Über die Hälfte der US-Amerikaner sind Singles

Der Anteil der Menschen, die niemals verheiratet waren und niemals heiraten werden, steigt kontinuierlich an

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Die Gesellschaft verändert sich rapide, das lässt sich auch an den Beziehungen feststellen. Offenbar stirbt allmählich die Ehe als tradierte Beziehungsform aus. Die Menschen haben zunehmend lieber nicht amtlich oder kirchlich geregelte Beziehungen, sofern sie überhaupt noch mit ihren Partnern zusammenleben oder einen festen haben. Attraktiv ist die Ehe vielleicht noch eher bei den Schwulen und Lesben. Zwar wird sowieso erst später geheiratet, während man sich auch schneller und öfter wieder scheiden lässt. Aber die Zahl der Singles und vor allem die derjenigen, die niemals verheiratet waren, nimmt nach einer Pew-Erhebung in den USA weiter zu.

23 Prozent der Männer und 17 Prozent der Frauen über 25 Jahre waren 2012 noch nie verheiratet, 1960 waren es nur 10 Prozent der Männer und 8 Prozent der Frauen. Angewachsen ist auch der Unterschied zwischen den Geschlechtern. Männer haben jetzt noch deutlich häufiger als Frauen niemals eine Ehe geschlossen, was umgekehrt eigentlich bedeuten müsste, dass die Scheidungsquote bei Frauen höher sein muss.

Seit 1970 steigt die Zahl der "Niemals-Verheirateten" kontinuierlich an. Zwar stieg die Zahl bei Weißen, Hispanics und Schwarzen gleichermaßen an, bei den Weißen ist der Anteil mit 16 Prozent jedoch am geringsten. Die Verschiebung hat auch mit dem späteren Eintritt in die Ehe zu tun. Bei den Männern liegt das Medianalter jetzt bei 29 Jahren, bei den Frauen bei 27 Jahren, 1960 lag es bei 23 bzw. 20 Jahren. Ein Viertel der jungen Amerikaner zwischen 25 und 34 Jahren, die niemals verheiratet waren, lebt aber mit einem Partner zusammen.

Dass die Ehe an Bedeutung verloren hat, lässt sich daran sehen, dass die Hälfte der Befragten der Aussage zustimmt, dass es der Gesellschaft genauso gut geht, wenn die Menschen andere Prioritäten als die Ehe und Kinder haben. 46 Prozent setzen dagegen auf Heirat und Kinder. Das sind auch eher die älteren Menschen, zwei Drittel der 18-29-Jährigen stimmen der ersten Aussage zu. Gleichwohl sind 68 Prozent der Meinung, dass Paare heiraten sollten, wenn sie Zeit ihres Lebens zusammenbleiben möchten. Aber das wollen offenbar immer weniger.

Aber die Lage ist natürlich verzwickt. Knapp über die Hälfte der Niemals-Verheirateten würde vielleicht später schon einmal heiraten wollen. Waren dies 2010 noch 61 Prozent, so sagen das jetzt nur noch 53 Prozent. 32 Prozent sind sich nicht sicher, 13 Prozent sind entschiedene Heiratsmuffel. Wer einmal heiraten will oder sich nicht sicher ist, wurde nach den Vorstellungen über den möglichen Ehepartner gefragt. Der ethnische Hintergrund ist dabei angeblich am unwichtigsten ( in Wirklichkeit finden 85 Prozent der neuen Eheschließungen zwischen Angehörigen mit demselben ethnischen Hintergrund statt), gaben die Befragten zumindest an, auch die Ausbildung spielt keine große Rolle, wichtiger ist schon dieselbe Moral oder Religion. 62 Prozent der Männer und 70 Prozent der Frauen sagten, die Vorstellungen über Kinder seien am wichtigsten, bei den Männern wünschen sich 46 Prozent, dass ihr Partner einen festen Job hat, bei den Frauen sagen dies 78 Prozent. Aber einen solchen gibt es immer weniger, was auch mit dem Rückgang der Eheschließungen zu tun haben dürfte. 27 Prozent der Heiratswilligen erklärten denn auch, sie hätten aus finanziellen Gründen noch nicht geheiratet, 22 sagten, sie seien noch zu jung, 30 Prozent haben noch nicht den richtigen Partner gefunden.

Aber nicht nur ein fester Job spielt eine Rolle, wie der Bericht herausarbeitet. Seit den 1960er Jahren ist die Zahl der Männer, die überhaupt arbeiten, geschrumpft. 1960 hatten noch 93 Prozent der 25-34-Jährigen einen Job, jetzt sind es nur noch 82 Prozent. Gleichzeitig sind auch die Einkommen gesunken. Für dieselbe Altersgruppe sind die Stundenlöhne seit 1980 inflationsbereinigt um 20 Prozent geringer geworden. Dafür hat sich aber die Einkommensdifferenz zwischen Männern und Frauen verringert. 1980 verdienten 70 Prozent der Frauen so viel wie Männer, 2012 sind es 93 Prozent.

Die Erfüllung der Sehnsucht der Frauen nach einem Mann mit einem festen Job wird daher zunehmend schwieriger. Die Zahl der angestellten Männer im Alter von 25 bis 34 Jahren pro 100 Frauen lag 1960 noch bei 139, 2012 aber nur noch bei 91, obgleich es in dieser Altersgruppe mehr Männer als Frauen gibt: "Wenn alle Frauen, die 2012 noch niemals verheiratet waren, einen Mann heiraten wollten, würden dies 9 Prozent nicht schaffen, weil es nicht genug Männer in die Zielgruppe gibt. Vor 5 Jahrzehnten hatten junge Frauen eine viel größere Menge an möglichen Ehepartnern, aus denen sie auswählen konnten", so der Bericht. Pew hat auch einmal entsprechend den Heiratsmarkt in den USA auf einer interaktiven Karte dargestellt.

Nun müsste man daraus eigentlich den Schluss ziehen, dass die besser ausgebildeten und daher eher gut verdienenden Männer auch bei Frauen begehrter sein müssten und daher eher verheiratet wären. Das trifft auch zu. Der Anteil der noch nie verheirateten Männer über 25 Jahre mit nur einem Highschool-Abschluss oder weniger ist deutlich höher (25%) als der von Männern mit einem Hochschulabschluss (14%). Schon zwischen Bachelor (23%) und Hochschulabschluss (14%) gibt es einen ähnlichen Unterschied. 1960 spielte die Ausbildung bei den Männern noch keine große Rolle.

Bei den noch nie verheirateten Frauen geht der Trend jedoch in die andere Richtung. 1960 hatten 31 Prozent einen Hochschulabschluss, 15 Prozent einen Bachelor, wer schlechter ausgebildet war, hatte offenbar bessere Heiratschancen oder eher Heiratswünsche. Jetzt ist der Anteil der geringer ausgebildeten Frauen in der Gruppe der Noch-Nie-Verheirateten von 7 Prozent mit einem Highschool-Abschluss oder geringer auf 16 Prozent gestiegen, der Anteil der Frauen mit einem Hochschulabschluss ist hingegen von 31 Prozent auf 18 Prozent gesunken. Dabei ist die Zahl der Frauen mit einem Hochschulabschluss oder einem Bachelor deutlich angestiegen.

Nur abschätzen lässt sich, ob diejenigen jungen Erwachsenen, die noch nie verheiratet waren, auch in Zukunft niemals heiraten werden. 47 Prozent der 25-34-Jährigen im Jahr 2010 waren noch nie verheiratet, nach den Projektionen werden 25 Prozent auch im Alter zwischen 45 und 54 Jahren noch nicht verheiratet (gewesen) sein. 1969 waren in der Altersgruppe 12 Prozent noch niemals verheiratet, zwischen 45 und 55 waren es nur noch 5 Prozent. Wer schon einmal verheiratet war, ist nur noch wenig daran interessiert, eine neue Ehe einzugehen, vor allem die Frauen wollen dies nicht mehr.

Erstmals sind mehr als die Hälfte der US-Amerikaner Singles. Nach Zahlen des Bureau of Labor Statistics lebten im August 50,2 Prozent der Menschen über 16 Jahre alleine. 1976, als die Daten erstmals erhoben wurden, waren es erst 37.4 Prozent. Seitdem stieg die Zahl kontinuierlich an.