Verbrauch von Erdöl auf Rekordniveau, doch Energieagentur sieht Wendepunkt

(Bild: Rudy and Peter Skitterians, Pixabay)

Energie und Klima – kompakt: Die IEA sieht das Ende der fossilen Energieträger eingeläutet, Opec widerspricht, und der hiesige Spritpreis scheint nur noch eine Richtung zu kennen.

Noch steigt der weltweite Ölbedarf, wie zuletzt vor zwei Wochen der neueste Öl-Marktbericht der Internationalen Energy Agentur (IEA) gezeigt hat, der den globalen Bedarf inzwischen bei 101,8 Millionen Fass (Barrel) pro Tag sieht. Doch lange wird das nicht mehr so weitergehen, meint IEA-Direktor Fatih Birol. Noch in diesem Jahrzehnt werde sowohl beim Erdöl als auch bei Kohle und Gas überschritten werden.

Für die Pariser Agentur, die seit mehr als 40 Jahren im Auftrag der in der OECD (Organisation für Zusammenarbeit und Entwicklung) zusammengeschlossenen westlichen Industriestaaten die globalen Energiemärkte beobachtet und analysiert, sind das neue Töne. Lange war man dort von einem schier endlosen Wachstum der fossilen Energieträger ausgegangen und hatte in seinen Prognosen wieder und wieder das Wachstum von Wind, Sonne & Co. unterschätzt.

Doch nun spricht Birol von einem "historischen Wendepunkt" und verweist dabei auf die schnelle Verbreitung elektrischer Fahrzeuge, die nachlassenden Investitionen in Kohleinfrastruktur und das rasche Wachstum der erneuerbaren Energieträger.

Tatsächlich hat zum Beispiel China bereits in der ersten acht Monaten des Jahres erneut einen weiteren Ausbaurekord in der Solarindustrie hingelegt und über 100 Gigawatt (GW) neue Solarleistung installiert. Das ist mehr als das Zehnfache des hiesigen Zubaus. Inzwischen gehen Beobachter davon aus, dass in der Volksrepublik bereits 2026 die 1000-GW-Marke überschritten wird.

Hierzulande waren von Januar bis Mitte letzte Woche nach Zahlen des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von neun Gigawatt ans Netz gegangen, auch das bereits jetzt mehr, als in Deutschland je in einem Jahr errichtet wurde. Insgesamt beträgt die Leistung aller hiesigen Solaranlagen inzwischen 76,5 GW, womit sie in diesem Jahr bisher 16 Prozent der Stromproduktion beigetragen haben.

An dieser Stelle wird von Skeptikern gerne eingewendet, dass Sonnen- wie auch Windstrom nicht kontinuierlich anfallen und weder im Winter noch zu Beginn oder Ende des Tages ausreichend zur Verfügung steht. Das ist in der Tat ein Problem, dem mit diversen Speichertechniken oder auch angepasstem Verbrauch zu Leibe gerückt werden muss.

Aber hier tut sich ebenfalls einiges: Aus den Daten des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme geht ebenfalls hervor, dass es inzwischen bei Batteriespeichern im Netz eine Kapazität von 9,9 Gigawattstunden (Millionen Kilowattstunden) gibt. Das ist zwar noch lange nicht ausreichend, zeigt aber ein rasantes, exponentielles Wachstum. In den vergangenen Jahren war die Batteriespeicherkapazität jährlich jeweils um rund 60 Prozent gestiegen, aber in diesem Jahr dürfte das Wachstum gar zwischen 70 und 80 Prozent liegen.

Und auch in China geht der Ausbau von Pumpwasseranlagen und anderen Speicher-Optionen mit Sieben-Meilen-Stiefeln voran. Unter anderem werden die Betreiber neuer Solar- und Windenergieparks angehalten, zugleich auch vor Ort für Speicherkapazitäten zu sorgen.

Birols Optimismus ist also alles andere als unbegründet. Dennoch kommt von der OPEC, das von der Organisation Erdöl produzierender Staaten, scharfer Protest. Es sei "äußerst riskant und unpraktisch, fossile Brennstoffe zu verwerfen oder zu behaupten, sie stünden am Anfang ihres Endes", heißt es in einer Erklärung der Organisation. Es sei zu befürchten, dass entsprechende Äußerungen zu verminderten Investitionen in die Infrastruktur der fossilen Energieträger führten. OPEC-Generalsekretär Haitham Al Ghais malt gar ein "Energiechaos von möglicherweise noch nie dagewesenem Ausmaß" an die Wand, zu dem derlei Äußerungen führen könnten.

Derweil ist der Ölpreis seit Ende Juni um fast 30 Prozent gestiegen. Anfang der Woche lag er zuletzt bei 84 Euro pro Fass für die US-amerikanische Sorte WTI und 88 Euro für die europäische Standardsorte Brent. Damit ist voraussichtlich weiterhin nicht das Ende der Fahnenstange erreicht, denn die jüngste russische Politik sorgt für zusätzlichen Druck.

Wir hatten am Wochenende bereits berichtet, dass Moskau aufgrund von Knappheit auf dem Binnenmarkt ein Exportverbot für Diesel und Benzin erlassen hat, und dass daher mit einem (weiteren) Preisanstieg an den Zapfsäulen zu rechnen ist. Zwar bezieht Westeuropa keine Kraftstoffe mehr auf direktem Wege aus Russland. Andere Länder wie Saudi-Arabien haben ihre entsprechenden Ausfuhren erhöht und sind sozusagen für Russland eingesprungen. Allerdings konnten sie dies bisher mit verstärkten Importen aus Russland kompensieren, eine Möglichkeit, die nun wegfällt.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.