Verseuchter Krieg: Werden Ukrainer mit toxischer Uranmunition allein gelassen?

Seite 2: Gerichte: Verbindung zwischen DU-Munition und Schädigungen

Im Irak-Krieg blockierte Washington zunächst den Zugang internationaler Experten, die die toxischen Kampfgebiete dokumentieren und entseuchen wollten. Aufgrund des öffentlichen Drucks begannen die Besatzungsmächte USA und Großbritannien schließlich, einige Gebiete zu dekontaminieren, auch wenn die Mission unterausgestattet blieb und es selbst an Alpha-Detektoren mangelte.

Im Ukraine-Krieg scheint man nun jegliche Verantwortung zum Schutz der Bevölkerung zurückzuweisen. So sollen die Abschussorte, an denen DU-Munition verwendet wird, nicht bekannt gegeben werden. Großbritannien, so Miller, habe auch klargestellt, dass man nicht bei Dekontaminationsprojekten helfen werde.

Es scheint also in den letzten 20 Jahren eine Verschiebung, eine Verhärtung der Einstellungen stattgefunden zu haben, auch wenn die wissenschaftlichen Erkenntnisse eine größere Besorgnis sowie stärkere Betonung der Vorsichtsmaßnahmen im Umgang mit dieser Art von Munition zum Ausdruck bringen.

Uranmunition wurde in Ex-Jugoslawien, im Irak und Syrien von den USA eingesetzt. Seitdem hat es immer wieder eine Reihe von Hinweisen gegeben, dass Soldaten, die DU-Munition verschießen, und Zivilisten, die in Gegenden leben, in denen die Geschosse eingesetzt wurden, gesundheitliche Schäden davontragen. Darunter zählen erhöhte Krebsraten, Fehl- und Missgeburten und das sogenannte Golfkriegssyndrom.

Nach dem Einsatz von DU-Waffen durch die Nato im Kosovo 1999 forderte der Europarat ein weltweites Verbot der Herstellung, der Erprobung, des Einsatzes und des Verkaufs von DU-Waffen, mit der Begründung, dass die DU-Verseuchung "langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit und die Lebensqualität in Südosteuropa haben würde, die sich auf künftige Generationen auswirken". Die Forderung wurde nicht beachtet.

Der Leiter eines Gutachtens der US-Armee für abgereichertes Uran im Golfkrieg 1991 sagte zehn Jahre später, dass der fortgesetzte Einsatz solcher Waffen ein "Kriegsverbrechen" sei, das sofort beendet werden müsse. Die Unterkommission der Vereinten Nationen für die Förderung und den Schutz der Menschenrechte bezeichnete 2002 den Einsatz von abgereichertem Uran als "unmenschlich" und als Verletzung von Verträgen wie den Haager Konventionen, die den Einsatz von "Gift oder vergifteten Waffen" ausdrücklich verbieten.

Auch wenn es weiter Debatten über die Gefährlichkeit von Uran-Geschossen gibt, zeigen die wissenschaftlichen und Regierungsstudien auf – vor allem aus der jüngeren Zeit, während die alarmierendsten vom US-Militär selbst kommen –, dass es keinen sicheren Gebrauch von DU-Munition gibt und große Vorsicht geboten ist.

Darüber hinaus belegen Gerichtsurteile, dass Richter einen Zusammenhang sehen zwischen Uranmunition und den daraus entstandenen Schädigungen. In Großbritannien erhielten zum Beispiel mindestens zwei Soldaten, die im Irak dienten, Recht, dass das Uran sie verseucht habe. In einem Fall ging es um Geburten von Kindern mit Deformationen, im anderen um den Tod eines 39-Jährigen an Krebs. Es mussten Entschädigungen gezahlt werden.

In Italien gibt es über 300 Fälle, in denen Gerichte Veteranen oder deren Hinterbliebenen Entschädigungen für Krebserkrankungen zugesprochen haben, die auf die Exposition mit abgereichertem Uran zurückgeführt werden können. 8.000 ehemalige italienische Soldaten sollen aufgrund von Uranmunition an Krebs leiden.