Überwachung: Niemand hat die Absicht, Corona-Warn-App und Digitale Identität zu verknüpfen?

Seite 3: Telekom: Einflussreicher "Pionier der digitalen Identitäten"

Das gilt nicht nur für mutmaßliche Maskendeals von Nüßlein bis Spahn, sondern insbesondere auch für die Funktionserweiterung der CWA.

So hat sich der oberste Chef von CDU-Mann Ludewig, Telekom-Vorstandsvorsitzender Timotheus Höttges, im August vergangenen Jahres bereits dafür ausgesprochen, die Funktionen der CWA auf das Niveau einer universellen Gesundheitsapp zu erweitern, die auch als digitaler Impfpass und für die Ausstellung von E-Rezepten eingesetzt werden könnte.

In einer Stellungnahme vom März dieses Jahres beschreibt sich der Konzern darüber hinaus "als Pionier und Treiber der digitalen Identitäten", die über die Anwendung im Gesundheitssystem hinaus auch bei alltäglichen Vorgängen wie "Hotel-Check-ins", aber auch "bei der Kontoeröffnung" eingesetzt werden könnten.

Dieser Aspekt wiederum erklärt das Interesse von Unternehmen wie Visa und Mastercard, die nicht nur gemeinsam mit der Telekom die sogenannte Open Wallet Foundation als Partner unterstützen, sondern auch die umstrittenen Allianzen ID2020 und Better Than Cash Alliance. Der Journalist Norbert Häring hat extensiv über diesen Themenkomplex berichtet.

Das Potenzial der politischen Einflussnahme durch die Telekom erstreckt sich derweil bei Weitem nicht alleine auf die CDU. Die Transparenzplattform abgeordnetenwatch.de zählte den Konzern schon 2019 zu den Lobbyisten, die "auf fast allen deutschen Parteitagen" als Sponsor vertreten sind.

Telekom-CEO bei den Bilderbergern: Technologische Innovation?!

Als Maßstab für den Einfluss der Telekom auf das politische Geschehen in Deutschland und der Welt mag die Einladung von CEO Höttges zur verschlossenen Bilderberg-Konferenz angeführt werden, die 2016 in Dresden stattfand.

Bei jenen Konferenzen werden globale gesellschaftspolitische Themen sektorenübergreifend und unter Ausschluss der (berichtenden, vgl. Chatham-House-Rule) Öffentlichkeit besprochen.

Obwohl die Bilderberg-Gesellschaft die Tagesordnungspunkte in abstrakter Form auf ihrer Website veröffentlicht, bleiben die genauen inhaltlichen Schwerpunkte im Unklaren.

Die Linke-Fraktion erbat sich 2016 von der Bundesregierung in einer kleinen Anfrage unter anderem Auskunft darüber, welche Themen in Dresden besprochen wurden, bekam aber leider nur eine ausweichende Antwort.

Die Teilnehmerliste ist dagegen wiederum öffentlich. Allerdings lässt sich nur schwer erahnen, was Höttges mit dem Open-AI-Gründer Sam Altman, dem Tech-Investor und Arbeitgeber des österreichischen Ex-Bundeskanzlers Sebastian Kurz (ÖVP) Peter Thiel, Springer-Chef Mathias Döpfner und dem Ökonomen Hans-Werner Sinn zusammengebracht haben könnte.

Die einzigen Hinweise, was sich etwa hinter dem Tagesordnungspunkt "Technological Innovation" verborgen haben mag, liefern, zurückhaltend formuliert, ziemlich obskure Internet-Seiten, die sich auf noch obskurere Quellen wie jene des für die Verbreitung von Desinformation verurteilten US-Amerikaners Alex Jones beziehen.

Diese behaupteten 2016, im Mittelpunkt der Konferenz stünde eine "Internet ID", die zur Durchsetzung einer "globalen Steuer" auf "Finanztransaktionen und Flugreisen" sowie zur Internet-Zensur dienen solle. In Abwesenheit von belegbaren Informationen kann man solche Schilderungen allerdings nur als Geraune verwerfen.

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In einer früheren Version dieses Artikels wurde versehentlich ein veralteter Informationsstand wiedergegeben. Mario Czaja ist nicht "derzeitiger" Generalsekretär der CDU, sondern ehemaliger. Seit dem 11. Juli 2023 bekleidet Carsten Linnemann das Amt. Wir bitten unsere Leser, den Fehler zu entschuldigen. (Die Redaktion)