Unterhaltsames interaktives Pinkeln

Am Media Lab des MIT wurde ein Pissoir entwickelt, um beim Pinkeln zu spielen oder zu surfen

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Microsoft steht nicht alleine mit einer innovativen Idee zur Erschließung des Klos. Während MSN mit dem iLoo das Internet dem auf dem Klo Sitzenden näher bringen will (Das Internet zieht ins öffentliche Klo ein), hatten Studenten vom MIT eine andere Idee, die möglicherweise für diejenigen interessant sein dürfte, die auch beim Pinkeln gerne mal am Computer spielen wollen.

Noch kann das Pinkeln ja ziemlich langweilig sein. Zumal wenn dies in Toiletten mit Pissoirs geschieht, in denen sich kaum um die Wette pinkeln lässt, man eher auch keine Zigaretten mit dem Strahl löscht oder sonst mit ihm etwas anfangen kann. Das ist schade, da das Urinieren doch "reich an sozialer Bedeutung" sei, wie Dan Maynes-Aminzade und Hayes Solos Raffle vom Medialab schreiben. Man werde dadurch erleichtert, irgendwann habe es auch dazu gedient, sein Territorium zu markieren. Aber vielleicht verwechseln die beiden hier doch Hunde mit Menschen. Frauen würden hingegen auf dem Klo gerne tratschen und so die Beziehungen pflegen.

Die beiden Studenten verweisen bei der Präsentation ihrer innovativen Idee auch auf das Klo-Wunderland Japan, das die am weitesten entwickelte Toilettentechnologie besitze. Da säubern sich nicht nur die Toiletten selbst, ertönt Musik, um etwaige Geräusche zu übertönen, oder wird im Urin gleich der Blutzuckerspiegel gemessen. Die Hälfte der japanischen Klos sei auch bereits mit Brausen zum Reinigen der Benutzer ausgestattet. Es habe zwar bereits Versuche gegeben, den Urinstrahl zu erfassen, aber dabei sei es nur darum gegangen, ein absichtliches oder unabsichtliches Danebenpinkeln zu vermeiden. Es gäbe aber eben noch weitere Möglichkeiten, um die Klotechnologien voranzutreiben.

You're In Control heißt der Versuch, Interaktivität ans Pissoir zu bringen. Über diesem befindet sich an der Wand ein Flachbildschirm, am Becken hingegen sind Sensoren angebracht, die feststellen, in welche Richtung der Strahl geht, so dass sich mit ihm das Spiel auf dem Bildschirm steuern lässt. Angeblich wurde auch die Wölbung entsprechend berücksichtigt. Noch bringt die Interaktivität allerdings einige Mühen mit sich und ist beim vorliegenden Entwicklungsstand etwas primitiv. Es wird daher auch nicht wirklich gepinkelt, sondern der Urinstrahl nur simuliert, was freilich den unschlagbaren Vorteil hat, dass Männer und Frauen gleichermaßen mitmachen können. Gleichwohl geht es bei dieser Idee, die vermutlich das Ergebnis einer Abschlussarbeit ist, nach den beiden Produzenten um einen großen Einsatz:

"You're In Control hinterfragt, wie Technologie soziale Gebräuche sowohl in Frage stellen als auch verstärken kann. Einerseits stellte You're in Control einen fundamentalen Code der Privatheit in Frage, in dem es davon ausgeht, das (selbst simuliertes) öffentliches Urinieren akzeptabel ist, wenn der Teilnehmer ein Computerspiel spielt. Andererseits schlägt es eine Anwendung der Technologie vor, um positiv soziale Codes der Hygiene zu verstärken."

Bevor gepinkelt wird, müssen die Klospieler erst einmal einen Gurt anlegen, an dem sich ein Schlauch als Penisersatz und eine mit Wasser gefüllte Plastikflasche befindet. Drückt man das Wasser aus der Flasche und richtet den Strahl ins Becken, lässt sich das extra dafür aufbereitetete einfache Spiel Whack-A-Mole ausführen, bei dem es darum geht, schnell aus ihren Löchern auftauchende Hamster zu treffen - eine Art Moorhuhn also fürs Klo. Für eine wirkliche Anwendung müssten Frauen, so die Studenten, sich halt mit so etwas wie einem P-Mate ausstatten (zusätzlich müssten zum Pinkelspiel freilich noch Urinoirs in die Frauentoiletten angebracht werden).

Natürlich hat das interaktive Pinkeln erhebliche Vorteile. Es macht einfach mehr Spaß, weswegen sich Kneipenbesitzer so etwas anschaffen sollten, denn es lässt sich um so besser spielen, je mehr getrunken wird. Überdies werde genauer gezielt, was für größere Hygiene und Sauberkeit sorge. Möglicherweise könne man auch Kleinkinder auf diese Weise schneller zum kontrollierten Pinkeln bringen.

Und auch der Fantasie der Spieleentwickler sind kaum Grenzen im neuen Pinkelmarkt gesetzt. So könnten Benutzer ein verstecktes Bild freipinkeln. Noch mehr Möglichkeiten bestünden im gemeinsamen Spiel. Die Studenten stellen sich vor, dass mehrere Menschen gemeinsam möglichst gleichmäßig pinkeln müssten, um etwas auf dem Bildschirm zu einem bestimmten Ziel zu bewegen.

Aber natürlich könnte man sich mit dem Pinkelstrahl auch durchs Internet bewegen und Nachrichten oder den Aktienstand erpinkeln: "Eine neue Form des Multitasking im Klo", preisen Maynes-Aminzade und Raffle ihre Entwicklung an, zu der sie jetzt vermutlich nur noch Geldgeber benötigen, um sie unters pinkelnde Volk zu bringen.