Update: Der ILOVEYOU-Virus könnte von einer philippinischen Studentin kommen

Mittlerweile wurde erst einmal ein junger Mann in Manila festgenommen, angeblich der Freund der Studentin, die sich der Polizei stellen will

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Hektisch geht die Suche nach demjenigen weiter, der den offenbar hoch ansteckenden ILOVEYOU-Virus geschrieben und auf die Internetbenutzer losgelassen hat. Inzwischen mehren sich die Varianten, die Nachahmer ausgebrütet haben, während der Code ausgetauscht wird, der so viel globale Aufmerksamkeit hervorgerufen hat. Das fordert Nachahmer heraus, aber auch natürlich auch die Sicherheitskräfte.

Die philippinische Polizei hat heute schließlich doch von einem Richter einen Haftbefehl erhalten und daraufhin die Wohnung der vermeintlichen Virenautorin durchsucht. Die Schwierigkeiten der Polizei, einen Haftbefehl zu erhalten, seien vor allem darauf zurück zu führen, dass es auf den Philippinen noch keine Gesetze gibt, die Computerkriminalität unter Strafe stellen. Auch wenn man also den Täter identifizieren könnte, ist noch lange nicht gesagt, dass sie/er auch bestraft werden könnte. Allerdings besteht zwischen den Philippinen und den USA ein Auslieferungsabkommen.

Inzwischen wurde ein junger Mann von der Polizei in Manila verhaftet, um verhört zu werden, die 23jährige Studentin, die mit diesem zusammenlebt, wird noch gesucht, will sich aber angeblich heute oder morgen bei der Polizei stellen. Aus der Wohnung, in der noch zwei weitere Studenten leben sollen, hat die Polizei Disketten und Computerzeitschriften, aber offenbar keinen Computer beschlagnahmt. Der junge Mann streitet ab, irgend etwas mit dem Virus zu tun zu haben.

Anscheinend ist man nun nicht mehr auf den Suche nach dem zunächst vermuteten Virenautor, dem 23jährigen Philippinen, der irgendwo in Manila leben sollte. Wie BBC News berichtet, habe die philippinische Polizei nun einen neuen Verdächtigen, der zudem ein neues Element ins Spiel bringen würde: eine junge philippinische Studentin, ohne Altersangabe, aber aus einer Mittelschichtsfamilie soll es jetzt gewesen sein. Das wäre tatsächlich ein Novum, wenn sich erstmals in der ansonsten weitgehend von Männern und männlichen Jugendlichen bevölkerten Welt der Computernerds eine Frau ganz vorne platziert haben sollte.

Noch könne man die Frau aber leider nicht festnehmen, bedauert die Polizei, weil man keinen Haftbefehl habe. Übers Wochenende scheint es auf den Philippinen nicht ganz einfach zu sein, einen Richter zu finden, der einen solchen unterschreibt, auch wenn alles dafür Erforderliche angeblich vorhanden ist. Überdies fürchte man, dass die Studentin bereits alle Hinweise auf ihre Urheberschaft vernichtet haben könnte: "Aufgrund des ganzen Medienrummels während der letzten drei Tage fürchten wir, dass sie jetzt jeden Beweis zerstört haben könnte, der sie mit dem Hack in Verbindung bringen könnte", soll ein Polizeibeamter gesagt haben. Haben die Behörden also vielleicht nur den 23jährigen Philippinen für die Medien erfunden, um die Studentin zu beruhigen? Oder ist jetzt die Studentin das Phantom, das den Täter in Sicherheit wiegen soll?

FBI, Interpol, die philippinische Polizei und Jose Carlotta, Geschäftsführer von Access Net in Manila, haben herausgefunden, dass der Versender der ersten Emails mit dem liebevollen Virus-Wurm wohl die Adressen spyder@super.net.ph und mailme@super.net.ph benutzt hat. Doch damit ist die Weisheit möglicherweise schon zu Ende. Auch wenn man jetzt wiederum diese Adressen auf den Computer der Studentin zurück verfolgen könnte, so ist keineswegs gewiss, wie die philippinische Polizei betont, dass sie auch die Schuldige sein muss, denn schließlich könne jeder ihren Computer benutzt haben: "Der Benutzer ist hier unsichtbar, es kann jeder sein. Der Unterschied ist, dass die von uns identifizierte Person der registrierte Benutzer dieses Computers ist."

Aber dann gibt es ja auch noch den mysteriösen 18jährigen Deutschen Mikael oder Michael oder wie auch immer, der sich als Austauschstudent in Australien aufhalten soll und von Fredrik Bjorck, der schon bei der Identifizierung des vermutlichen Melissa-Autors mitgeholfen hatte, als Täter beschuldigt wird, der den Love-Virus über einen philippinischen Provider in die Welt geschickt haben soll. Worauf sich seine Hinweise stützen, ist nicht so genau bekannt. Auch wenn das FBI den Hinweis ernst nehme, habe die australische Polizei keine Untersuchung aufgenommen, meldet der Sydney Morning Herald.