frage etwaiger rechtlich verbindlicher Rahmensetzungen mit Blick auf Publikums-Kritiken gegenüber den öffentlich-rechtlichen Anstalten hierzulande äußert wiederum Heiko Hilker:
Normale Standards müssen nur dann gesetzlich geregelt werden, wenn sie nicht eingehalten werden. Es gibt schon gesetzliche Vorgaben zum Umgang mit Programmbeschwerden. Für den WDR legte der Gesetzgeber fest, dass dieser eine Publikumsstelle einrichten muss, die "alle nicht an eine bestimmte Person oder Redaktion im WDR gerichteten Eingaben, Beschwerden und Anregungen entgegenzunehmen" hat. (§10 WDR-Gesetz) Laut Gesetz muss die Publikumsstelle vierteljährlich einen Bericht zu den Programmbeschwerden und wesentlichen Eingaben zum Programm vorlegen. Offensichtlich braucht auch der rbb diese gesetzliche Vorgabe.
Da nach jener wenig aussagekräftigen bis nichtssagenden Mail vom 15.7. wiederum weitere zehn lange Tage nichts vom RBB zu vernehmen war in dieser Sache, schrieb ich am 25.7. zum vierten Male an die Anstalt:
Sehr geehrte Frau (Assistentin der Gremiengeschäftsstelle), sehr geehrte Damen und Herren vom RBB,
es sind jetzt weitere zehn (sic!) Tage vergangen seit Ihrer förmlichen Mail, die leider kaum mehr als Selbstverständlichkeiten enthielt, welche mir natürlich bekannt sind. Wer bitte sind denn "die Verantwortlichen des RBB"? Ich ahne, dass derzeit im Hause bei Ihnen ganz andere Fragen dringendst zur Debatte stehen. Aber auch wenn ich mich wiederhole: Es geht hier im Kern um (leider gesunkenes und weiter sinkendes, siehe dazu viele Details der aktuellen Journalismus-Studie des Reuters-Institute an der Uni Oxford, zu finden hier.
Vertrauen in öffentlich-rechtliche Medien, und genau das ist sicher der wichtige gemeinsame Nenner sowohl der großen Probleme, mit denen sich Frau Schlesinger laut vieler Medienberichte derzeit konfrontiert sieht (siehe dazu u.a. hier), und meiner kleinen inhaltlichen Frage zu einem sehr konkreten und äußerst fragwürdigen Aspekt Ihrer Berichterstattung. Ich fände es sehr schade, hier von "meinem" RBB weiter buchstäblich hingehalten zu werden. Das darf doch (bitteschön) nicht wahr sein, oder?
Über Formulierungen wie "alsbald" kann ich leider kaum noch lachen oder lächeln. Mir ist es wirklich sehr ernst mit meinem Anliegen, das wie in einer Nuss-Schale oder auch wie in einem Brennglas auf strukturelle sowie inhaltliche Probleme von öffentlich-rechtlichen Anstalten wie dem RBB und deren Programm-Angeboten hinzuweisen scheint.
Mir geht dabei ein bemerkenswertes Lied von Gerhard Schöne durch den Kopf, Sie kennen es vielleicht auch, als Credo für demokratische Öffentlichkeiten und deren Medien. Zitat:
"Mit dem Gesicht zum Volke. ( Nicht mit den Füßen in‘ner Wolke, nein.)"
Ich erwarte in diesem Sinne mit Nachdruck Ihre Antwort in der Sache!
Noch immer mit freundlichem Gruß verbleibe ich (...).