Vergeltung aus Beijing: China kontert EU-Zölle mit harten Maßnahmen
China reagiert scharf auf EU-Zölle. Bis zu 39 Prozent Aufschlag auf Brandy-Importe geplant. Doch die härteste Maßnahme könnte deutsche Autobauer treffen.
China reagiert auf die Schutzzollpolitik der EU. Aufgrund der Maßnahmen gegen chinesische Elektroautos erwägt Beijing, die Zölle auf importierte europäische Autos mit großen Verbrennungsmotoren zu erhöhen. Dies wurde bereits vor Monaten angekündigt.
Ab dem 11. Oktober sollen zudem Zölle von bis zu 39 Prozent auf Brandy-Importe erhoben werden. Dies ist eine klare Reaktion auf die Entscheidung der Europäischen Union von letzter Woche, für fünf Jahre Zölle von bis zu 45 Prozent auf chinesische Elektroautoimporte zu erheben.
Die Ankündigungen des chinesischen Handelsministeriums ließen die Aktien europäischer Automobil- und Spirituosenhersteller laut Bloomberg und CNN einbrechen. BMW und Mercedes-Benz verloren drei Prozent und zwei Prozent. Die französischen Getränkehersteller Rémy Cointreau und Pernod Ricard verloren laut Bloomberg bis zu 9,3 Prozent und 4,6 Prozent.
Brandy-Untersuchung zielt auf Frankreich ab
Die Erhebung von Zöllen zwischen 34,8 Prozent und 39 Prozent auf EU-Brandy trifft hauptsächlich französische Marken wie Hennessy und Rémy Martin hart. Eine Untersuchung habe ergeben, dass das Dumping von EU-Brandy dem chinesischen Sektor "erheblichen Schaden" zufüge, so das Handelsministerium in Beijing.
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China auch beim Batterierecycling vorne
Es sei festgestellt worden, dass europäische Brennereien Brandy auf dem chinesischen Markt mit 1,4 Milliarden Verbrauchern mit einer Dumpingspanne von 30,6 bis 39 Prozent verkauft hätten. Dies habe der heimischen Industrie geschadet.
Im Jahr 2022 entfielen 99 Prozent der chinesischen Brandy-Importe im Wert von 1,7 Milliarden US-Dollar auf Frankreich. Das Land gilt als Ziel der Untersuchung, da es für Zölle auf chinesische Elektroautos gestimmt hatte. Noch im August hatte China geplante Anti-Dumping-Maßnahmen gegen EU-Brandy ausgesetzt. Dies war offenbar als Geste des guten Willens vor der EU-Abstimmung gedacht.
Drohende Autozölle würden Deutschland hart treffen
Noch härter könnte die europäischen Autobauer eine Erhöhung der Zölle auf importierte Fahrzeuge mit großen Motoren treffen, die China derzeit erwägt. Dies würde vor allem Deutschland treffen. Deutsche Exporte von Autos mit Motoren von 2,5 Litern und mehr erreichten 2022 in China einen Wert von 1,2 Milliarden US-Dollar.
VW-Chef Oliver Blume warnte, dass chinesische Autozölle für die deutsche Industrie besonders riskant wären. Sein Unternehmen würde auf diesem wichtigen Markt erhebliche Nachteile erleiden. Neben Deutschland wäre auch die Slowakei stark betroffen. Beide Länder hatten gegen die EU-Zölle gestimmt.
Handelskonflikt belastet EU-China-Beziehungen
Der eskalierende Handelsstreit überschattet die angespannten Beziehungen zwischen der EU und China. Europa kritisierte Beijings Anti-Dumping-Ermittlungen gegen Brandy und andere Produkte als unbegründet. Sie basierten auf fragwürdigen Anschuldigungen ohne ausreichende Beweise, sagte EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis.
Dombrowskis forderte China auf, die Ermittlungen einzustellen. Die EU werde "alles tun, um die Interessen ihrer Industrie zu verteidigen", sagte der Kommissar gegenüber dem chinesischen Handelsminister Wang Wentao. Trotz der Drohgebärden dürften beide Seiten einen ausgewachsenen Handelskrieg vermeiden wollen – gerade angesichts der Unsicherheit nach den US-Wahlen.
Für europäische Unternehmen kommen die chinesischen Zölle zur Unzeit. Viele kämpfen bereits mit einer Abschwächung auf dem wichtigen chinesischen Markt. Beijing steht aber auch innenpolitisch unter Druck, die Wachstumsziele für 2024 zu erreichen. Die chinesischen Maßnahmen könnten ein Versuch sein, die EU an den Verhandlungstisch zu zwingen, um eine Alternative zu den Zöllen zu finden.