Vatertag auf dem "Männerspielplatz"

TUI bietet auch Panzerfahrten an

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"Panzer faszinieren alle Jungs - große und kleine gleichermaßen" hieß es gestern in eine Pressemitteilung des Reiseveranstalters TUI, in der für ein Vatertags-Geschenkangebot geworben wurde: Einer Fahrt auf "Deutschlands größtem Männerspielplatz".

Der liegt in der Nähe des brandenburgischen Dörfchens Beerfelde, etwa 10 Minuten von Fürstenwalde und 60 Kilometer von Berlin entfernt. Die insgesamt 13 Panzer dort gehören der Fahrschule Gebrüder Heyse, die solche Vergnügungen auch ohne TUI anbietet. Was viele potentielle Interessenten enttäuschen dürfte: Die Firma hat zwar Schützenpanzer, aber mit ihnen darf nicht geschossen, sondern nur gefahren werden. Damit das nicht zu langweilig wird, gibt es auf den etwa achteinhalb Hektar auch verschiedene Hindernisse, darunter Panzergräben, einen Steilhang und eine "Doppelwippe". Gegen einen Aufpreis von 170 Euro kann auf Anfrage auch ein PKW plattgewalzt werden

BMP-1 (Bild: Wikimedia Commons Das Bild "BMP-1 AP 1.jpg" stammt aus der freien Mediendatenbank Wikimedia Commons und steht unter der Creative Commons-Lizenz Attribution ShareAlike 2.0. Der Urheber des Bildes ist Darkone)

Im TUI-Programm wird lediglich eine Fahrt mit dem Schützenpanzer Bojewaja Maschina Pjechotui (BMP) angeboten. Das betagte Modell, dessen Name übersetzt "Kampfmaschine der Infanterie" bedeutet, wiegt 14 Tonnen, hat einen 6 Zylinder-V-Dieselmotor und hätte mit 300 PS zwar beim Auto-, aber nicht unbedingt beim Panzerquartett einen vergleichsweise guten Wert. Geschwindigkeitsräusche sind in ihm mit um die 50 Stundenkilometer im Gelände kaum möglich. Zudem gibt es so genannte "Speedfahrten" ausschließlich nach Absprache - und dann fährt nicht der Panzerfan, sondern der Fahrlehrer. Dafür lassen sich mit dem fünfgängigen Fahrzeug zweieinhalb Meter breite Gräben und bis zu 70 Zentimeter hohe Geländestufen überwinden.

Im BMP haben drei Personen Platz, auf ihm weitere acht. Für Mitfahrer gilt ein Mindestalter von sechs Jahren, steuern darf man das Gerät dagegen erst ab 16. Eine Altersbegrenzung nach oben gibt es nicht. Allerdings warnen andere Anbieter solcher Fahrten, dass man mit mehr als 120 Kilo Körpergewicht oder einer Größe von über einen Meter 95 nicht unbedingt in einen solchen Panzer steigen sollte, wenn man leichtere Blessuren vermeiden will.

Das Vatertagsvergnügen, das TUI anbietet, ist nicht ganz billig: Für 35 Minuten Panzerfahren zahlt man dort mindestens 224 Euro pro Person. Dafür gibt es ein Reiseumfeld, das daran denken lässt, dass das Geschenk eventuell mehr dem Schenkenden als dem Beschenkten gefallen soll. Bestandteil des Pakets sind nämlich gleich zwei Doppelzimmer-Nächte in einem "Vier-Sterne-Seehotel" mit eigenem Badestrand, wo sich "Panzerfahrer optimal von ihrem Abenteuer erholen" sollen.

Noch teurer wird eventuell ein anders Panzerangebot - allerdings ohne, dass man es ablehnen könnte: Das Bundesverteidigungsministerium will nämlich 405 neue Kettenfahrzeuge kaufen. Keine bewährten Modelle, sondern eines, das es noch gar nicht gibt: Den von Krauss-Maffei und Rheinmetall angebotenen "Puma". Kosten sollen die Geräte etwa 4 Milliarden Euro.

Angeblich warnte der Bundesrechnungshof in einem nicht für die Öffentlichkeit bestimmten Papier, es gäbe "erhebliche Risiken", die dieses Geschäft birgt. Gründe für die Bedenken sollen unter anderem technische Probleme bei den "Vorserien-Fahrzeugen" und nicht überzeugende "Erprobungsergebnisse" sein. Diese Schwierigkeiten führten bereits jetzt zu Verzögerungen: Der "Puma", von dem bisher noch kein Prototyp existiert, soll dem aktuellen Sachstandsbericht nun nicht mehr wie geplant 2010 in Serie gehen, sondern frühestens 2012.

Bereits in den 1950er Jahren machte die Bundeswehr schlechte Erfahrungen mit einem "im Sack gekauften" Fahrzeug. Der Schützenpanzer HS-30, der auf Basis einer Miniatur aus Holz und Pappe gekauft wurde, stellte sich später als nur sehr bedingt tauglich heraus, was schließlich in eine Korruptionsaffäre mündete.