Ukrainer erobern Region Charkiw weitgehend zurück

Seite 2: Russische Armee hat zu wenig Soldaten an der Front

Der österreichische Osteuropaexperte Gerhard Mangott erklärte die aktuelle russische Niederlage unter anderem mit der fehlenden Mobilmachung in Russland durch Putin. Tatsächlich verfügt dadurch die russische Armee an der Front über weniger Soldaten als ihr Gegner, obwohl Russland ja das bei weitem größere Land ist.

Freiwillige gibt es trotz intensiver Werbekampagnen so wenige, dass man schon in den russischen Gefängnissen Kämpfer rekrutieren musste. Ein weiterer russischer Nachteil ist die Unterlegenheit bei der wichtigen Ausstattung mit Kampfdrohnen.

Es ist auch nicht damit zu rechnen, dass die nun schlechte militärische Lage die Zahl der freiwilligen Kämpfer für Russland ändert - nur wenige Russen wollen für die "Spezialoperation" ihrer Regierung im Nachbarland selbst ihr Leben riskieren, die Kriegsunterstützung ist bei vielen nur halbherzig und mitschwimmend.

Das dürfte sich jedoch bei einer tatsächlichen Mobilmachung - also Zwangseinberufung in der Bevölkerung - kaum ändern. So darf man gespannt sein, welche Schritte der Kreml als Gegenmaßnahmen ergreift.

Mit dem Rollen einiger Köpfe in der zweiten Reihe der russischen Kommandostruktur ist zu rechnen, doch für ein Herumreißen des Kriegsglücks benötigt Russland jetzt vor allem mehr Soldaten vor Ort und nun auch weiteres schweres Material, das bereits aus Russland ins Nachbarland verschickt wird.

Eine nachgeholte Mobilmachung hat das weitere Problem, dass sie erst zeitversetzt eine Vergrößerung der Fronttruppen schafft und sie würde auch eine weitere Eskalation des Ukrainekriegs bedeuten, den man dann von russischer Seite kaum noch "Spezialoperation" nennen könnte.

Auch die Intensität der Motivation ist bei den für die russische Seite kämpfenden Truppen nicht überall gleich hoch, da sich unter ihnen Einheiten aus teilweise zwangsrekrutierten Ostukrainern aus dem Donbass befinden.

Am gestrigen Abend wurden aus mehreren Regionen der Ukraine Stromausfälle infolge russischer Angriffe gemeldet.