Ukraine-Krieg: Russische Übermacht im Donbass
Seite 2: Russische Panzer und westliche Berechnungen
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Es gibt Berechnungen von einigen westlichen Kriegs-Beobachtern, die davon ausgehen, dass Russland in ein bis zwei Jahren die Panzer ausgehen, wie das erst kürzlich in deutschen Medien berichtet wurde, aber auch etwa von Forbes oder The Economist publiziert wurde.
Diese Berechnungen stehen aber allesamt auf sehr tönernen Füßen, weil man erstens die Lagerbestände tatsächlich überhaupt nicht kennt, auch wenn man fleißig Satelliten-Fotos auswertet.
Das liegt zum einen daran, dass Russland sowohl Hallenstellflächen als auch unterirdische Lagerstätten zur Verfügung stehen. Zudem könnte man, wenn man wollte, Panzer auch sehr dezentral lagern, das heißt in älteren Industriehallen, in Gewerbehallen, ja selbst in Scheunen.
Zweiten produziert Russland neue Panzer, und man kennt schlicht die Produktionszahlen nicht. Und ein dritter Faktor ist, dass man nicht weiß, inwieweit Russland sich Panzer bei befreundeten Staaten beschaffen könnte.
Nordkorea wäre wahrscheinlich nur allzu bereit, Panzer zu liefern. Das Panzer-Arsenal Nordkoreas ist ziemlich groß und kompatibel zu Sowjet-Technologie.
Mögliches weiteres Vorgehen
Deshalb kann es als wahrscheinlich angesehen werden, dass die russische Führung ab einem gewissen Punkt einen massierten Einsatz gepanzerter Fahrzeuge in Erwägung ziehen wird, um strategische Ziele zu erreichen.
Um es deutlich zu sagen: Russland hätte das militärische Potenzial, zeitgleich Tausende gepanzerte Fahrzeuge einzusetzen, um beispielsweise einen Durchbruch an den Dnjeper zu wagen. Ein solches Szenario könnte zur Anwendung kommen, wenn die russische Führung den Eindruck gewinnen würde, dass die Verteidigungskraft der ukrainischen Truppen erheblich geschwächt ist und ein derartiger Panzereinsatz möglicherweise zu gewünschten Resultaten führen könnte.
Seit Wochen wird bereits über eine mögliche neue Front in der Sumy-Region spekuliert. Russland hätte dazu die militärischen Möglichkeiten und namentlich die Ausrüstung für einen solchen Stoß zur Verfügung.
Eine neue Front würde die ukrainischen Kräfte an den Rand des Kollapses bringen. Schon jetzt sieht man eine zurückweichende Armee der Ukraine, die nur mit Mühe die Front stabilisieren kann.
Auch in Torezk und Niu-York konnte die russische Armee weitere Positionen erobern. Der anhaltende Erfolg im Donbass scheint auch dadurch möglich zu sein, dass die russische Armee mit ihrem Vorstoß in Richtung Charkow ein erhebliches Truppenkontingent der ukrainischen Armee vor Ort bindet.
In dem seit Wochen tobenden Kampf um Wowtschansk gelingt es einer zahlenmäßig mehrfach überlegenen ukrainischen Streitmacht nicht, die russische Armee wieder zurückzudrängen.
Schwierige Lage für die Nato
Die von Syrskyj genannten Zahlen zur Ausrüstungssituation der russischen Streitkräfte können bemerkenswert genannt werden.
Russland setzt scheinbar willkürlich Schwerpunkte, friert Frontabschnitte ein, verstärkt an anderen Abschnitten die Angriffe. Dies setzt die ukrainische Führung unter enormen Druck, die knappen Reserveeinheiten an der Front richtig zu verteilen, was ihr in Charkow offenbar nicht gelungen ist.
Dort hat man augenscheinlich die Lage falsch eingeschätzt und durch das Herauslösen zu vieler Kräfte aus anderen Frontabschnitten erst einen weiteren Vormarsch russischer Kräfte ermöglicht. Wie jetzt in Tschassiw Jar.
Die Personalsituation der Ukraine kann nur bedrohlich genannt werden, strategische Reserven sind nicht mehr vorhanden. Erschreckend für Nato-Strategen dürfte sein, dass die neuen und teuren Waffenlieferungen bislang keinerlei nennenswerte Wirkung auf den Kriegsverlauf zeigen. Die russische Armee rückt weiter langsam vor, ohne dass sich eine militärische Möglichkeit zeigt, wie dies zu stoppen wäre.