Ukraine-Krieg: Ölpreis über 100-Dollar-Marke
Seite 2: Reallöhne sinken
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Inzwischen räumt auch das Statistische Bundesamt (Destatis) ein, dass auch nach offiziellen Inflationsraten die Reallöhne weiter sinken.
"Der Nominallohnindex in Deutschland ist nach vorläufigen Ergebnissen der vierteljährlichen Verdiensterhebung im Jahresdurchschnitt 2021 um knapp 3,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen."
Der Index bildet die Entwicklung der Bruttomonatsverdienste, einschließlich Sonderzahlungen, ab. Allerdings muss Destatis einräumen, dass sich die Verbraucherpreise im selben Zeitraum um gut 3,1 Prozent erhöht haben. Die Reallöhne sanken damit "voraussichtlich um durchschnittlich 0,1 Prozent gegenüber 2020, nachdem sie sich bereits im ersten Corona-Krisenjahr rückläufig entwickelt hatten."
Waren es 2020 in der Corona-Krise Kurzarbeit, Jobverluste und sinkende Bruttolöhne, die für durchschnittlich sinkende Reallöhne sorgten, schlug nun im vergangenen Jahr die vor allem von Energiepreisen getriebene Inflation zu.
Angemerkt sei hier, dass diese Durchschnittsbetrachtungen nur mit großer Vorsicht genossen werden dürfen. Neben Energie haben sich in den vergangenen Monaten auch Nahrungsmittel deutlich verteuert. Es ist bekannt und wurde hier auch immer wieder aufgezeigt, dass Menschen mit wenig Einkommen deshalb besonders stark getroffen werden, weil sie einen besonders großen Anteil ihres Einkommens ausgerechnet für Energie und Nahrung ausgeben müssen.
Ihre Inflation und ihre Reallohnverluste sind deutlich höher. Die Inflation treibt arme Menschen immer tiefer in die Armut. Gepaart mit der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) werden darüber auch die Menschen schleichend – aber immer schneller – enteignet, die etwas Geld angespart haben. Die Eskalation in der Ukraine wird sich über die Energiepreise weiter deutlich negativ bemerkbar machen. Was im Fall einer kriegerischen Auseinandersetzung droht, ist nicht absehbar.
Klar ist aber, dass sich die USA und die dortige Fracking-Industrie die Hände reiben. Dort wurde ohnehin fast alles getan, um Nord Stream 2 zu verhindern. Die USA sind mit Abstand der größte Produzent von Öl und Gas, wie Telepolis gerade aufgezeigt hatte und damit der eigentliche Nutznießer der fatalen Entwicklung. Die USA suchen weiter Abnehmer für ihr Fracking-Gas, dass in großen Mengen gefördert wird. Die EU hat man auf der anderen Seite des Atlantiks seit langem als wichtigen Abnehmer im Blick.
Die US-Flüssiggasexporte nach Europa nehmen seit langem deutlich zu. So berichtete zum Beispiel auch das Handelsblatt im vergangenen Oktober davon, dass sich die LNG-Importe aus den USA nach Europa seit 2018 fast verdoppelt haben. Die Tagesschau berichtete zum Jahresbeginn, dass die LNG-Exporte aus den USA im Dezember einen neuen Rekordstand erklommen haben.
"Wie aus Zahlen des Datenanbieters Refinitiv hervorgeht, wurden im vergangenen Monat etwa 7,15 Millionen Tonnen LNG mit 106 Schiffen exportiert."
Etwa die Hälfte der US-Exporte ging dabei nach Europa. Der frühere Höchststand war im Mai mit 6,51 Millionen Tonnen verzeichnet worden. Also wurden die LNG-Exporte aus den USA in nur einem halben Jahr, ganz ohne Ukraine-Krise, um weitere zehn Prozent gesteigert.
Dass nun ausgerechnet auch der Grüne Habeck auf den dreckigen Flüssiggas-Zug aufspringt, ist dann an Dreistigkeit für die angebliche Umweltpartei kaum noch zu überbieten. Der Bundeswirtschaftsminister legt sich mächtig für LNG ins Zeug. Doch einen klimaschädlicheren Energieträger muss man wohl mit der Lupe suchen.
Auf den fatalen Treibhausgasfußabdruck von LNG machte der Methan-Experte Robert Howarth, Professor für Umweltforschung an der Cornell University in Ithaca, New York, aufmerksam. Er erklärte auf einer von der Heinrich-Böll-Stiftung und der Deutschen Umwelthilfe gemeinsam veranstalteten Webkonferenz: "Methan ist ein 120 Mal schädlicheres Treibhausgas als CO2"
Howarth führte aus, dass Untersuchungen der amerikanischen Nichtregierungsorganisation "Environment Defence Fund" (EDF) herausgefunden haben, dass bei der Produktion und Transport von Fracking-Gas insgesamt 3,2 Prozent der enthaltenen Methanmenge in die Atmosphäre gelange. Er selbst hält sogar einen noch höheren Wert von sechs Prozent für möglich.
Das US-Fracking-Gas trage zu mindestens 35 Prozent zum weltweiten Anstieg der Methan-Konzentration in der Atmosphäre seit 2007 bei. Da zur Verflüssigung von Erdgas zu LNG zudem noch 20 Prozent des Schiefergases verbrannt werden müssten, sei der Treibhausgasfußabdruck von LNG sogar größer als der von Kohle. Deshalb fordert der Methan-Experte, dass man die LNG-Infrastruktur in Europa nicht weiter ausbauen solle, doch das Gegenteil passiert gerade.