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Seite 3: Im Leserdialog: Aber China ... Von Wolfgang Pomrehn

Warum verwendet er Zahlen von einem doch eher einseitig ausgerichteten Institut aus dem Jahre 2015, wenn er bei statista.de aktuelle Zahlen von 2019 erhalten kann?.

Doch nicht etwa weil dort der Anteil Deutschlands nur mit 1,93% am gesamten CO2 ausgewiesen wird und China, das weiter keine Begrenzung akzeptiert das mit 27,9% steht und damit die reinen Zahlen schon auf die Sinn- und Wirkungslosigkeit des deutschen Klimaalarmismus und sein destruktiven Restriktionen zu schließen ist?"

User So_ist_es_eben

Mit "er" bin ich gemeint. Ich hatte in der Energie- und Klimawochenschau, in der es ansonsten vor allem die Pläne der Union ging, das Autofahren teurer zu machen, über Deutschlands historische Treibhausgas-Emissionen geschrieben. Die Daten stammten aus einer am Potsdam Institut für Klimafolgenforschung erstellten Arbeit.

Das Institut spielt in der Spitzenliga der internationalen Klimaforschung und seine Mitarbeiter gehören regelmäßig zu Leitautoren der Sachstandberichte des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPPCC), in denen im Auftrag der UN-Mitgliedsstaaten der jeweilige Stand der internationalen Wissenschaft zusammengefasst wird. "Einseitig" kann das nur finden, wer nicht allzu viel von Wissenschaften hält.

Vor allem hatte ich aber von den historischen Emissionen geschrieben, von denen sich etwa die Hälfte in den letzten 150 Jahren in der Erdatmosphäre angereichert hat. Diese sind damit für den bereits eingetretenen Teil des Klimawandels verantwortlich und noch für ein wenig mehr.

Denn auch, wenn wir alle Treibhausgas-Emissionen sofort einstellen würden, würde es noch um einige Zehntel Grad wärmer werden. Vor allem würden sich Klimazonen noch längere Zeit verschieben. Auch gebe es noch einiges an Meeresspiegelanstieg, denn die Eisschilde auf Grönland und in der Antarktis bräuchten viele Jahrhunderte, bis sie endgültig ein neues Gleichgewicht zwischen Eisverlust und Nachwachsen durch Schneefall erreicht hätten.

Mit einem Anteil von 1,05 Prozent an der Weltbevölkerung ist Deutschland immerhin für 3,91 Prozent dieser historischen Emissionen verantwortlich. Das ist Platz sechs der internationalen Rangliste, und alle Länder, die vor Deutschland liegen, haben eine zum Teil erheblich größere Bevölkerung. Chinas Bevölkerung ist 17,5-mal so groß wie Deutschlands aber sein bisheriger Beitrag zum Klimawandel nur viermal.

Was der Leser hingegen im rüden Ton anspricht und mit den historischen Emissionen verwechselt sind die aktuellen jährlichen Treibhausgas-Emissionen. Hier liegt China – wenig verwunderlich – in absoluten Zahlen weit vor Deutschland. Das kann nur besonders kritikwürdig finden, wer einem chinesischen Bürger weniger Rechte zugestehen will als einem Deutschen.

Doch ist wegen des Umfangs der chinesischen Emissionen der deutsche Anteil unwichtig? Umgerechnet auf die Bevölkerungszahl wird in Deutschland immer noch Jahr für Jahr mehr CO2 in die Luft geblasen, als in China. Hierzulande sind es nach den Daten von Statista 8,4 Tonnen pro Jahr und Einwohner, in China hingegen 6,84.

Im Übrigen zeigt ein deutscher Anteil von fast zwei Prozent an den jährlichen globalen Emissionen bei einem Bevölkerungsanteil von 1,05 Prozent, dass Deutschland auch aktuell sich weitaus mehr zum Klimawandel beiträgt als der Durchschnitt der Weltbevölkerung.

Aber China akzeptiere weiter keine Begrenzung seiner Emissionen behauptet der anonyme Leser. Das ist schlicht und einfach falsch. Die Volksrepublik China hat sich frühzeitig im Rahmen der Pariser Klimaübereinkunft verpflichtet, ihre Emissionen nur noch bis 2030 weiter wachsen zu lassen und danach zu reduzieren.

Nachholende Entwicklung nennt man das. Um diese allen Entwicklungsländern zu ermöglichen hatten die Industrieländer sich 1992 in der UN-Klimaschutzrahmenkonvention dazu verpflichtet, mit den Klimaschutz-Maßnahmen rasch voranzugehen, jedoch später die Vereinbarung für nicht bindend erklärt und die Hände in den Schoß gelegt.

Tatsächlich ist aber das rasche Wachstum der chinesischen Emissionen bereits zu Anfang des letzten Jahrzehnts erlahmt, wie an obiger Grafik zu sehen. 2014 haben die Emissionen stagniert, 2015 und 2016 waren sie bereits, trotz weiterwachsender Wirtschaft, rückläufig. Seitdem steigen sie wieder etwas

Schließlich ist China im vergangenen Jahr noch einen Schritt weitergegangen. Im Rahmen der Verhandlungen über zusätzliche Klimaschutzmaßnahmen hat es eine Selbstverpflichtung abgegeben, bis 2060 klimaneutral wirtschaften zu wollen. Das wäre nur zehn Jahre nach den USA oder den westlichen Industriestaaten, die gemessen an den historischen Emissionen und auch den aktuellen pro-Kopf-Emissionen eine wesentlich höhere Verantwortung tragen.

Aber man kann angesichts der Erfahrungen der letzten zwei Jahrzehnte fast sicher sein, dass China auch dieses Planziel übererfüllen und Klimaneutralität noch vor manchem der alten Industriestaaten erreichen wird. Es ist gerade erst ein paar Jahre her, dass die deutsche Regierung Beijing im Namen der hiesigen Automobilbranche versuchte, davon abzuhalten, im raschen Tempo Beschränkungen für Verbrennungsmotoren auf den Straßen der Volksrepublik einzuführen.

Zum Glück nur mit geringem Erfolg. So wird denn der Otto-Motor in China längst ins Museum gewandert sein, während er in deutschen Städten noch immer die Luft verpestet und das Klima erwärmt.