Ukraine-Krieg: Russland erneuert T-14-Panzer für den Stellungskrieg

Seite 2: Kriegsökonomie, Vergleich mit der Nato und Zukunft

Russland lässt sich also mit der Entwicklung seines neuesten Standardkampfpanzers Zeit. Zur Hochzeit des Kalten Krieges waren in der Sowjetunion parallel drei unterschiedliche Panzermodelle in der Produktion. Das scheint sich nun zu wiederholen.

Zurzeit wird wahrscheinlich nur der T-90M in größeren Stückzahlen produziert, während der T-14 sich in einer kleineren Vorserienproduktion befinden dürfte.

Das Gros der russischen Panzerproduktion stellt heute die Aufarbeitung von bereits dekommissionierten Panzern aus vorigen Jahrzehnten dar, die sich immer noch in großer Zahl auf russischen Abstellplätzen befinden.

Da es sich in der Ukraine um einen Abnutzungskrieg handelt, ist die Entscheidung der russischen Führung, technisch veraltete Panzer aufzuarbeiten, ökonomisch sinnvoll. Die jetzt noch verfügbaren, abgestellten Fahrzeuge haben nach der Aufarbeitung überraschenderweise immer noch einen spürbaren Kampfwert.

Deshalb ist das Heranführen von den bis zu 70 Jahren alten Panzerfahrzeugen keine Verzweiflungstat, sondern eine ökonomisch rationale Entscheidung unter den Bedingungen eines großskalierten Abnutzungskrieges.

Durch den Einsatz der aufgearbeiteten Altfahrzeuge verschafft sich die russische Rüstungsplanungs-Riege zudem Zeit, um in aller Ruhe eine umfassende Panzer-Neuproduktion aufzubauen.

Hier scheint man erschreckenderweise groß zu planen. Nicht nur soll die Serienproduktion des neuen T-14 Panzers endlich anlaufen und die Neuproduktion des T-90M ausgeweitet werden, sondern der bewährte T-80 Panzer soll in der Fabrik Omsktransmash neu hergestellt werden.

Dort ist laut des Fachportals Defence Blog die Serienfertigung des T-80 Motors bereits wieder angelaufen. Über die möglichen Gründe der Wiederaufnahme der T-80 Produktion wurde an dieser Stelle schon spekuliert.

Damit würden dann in wahrscheinlich naher Zukunft wieder drei unterschiedliche russische Panzermodelle vom Band laufen.

Produktion im Vergleich mit Nato

Interessant ist, das zur Verfügung stehende Raumprogramm der russischen Panzerfertigung mit dem der Nato zu vergleichen. In den Nato-Staaten gibt es zwei Fabriken, die neue Panzer herstellen. Das ist einmal die Lima Army Tank Plant in den USA, die den Abrams-Panzer herstellt.

Zum anderen ist das die Krauss-Maffei Wegmann-Fabrik in München, dort entsteht der Leopard 2. Der südliche Teil der Fabrik, südlich der Krauss-Maffei-Straße, wird jetzt von Siemens genutzt und steht dem Panzerbau nicht mehr zur Verfügung.

Die beiden verbleibenden Panzerfabriken der Russischen Föderation sind, wie oben bereits erwähnt, einmal Omsktransmash und Uralwagonsawod.

Wenn man diese vier Werke vergleicht, so fallen die relativ geringen räumlichen Dimensionen des Nato-Panzerbaus auf. Uralwagonsawod liegt sogar neben einem Stahlwerk. Natürlich sagen die bloßen Dimensionen nichts aus über eine tatsächlich stattfindende Rüstungsproduktion, doch kann der Vergleich der Fabriken hilfreich bei der Einschätzung eines Rüstungspotenzials sein.

Rohstoffe und Ressourcen

Russland hat zudem Zugriff auf wichtige Rohstoffe, es ist das rohstoffreichste Land der Erde. Zusammen mit den Ländern des Brics-Block ist die Industrie in großen Teilen nicht mehr auf Importe aus dem globalen Westen angewiesen, eine Tatsache, die viele westliche Experten überraschenderweise überrascht hat.

Der Anlauf einer Neuproduktion eines neuen Hauptkampfpanzers stellt ökonomisch eine erhebliche Ressourcenbelastung dar. Setzt man als Kriegspartei auf ein falsches Waffenkonzept, kann das tiefgreifende Auswirkungen auf dem Schlachtfeld nach sich ziehen.

Auch das könnte die Verzögerung des T-14-Produktionsanlauf erklären. Denn der Panzerbau befindet sich allgemein in einer Phase des großen Umbruchs und einer technischen Unsicherheit. Grund ist hier nicht nur die neue Bedrohung durch die kleinen FPV-Drohnen, sondern hier die erwartbaren neuen revolutionären Fähigkeiten durch Autonomisierung.

Die Zukunft der Kampffahrzeuge

Kampffahrzeuge werden in naher Zukunft ohne Besatzung auskommen und durch Algorithmen selbständig gesteuert werden, ohne dass ein menschlicher Operator benötigt wird. Dadurch wird sich das Fahrzeugdesign radikal verändern, so muss zum Beispiel eine menschliche Besatzung nicht mehr aufwändig geschützt werden. Und so könnten rational und billig gefertigte militärische Wegwerfprodukte vielleicht Vorteile gegenüber traditionellen Groß-Systemen haben.

Ein Ausblick über mögliche künftige Designs im Bereich der Landkampfsysteme bietet ein Schwenk nach China. Dort ist nach einem Bericht der Eurasiantimes anscheinend ein Roboterhund in den Dienst der chinesischen Volksbefreiungsarmee gestellt worden.

Diese Robo-Hunde befinden sich augenscheinlich noch in einem vergleichsweise frühen Entwicklungsstadium. So lässt sich die Hauptbewaffnung anscheinend nicht separat ausrichten, sondern muss über den Roboterkörper ausgerichtet werden.

Dennoch könnte der im Vergleich zum Hauptkampfpanzer radikal andersartige Entwurf in die Zukunft weisen und am traditionellen Design eines Panzers rütteln.

Mit Gewissheit lässt sich sagen, dass bereits in wenigen Jahren oder sogar Monaten sich selbst koordinierende Drohnenschwärme ein zentrales Mittel der neuen Kriegsführung darstellen werden.

Konkret muss man sich also vorstellen, wie die konventionelle Panzerwaffe, also Entwürfe wie der T-14 oder der neueste Leopard 2, auf einen Schwarm von 50 mit Panzerabwehrmitteln ausgestattete Roboterhunde und gleichzeitig auf einen Schwarm von 50 autonomen Kleinstflugdrohnen trifft.

Der Ausgang dürfte nach dem Prinzip der Übersättigung, auch bei neuester Drohnenabwehr, etwa vermittels KI-gesteuerter Waffenstationen, zugunsten der Drohnen ausgehen. Auch den Vergleich der jeweils eingesetzten Ressourcen, bei dem hier konstruierten Beispiel also zusammen 100 Drohnen gegen einen Panzer, dürfte zugunsten des kombinierten Land-/Luftdrohnenschwarms ausgehen.

Deshalb kann das heutige Kampfpanzerdesign möglicherweise nur noch eine Brückentechnologie genannt werden. Und es könnte sein, dass die Aufgaben, die jetzt ein Hauptkampfpanzer in nur einem großen Fahrzeug vereint, in kleinere, vernetzte Subsysteme zergliedert werden.

Doch muss man das als Spekulation einordnen, und zum jetzigen Zeitpunkt bleibt der Hauptkampfpanzer unersetzlich.