Venezuela: Anschlag mit einer Drohne auf Maduro?
Gestern soll ein Anschlagsversuch auf den venezolanischen Präsidenten fehlgeschlagen sein, Maduro macht Kolumbien und ultrarechte Gruppen in Florida dafür verantwortlich
Während einer Militärparade am Samstag zur Feier des 81. Jahrestags der Gründung der Guardia Nacional Bolivariana soll ein Anschlagsversuch geschehen sein. Ziel sei der venezolanische Präsidenten Nicolás Maduro gewesen, der mit seiner Frau, Teilen seines Kabinetts und hohe Militärs an der Feier teilnahm. Maduros Rede wurde live übertragen. Er hörte nach eine Explosion zu sprechen auf und schaute ängstlich wie die ihn umgebenden Personen in den Himmel, Sicherheitskräfte schützten ihn mit Schutzschilden. Soldaten in Panik suchten ebenso die Flucht wie Zuschauer, die Übertragung wurde unterbrochen.
Maduro und seine Frau blieben unverletzt, sieben Soldaten sollen verletzt worden sein. Angeblich habe es einen Anschlagsversuch mit Drohnen gegeben, die mit Sprengstoff gefüllt gewesen seien. Nach dem Kommunikationsminister Jorge Rodríguez seien sie in der Nähe des Präsidenten explodiert. Die Drohnen sollen von Scharfschützen abgeschossen worden sein. Rodríguez sprach von mehreren Drohnen, es soll aber nur eine Explosion zu hören gewesen sein.
Zudem geht das Gerücht um, dass drei beim Vorfall anwesende Feuerwehrleute erklärt hätten, die Explosion wäre durch eine Gasflasche in einer nahegelegenen Wohnung versursacht worden. Ein anwesender Offizier bestritt ebenfalls die Regierungsversion gegenüber El Pais. Er habe keine Drohne gesehen und auch keine Schüsse gehört. Da die Feuerwehrleute und der Offizier aber anonym bleiben wollen und es sonst keine Bestätigung dafür gibt, scheint es doch eher um einen Anschlagsversuch gegangen zu sein.
Eine 2014 gegründete und gegen das Maduro-Regime kämpfende Gruppe, die sich Soldados de Franelas nennt, reklamierte den Anschlag für sich. Man habe zwei Drohnen mit C4 für den Anschlag auf den Präsidenten eingesetzt, sie seien von Scharfschützen abgeschossen worden: "Wir haben gezeigt, dass sie verwundbar sind. Heute haben wir es nicht geschafft, aber es ist eine Frage der Zeit."
Überdies gab es eine Mitteilung, in der der Anschlag als "Operation Phönix" bezeichnet wurde. Angekündigt werden militärische Aktionen, um die Demokratie wiederherzustellen. Die Menschen werden aufgerufen, auf die Straße zu gehen, um die verfassungsgemäß handelnden Militärs und politischen Führer zu unterstützen, die Macht zu übernehmen und eine Übergangsregierung zu bilden.
Einige Stunden nach dem Anschlagsversuch beschuldigte Maduro den kolumbianischen Ex-Präsidenten Juan Manuel Santos und Gruppen aus den USA, dafür verantwortlich zu sein. "Sie haben versucht, mich heute zu töten, alles deutet auf die venezolanische Ultrarechte und die kolumbianische Ultrarechte, der Name von Juan Manuel Santos steht hinter dem Anschlag." Er forderte Donald Trump auf, die Terrorgruppen zu bekämpfen, "die Morde und Anschläge gegen friedliche Länder wie Venezuela" planen. Der Befehl sei aus Bogota gekommen, einige Verantwortliche seien bereits festgenommen worden, die geistig verantwortlichen Finanziers würden in Florida sitzen. Er sei nun so entschlossen wie noch nie, weiter zu kämpfen und die Revolution voranzubringen. Kolumbien wies die Anschuldigungen als grundlos zurück.
Sollte es sich tatsächlich um einen Anschlag mit Drohnen auf eine Massenveranstaltung handeln, dann wäre nun erstmals das Schreckensszenario realisiert worden, vor dem schon lange gewarnt worden war (Ferngesteuerte Terroranschläge). Die mutmaßlichen Attentäter haben in Kauf genommen, dass nicht nur Maduro und seine unmittelbare Umgebung, sondern auch Menschen getötet oder verletzt werden können, die sich in der Straße zur Feier aufhielten. Hier befanden sich zur Zeit des Anschlags Tausende von Soldaten und Zuschauern.