Ukraine-Krieg: Der Klimaschutz ist eines der Hauptopfer
Seite 2: IPCC-Bericht: Warnungen verhallen angesichts des Krieges
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- IPCC-Bericht: Warnungen verhallen angesichts des Krieges
- USA in Klimawandel-Ranking abgeschlagen auf Platz 55
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Und Ende Februar, nur wenige Tage nachdem Russland seinen Angriff auf die Ukraine begonnen hatte, veröffentlichte der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC) einen neuen wissenschaftlichen Bericht, in dem er betont, dass zahlreiche der Auswirkungen der globalen Erwärmung unumkehrbar sind und für viele Menschen nicht mehr zu bewältigen sein werden.
Deutschland, die größte europäische Volkswirtschaft, kündigte kurz nach Beginn der russischen Invasion an, zwei Terminals für Flüssiggas zu bauen, um russisches Gas durch fossile Brennstoffe aus anderen Ländern zu ersetzen. Dies ist eine Investition in fossile Brennstoffe, die sich nur schwer mit dem Ziel des Landes vereinbaren lässt, bis 2045 klimaneutral zu werden.
Griechenland, ein Land, das stark vom Klimawandel bedroht ist, verstärkt ebenfalls seine Bemühungen, Gasvorkommen zu erschließen, um die Abhängigkeit von russischer Energie zu verringern.
LNG-Terminals und -Tanker (11 Bilder)
Dieser Schritt hat heftige Kritik von Umweltschützern provoziert. Da das Land mindestens über geschätzte 600 Milliarden Kubikmeter Erdgas verfügt, werden Umweltbedenken jedoch in den Hintergrund rücken.
Ein weiterer Beleg für das kurzfristige Denken, das weltweit vorherrscht, ist die Wiederbelebung der Kernenergie infolge des Ukraine-Krieges. Die mit Kernkraftwerken verbundenen Gefahren spielen plötzlich keine Rolle mehr.
Dieser Trend hält an, obwohl Kernenergie weitaus kostspieliger ist als Solar- oder Onshore-Windkraft, wie der UMass-Amherst-Ökonom Robert Pollin in der Zeitschrift Dollars & Sense betonte.
Am Ende wirft die russische Invasion in der Ukraine also erneut die Frage auf, warum die internationale Gemeinschaft immer wieder falsche Prioritäten setzt.
An einem kritischen Punkt in der Geschichte, an dem Zusammenarbeit und Solidarität dringend erforderlich wären, um die größte Bedrohung der globalen Zivilisation, die globale Erwärmung, zu bewältigen, müssen wir uns eingestehen, dass kurzsichtiges Handeln ein Charakteristikum des aktuellen Kapitalismus ist.
Dass das Streben nach staatlicher Macht und hegemonialen Ambitionen ungebrochen ist.
Dass die Profitgier auf Kosten der Allgemeinheit dominiert.
Und dass der primitive Instinkt, Krieg zu führen, auch im 21. Jahrhundert greift.
Dabei sind die Bürgerinnen und Bürger über den Zustand unserer Welt durchaus besorgt. Über 90 Prozent der Menschen in der Europäischen Union halten den Klimawandel für ein ernstes Problem, und sogar 94 Prozent von ihnen ist der Umweltschutz wichtig.
In Europa wurde der Klimawandel weiterhin stärkste Bedrohung wahrgenommen, selbst als die Mehrheit in anderen Teilen der Welt die Ausbreitung von Infektionskrankheiten für gefährlicher hielten.
In den USA ist die Situation indes ganz anders. Dort halten nur vier von zehn Erwachsenen die Klimakrise für eine ernste Gefahr. Und obwohl die US-Amerikaner Maßnahmen zur Bekämpfung der globalen Erwärmung befürworten, sprechen sich laut einer Umfrage des Pew Research Center nur 31 Prozent für eine vollständige Abkehr von fossilen Brennstoffen aus.