Ukraine-Krieg: Ölpreis über 100-Dollar-Marke

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Die Zuspitzung im Konflikt wird nicht nur die Energiepreise weiter antreiben, sondern auch die ohnehin hohe Inflation auf neue Rekordwerte steigen lassen. Update

Die kriegerische Zuspitzung in der Ukraine-Krise ist nun da. Die Kämpfe haben schon die erwarteten Auswirkungen auf die ohnehin hohen Energiepreise, wie unten ausgeführt ist. Der Preis für Barrel des Nordseeöls Brent ist am frühen Donnerstag deutlich über die Marke von 100 US-Dollar geschnellt, auf fast 104 Dollar (steigend), womit die Inflation deutlich weiter angetrieben werden wird.

Mit dem Krieg wird fraglich, ob die Gasversorgung Europas und Deutschlands gesichert ist, wie Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) vollmundig angekündigt hat. Es war gelinde gesagt kurios, dass die Bundesregierung Nord Stream 2 auf Eis gelegt hat, wenn weiter russisches Gas durch Nord Stream 1 fließt. Es war also die am wenigsten wirksame Sanktion, die präventiv von Bundeskanzler Olaf Scholz verkündet wurde. Es war also die am wenigsten wirksame Sanktion, die präventiv von Bundeskanzler Olaf Scholz verkündet wurde.

Das hatte aber einen einfachen Grund. Gas muss weiter aus Russland fließen, um die von Habeck beschworene "Versorgungssicherheit" zu garantieren. Doch nun fließt viel das Gas über die Soyus-Pipeline eben durch ein Kriegsgebiet. Es damit kann jederzeit – aus verschiedenen Gründen – zur Einstellung der Gaslieferungen kommen, also zu enormen Preissteigerungen und Versorgungsengpässen. So könnte Russland die Lieferungen abstellen, aber auch die Ukraine. Es könnte auch wegen Beschädigungen an der Pipeline zum Lieferstopp kommen.

Auch die Finanzmärkte gehen in den Keller. Kurz nach dem Handelsstart brach der deutsche Leitindex Dax in Frankfurt um mehr als vier Prozent auf unter 14.000 Punkte ein. Derzeit liegt das Minus bei 3,4 Prozent und ganz ähnlich sieht es an anderen Börsenplätzen aus.

Hatte es in der vergangenen Woche nach Entspannungssignalen aus Moskau noch eine Stabilisierung des Ölpreises gegeben, so ist es damit vorbei.

Nach Putins Erklärungen am Montagabend wurden am folgenden Tag jeweils die höchsten Stände beim Ölpreis seit Herbst 2014 markiert. Für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im April mussten bis zu 99,50 US-Dollar gezahlt werden, womit kaum noch Luft bis zur psychologischen Marke von 100 Dollar blieb. Ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur März-Lieferung kostete zwischenzeitlich knapp 95 Dollar.

Da mit den russischen Militäroperationen in der Ukraine derzeit alle Zeichen auf weitere Eskalation stehen, steigen die Öl- und Gaspreise weiter. Erstmals seit sieben Jahren wurde die 100-Dollar- Marke überboten. Die USA, die EU und auch Deutschland reagierten bereits auf die Anerkennung von Donezk und Luhansk bereits mit Sanktionen. Nun wird erwartetet, dass die Sanktionsschrauben noch sehr viel weiter gedreht werden.

Deutschland setzte das Genehmigungsverfahren für die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 aus. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte am Dienstag in Berlin erklärt, er habe das Bundeswirtschaftsministerium gebeten, die nötigen verwaltungsrechtlichen Schritte zu unternehmen, damit vorerst keine Zertifizierung der Gas-Pipeline erfolgen kann: "Und ohne diese Zertifizierung kann Nord Stream 2 ja nicht in Betrieb gehen", fügte er an. Die Situation müsse daher neu bewertet werden.

Habeck hofft auf Beruhigung

So rechnet auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) nun auch mit steigenden Gaspreisen in Deutschland. "Ich nehme an, wir werden jetzt kurzfristig ein Ansteigen der Gaspreise erleben, mittelfristig hoffe ich, dass sich der Markt schnell wieder beruhigt", sagte Habeck. Worauf er angesichts der Entwicklung seine Hoffnung stützt, bleibt genauso sein Geheimnis, wie die Tatsache, dass er Deutschland für "versorgungssicher" hält. Schließlich räumte auch er ein, dass Deutschland ungefähr 55 Prozent seines Gases aus russischen Quellen erhält.

Er stellte dabei zum Beispiel auf Flüssiggas (LNG) ab. "Die Potenziale über LNG den Winter versorgungssicher zu gestalten, sind gegeben", behauptete er. Das ist für einen Grünen-Politiker, der sich angeblich Klimaschutz auf die Fahnen geschrieben hat, wahrlich ein Armutszeugnis.

Die Versorgungslage

Aber die Frage ist auch, mit welchen Schiffen, an welchen Häfen und LNG-Terminals das viele Gas herbeigeschafft werden soll, das Deutschland benötigt, zudem auch noch in diesem Winter? Das sagte Habeck natürlich nicht. Deutschland selbst hat nicht einmal ein einziges LNG-Terminal.

Andere Terminals in Europa sind schon zum Teil ausgelastet. Denn wegen der Eskalation in der Westsahara, wo sich der dortige Krieg zu einem regionalen kriegerischen Konflikt mit Marokko ausweiten könnte, hat Algerien schon die Lieferungen von Erdgas nach Spanien und Portugal über eine Pipeline eingestellt.

Das hat sich die Versorgungslage in Europa zugespitzt. Zudem sind die Füllstände in deutschen Gasspeichern gerade einmal bei 35 Prozent. Sollte sich die Lage tatsächlich so zuspitzen, dass Russland den Gashahn abdreht, wird es sehr eng. Sogar in diesem Winter würden dann wohl Heizungen kalt bleiben, wenn es noch einmal kalt wird, hat die Denkfabrik Bruegel berechnet.

Dazu kommt, dass in Frankreich nur etwa die Hälfte der Atomkraftwerksleistung zur Verfügung steht, das Land und seine vielen Stromheizungen auch noch bei Kälteeinbruch am europäischen Tropf hängen, also mehr Gas verbrannt werden muss.

Während Präsident Putin sich mit Aussagen zur Nord-Stream-2-Entscheidung bisher bedeckt hält, macht sich derweil dessen Vorgänger Dmitri Medwedew über die Ankündigung von Scholz lustig. In einem Twitter-Beitrag schreibt er sogar auf Deutsch, damit es alle verstehen können: "Deutschlands Bundeskanzler Olaf Scholz hat den Stopp der Zertifizierung der Gaspipeline Nord Stream 2 angeordnet. Na ja. Herzlich willkommen in einer neuen Welt, wo die Europäer bald schon 2.000 Euro pro Kubikmeter Gas zahlen werden!"

Medwedew er ist derzeit stellvertretender Vorsitzender des russischen Sicherheitsrats.

Die deutschen Verbraucher sollten sich warm anziehen, vor allem wenn es wirklich zu einer militärischen Eskalation kommt. Das gilt sogar schon für den Fall, dass Russland seine Gaslieferungen nicht einstellt. Geschehen ist das bisher ohnehin nie. Russland hat stets wie bestellt geliefert.

Die Preise werden bei einer Eskalation schon angesichts von Spekulation deutlich steigen. Doch Kaufkraft bekommen die Verbraucher nicht nur über steigende Energiepreise aus der Tasche gezogen.

Inflation auf Rekordniveau

Bekannt ist, dass sie sich, wie bisher schon, deutlich inflationstreibend auswirken. Wie Telepolis berichtet hatte, ist die Inflation auch ohne die Eskalation in der Ukraine schon auf Rekordstände gestiegen. In den USA wurde zuletzt schon eine Inflationsrate von 7,5 Prozent registriert. Das zeigt, dass auch in der Eurozone noch deutlich Luft nach oben ist.

Im Euroraum ist die offizielle Inflationsrate im Januar nach Angaben von Eurostat schon auf 5,1 Prozent angeschwollen."Ein Jahr zuvor hatte sie 0,9 Prozent betragen", zeigt auch die europäische Statistikbehörde den massiven Anstieg an. In einzelnen Ländern liegt sie noch deutlich darüber.

In baltischen Staaten ist sie zum Teil auch offiziell schon zweistellig, Litauen führt mit 12,3 Prozent die Liste an. Aber auch Belgien und die Slowakei können mit 8,5 Prozent aufwarten, die Niederlanden mit 7,6. und unter den großen Euroländern sticht Spanien mit 6,1 Prozent hervor, während für Deutschland 5,1 Prozent registriert wurden.