Ukraine verliert in Kursk wertvolle Ausrüstung – Deutschland kann nicht nachliefern
Kursk-Offensive kostet viele Fahrzeuge. Derweil kann Deutschland nicht Munition und Ersatzteile liefern. Was bedeutet das für den Kriegsverlauf?
In den Medien wurde bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass die ukrainische Offensive in der Region Kursk ein riskantes Manöver ist. Und es wird immer deutlicher, dass sie in einem Desaster enden könnte. Denn die Ukraine verliert an diesem Frontabschnitt viele gepanzerte Fahrzeuge, die an anderer Stelle dringend gebraucht werden – und die Verluste übersteigen die der Russen bei Weitem.
Analysten des Portals Oryx schätzen, dass die Ukraine in den ersten neun Tagen der Invasion vier Panzer und 41 Infanteriefahrzeuge verloren hat, berichtet Forbes. Darunter seien auch ein seltener britischer Challenger-2-Panzer und mehrere von den USA gelieferte Stryker-Kampffahrzeuge.
Damit verlieren die Ukrainer fast doppelt so viele Infanteriefahrzeuge wie im Durchschnitt an der gesamten Frontlinie des Krieges. Die hohen Verluste traten auf, obwohl die Kämpfe bei Kursk nur auf einem relativ kleinen Frontabschnitt stattfanden.
Verhandlungsmasse oder Überdehnung?
Analysten vermuten, dass die Ukraine mit der Eroberung von Kursk ein Druckmittel für mögliche Verhandlungen mit Russland schaffen will. Doch der schnelle Vormarsch birgt auch Risiken: "Es gibt eine Grenze, bis zu der diese Truppe vorrücken kann, bevor sie überfordert ist", warnt laut Forbes Jack Watling vom Royal United Services Institute.
Die russischen Streitkräfte haben bisher nur wenige Fahrzeuge verloren, was ungewöhnlich ist. Normalerweise, so Oryx, verlieren die Russen im Krieg gegen die Ukraine viel mehr Material. Das könnte sich ändern, wenn die Ukrainer ihre Offensive nicht mehr im Bewegungskrieg führen können und sich verschanzen müssen.
Pistorius-Ministerium warnt vor Nachschubproblemen
Erschwert wird die Situation der Ukraine dadurch, dass manche Waffensysteme nicht mehr verwendet werden können, weil Ersatzteile oder Munition fehlen. Die Bild-Zeitung berichtete am Sonntag, dass die Sparmaßnahmen der Bundesregierung schon jetzt negativ auf die Kampfkraft der Ukraine auswirken. Das Blatt beruft sich dabei auf ein internes Schreiben des Verteidigungsministeriums.
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Aus dem Sondervermögen der Bundeswehr in Höhe von 100 Milliarden Euro können die Lieferungen nicht einfach ersetzt werden. Aus diesem Schattenhaushalt darf nur finanziert werden, was die Bündnis- und Verteidigungsfähigkeit Deutschlands stärkt. Die Wiederherstellung des Status quo wird diesen Anforderungen nicht gerecht.
Sollen sich die Lager der Bundeswehr nicht über einen kritischen Punkt hinaus leeren, müsste der Bund aus seinem regulären Haushalt Mittel zur Verfügung stellen. Da die Bundesregierung aber die Schuldenbremse einhalten will, müsste jeder Cent, der in die Ukraine fließt, an anderer Stelle eingespart werden.
Das hat inzwischen dazu geführt, dass für die Panzerhaubitze 2000 keine Ersatzteile mehr geliefert werden können. Auch zugesagte Munition kann nicht geliefert werden. Nach einem Bericht der Bild-Zeitung betrifft dies Lenkflugkörper Patriot PAC-3, Flugkörper des Flugabwehrsystems IRIS-T und Treibladungen für die Artillerie. Mehr als 30 hochpriorisierte Maßnahmen im Wert von über drei Milliarden Euro könnten nicht fortgeführt werden.