Vom "Lemon" zum "Apple" - Zukunftsskizze eines Automobils

Doppel-LP-Audio-Doku zur Apple Gründung der Beatles 1968

Die VW-Geschichte in den USA — nach der großen Pleite

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Zu Teil 1: Design oder Nicht-Sein: Die lange Reise des VWs — vom Vergaser zum Versager

Zu Teil 2: VW-Design zwo - die Gegenwart

Steve Jobs, um einmal mit dem "Apple" zu beginnen, hatte gewisse Ähnlichkeiten mit gleich zwei Präsidenten der jüngsten Zeit, Obama und Trump. Jobs' Vater war ein Einwanderer aus Syrien, die Mutter eine katholische Schweizerin.

Staatsbürgerschaftsfragen stellten sich keine, denn das Kind kam auf US-amerikanischem Boden zur Welt. Die Eltern waren unverheiratet und wurden von den katholischen Großeltern daran gehindert, den Bund der Ehe zu schließen. Sie heirateten aber trotzdem und hatten ein weiteres Kind, eine Tochter, die später als Schriftstellerin reüssierte.

Das alles kam indessen zu spät für den kleinen Steve, der da schon längst zur Adoption freigegeben worden war. Mit Trump verband ihn, Jobs, die gleiche ungeduldige und ruppige Art - und auch seinen Lieblingssatz scheint Trump bei ihm abgekupfert zu haben: "Du bist gefeuert."

Als Kind wuchs Jobs in der Familie seines Adoptivvaters Paul Reinhold Jobs auf, die Mutter war ihrerseits Kind armenischer Einwanderer gewesen. Jobs Senior arbeitete als "Repo Man", also als Sachpfänder, der Leuten die Dinge wieder abnahm, die sie auf Abstottern gekauft aber nicht weiter abbezahlt hatten, z.B. ihr Auto. Nebenher bastelte er in seiner Garage Autos aus verschiedenen Teilen zusammen, die er dann weiterverkaufte.

An diesem Punkt sehen wir die Familie Jobs im Wohnzimmer sitzen, es war noch eine adoptierte Schwester mit dabei - und Vater Jobs deutet auf eine Werbung in der Illustrierten "Life" oder "Saturday Evening Post". Es ist die Werbung für den Volkswagen Käfer, mit dem berühmten Hinkucker, dem einzeln dastehenden Wort "Lemon" (siehe Teil Eins: Design oder Nicht-Sein: Die lange Reise des VWs — vom Vergaser zum Versager).

Zu diesem Zeitpunkt seines Lebens ist der kleine Steve gerade eben mal sechs Jahre alt. So etwas hat er noch nie gesehen, denn selbst in den abgewracktesten Stadtteilen von Los Angeles gibt es die tropfenförmigen Fließhecklimousinen der 30er und 40er Jahre nicht mehr. Der US-VW ist die mehr oder minder ungefilterte Wiedergeburt des Old Beetle, den es schon seit 1938 gibt.

Stolz zeichnet Klein-Stevie seinem Vater mit bunten Ölkreiden auf ein großes Blatt Papier daraufhin den VW aus einer anderen Werbung - und vorne, statt der Scheinwerfer, zeichnet er die prominent groß-rund-roten Heckleuchten des Ford Fairlane, jenes Autos, das jeden Sohn eines kalifornischen Repo-Mannes bis in seine Träume hinein verfolgt.

Jahrelang bleibt das Gemälde mit Klebestreifen und Magnet-Stickern am Frigidaire der Familie befestigt. "Pass auf, dass du Steve's Gemälde nicht runter reißt" lautet die tägliche Mantra im Hause Jobs.

Als der iMac Jahrzehnte später am Markt erschien, bewunderte man Jobs' Kreativität und nannte ihn manchmal sogar den Henry Ford des digitalen Zeitalters. Henry Ford hatte Autos gebaut. Der iMac war bestenfalls das Modell eines Autos.1

Der iMac, 1998, Rückansicht. Ein Spielzeug-Beetle- Modell, aber immerhin, von gut 18 Kilo Gewicht.

Mit der Kreativität tut man sich zuweilen etwas schwer in Amerika

Mit der Kreativität tut man sich zuweilen etwas schwer in Amerika. Als das konservative Pendant zum "New Yorker"-Magazin, "The Atlantic" (man merkt daran, dass es ein konservatives Magazin ist, welche Firmen dort ihre Werbung schalten, z.B. Shell, Cadillac, Siemens, Coca Cola, zwei Mal Monsanto) — als also "The Atlantic" eine Nummer zum Thema "Kreativität" herausbrachte, im Juli/August 2014, da fiel den Machern des Blatts nichts besseres für ihren Titel ein als eine Story über John und Paul. Volle 44 Jahre, wenn nicht mehr, nachdem die beiden Pilzköpfe ihre kreative Kooperation in den Orkus geschickt hatten.

Ja, hieß es im Innern des Hefts, man hätte auch einen Aufmacher mit Steve und Woz machen können, aber letztlich waren die Beatles einfach bekannter. Noch immer.

Im Schatten von John und Paul, das Duo Steve und Woz.

Als die Beatles, eine Gruppe von Musikern, sich an die Gründung einer Firma namens Apple begaben, war es der 14. Mai 1968. Es war ein chaotisches Unterfangen, und führte letztlich dazu, dass die Beatles und auch die Rolling Stones die Rechte an ihren eigenen Songs verloren.

Steve und Woz gründeten ihrerseits, am 1. April 1976, eine Firma namens Apple, die sehr erfolgreich wurde.

Dass es ein gewisses Konfliktterritorium zwischen den beiden Apples geben könnte schien offensichtlich, blieb aber eine Zeit lang ausgeblendet, denn: Auf der Höhe des Erfolgs von Apple USA feuerten die Angestellten der Firma ihren Chef, Steve Jobs.

iPod schreckt zurück vor dem Dunklen Eindringling: "Du bist nicht mein Vater!" Aber er ist es.

Erst 10 Jahre später, als die Firma der Pleite entgegenschlidderte, holte man Jobs zurück, und er brachte Apple rasch wieder auf Touren — durch den riesigen Erfolg des VW-förmigen iMac-Computers und durch zwei weitere kleine Erfindungen. Das eine war der iPod, eine Weiterentwicklung des Sony-Walkmans.

Der Walkman war ein kleines Abspielgerät für Musik-Kassetten, etwa in der Größe eines Taschenbuchs, das man mitnehmen konnte oder am Gürtel befestigen konnte. Am Kopf trug man einen Kopfhörer. Es war ein typisches 80er Jahre-Gerät. Man konnte den Walkman in einer Schultertasche mit sich führen, samt zusätzlicher Batterien und Musik-Kassetten. Das Gerät war unkaputtbar. Die Batterien waren wiederaufladbar. Und die Kassetten spielten die Musik, die man selber aufgenommen hatte, bis heute. Mehr als 30 Jahre lang.

Der iPod reduzierte die Dimensionen dieses Gerätes auf die Ausmaße einer Streichholzschachtel, und erhöhte die Speicherkapazität auf mehrere Stunden. Heute, wo jeder Vater und jede Mutter glücklich wären, wenn es den iPod noch gäbe, damit sie ihre Siebenjährigen bei großen Autofahrten ruhig stellen könnten — mit TKKG-Geschichten, Lieblings-Songs und dergl. zum Abwinken — ist der iPod ins iPhone integriert worden, welches kein Siebenjähriger benötigt.

Das iPhone war Jobs' nächste Erfindung, ein aufgemotztes Handy, das heute, einige Jahre nach Jobs' Ableben, komplett überladen ist mit Funktionen, die der Kunde nicht braucht und zu einem Preis, den der Kunde nicht bezahlen kann.2

Apple ist heute ein Konzern wie eine Titanic auf dem Ozean ohne Kompass, ein Schiff, bei dem die Kunden massenweise über Bord springen. Nicht unähnlich wie bei VW.

Dazu gibt es ein Video mit Steve Jobs von 1997, wo er einem Teilnehmer der großen alljährlichen Apple-Party in San Francisco erklärt, warum Apple nicht Technikerträume wahr werden lässt, sondern Objekte schafft, mit denen der Kunde etwas anfangen kann. (Heute stünde Jobs mit der Position wieder auf verlorenem Posten.)

Steve Jobs: "Die Frage lautet: Was können wir für den Kunden leisten?" Screenshot: TP

Die Zukunft von Apple und VW

Dass die Zukunft von VW rasant bachab ging, war schon vor Jahren deutlich erkennbar, als dieses YouTube-Filmchen das Publikum begeisterte:

Da lobte der "Kontrollfreak", Ingenieur Martin Winterkorn, Chef der Firma VW, ein Fahrzeug der Marke Hyundai, auf der Frankfurter Automesse - und Hyundai, nicht blöd, setzte das Lob gleich in eine Werbung ein. Da erfuhr man nun aus dem Mund des obersten VW-Mannes, dass Kurt Kroner nicht mehr bei VW arbeitete. Jeder Wagen, der jetzt die Firma verließ, war eine "Zitrone". Denn bei VW "schepperte es", systemimmanent.

Schon da hätte Winterkorn auf das Handy des Spions, der da hinter ihm saß, sprechen können: "Wir können unsere Diesel-Limousinen nur nach Amerika verkaufen indem wir ihnen eine Schummel-Software einbauen, weil die Motoren eigentlich das Zwanzigfache des erlaubten Grenzwerts an Giftgas ausstoßen. Wenn das jetzt bekannt würde, hätten wir auf der ganze Linie verschissen."

Da hatte man also eine handfeste Verschwörung, aus der sich VW noch eben gerade auf die Schnelle hätte herauswinden können, aber man war zu blöd, die Warnsignale zu erkennen.

Die Amerikaner brauchten keinen Diesel. Niemand in den USA kennt den Begriff "Rudolf-Diesel-Gedenkminute." Man hätte den Diesel aus der internationalen Produktion rausnehmen können und nur noch den "verbesserten" Benziner nach Amerika exportieren können. Und angesichts der katastrophalen Umweltbedingungen in China, hätte man 2012 ab sofort nur noch Hybrid-Autos nach China schicken müssen. Schluss mit allen Diesel-Autos bei VW.

Auch in Deutschland war längst bekannt, dass Feinstaub tödlich ist, dass Autoabgase im Verdacht stehen, Alzheimer auszulösen. VW schafft den Diesel ab, und es ist die die Große Umwelt-Tat, und Dieselgate wäre möglicherweise erst in 20 Jahren an die Oberfläche geblubbert. Lange nachdem Winterkorn und Co von der Bildfläche abgetreten wären.

Stattdessen gab es den Streit mit Piech, der unbedingt seinen Luxus-VW an die oberste Kaste der China-Kunden verkaufen wollte. Statt mit dem VW-Käfer von Mexiko nach China zu wechseln und mit einem sauberen elektronischen Heckmotor den ewigen Dank der Bewohner Pekings und Schanghais zu erwerben. Heute dagegen strebt VW der großen Pleite entgegen, umso mehr, wenn Trumps Strafzölle und andere Erschwernisse für ausländische Autobauer demnächst einmal greifen.

Der große chinesische Markt wird an VW vorbeigleiten wie ein Schiff auf hoher See, weil Volkswagen nicht auf die hustenden Lungen seiner Kunden hörte. Der europäische Markt wird VW-Diesels in den osteuropäischen Kettenraucher-Ländern losschlagen, vielleicht im Verbund mit einer Lebensversicherung für den Besitzer, der damit wenigstens seiner überlebenden Familie etwas Gutes tut. Und in Amerika wird VW zum Verkauf stehen. Wer könnte an dieser Stelle davon profitieren, die Beetle-Marke zu erwerben?3

Warum der iBug die Rettung für VW ist

Die riesigen Strafen in den USA, der wegfallende Markt in China, und letztlich eine nichtausbleibende Reaktion in Europa könnten den Volkswagen-Konzern ins Trudeln bringen. Pech, dass da jetzt Porsche und Audi und Seat und Skoda alle mit drin hängen. Vielleicht wird man sie schnell noch ausgliedern und dann den eigentlichen Kern-Konzern rasch auf Konkurs-Maße zurückstutzen.

In den USA wird man nach einem Käufer suchen, und ich könnte mir denken, dass Apple hier zugreifen wird, und die gesamte VW-Palette streicht, nur um Apples eigene iBug-Modelle zu forcieren.

Ich denke nicht, dass Apple mit Tesla zusammenarbeiten wird, ebensowenig wie Tim Cook noch lange dran bleiben wird.

Sein "Coming Out" war schon so etwas wie ein Hilferuf. "Ich weiß nicht mehr weiter. Ich bin schwul, bitte kauft mehr iPhones." — So ungefähr klang das. Als ob Apple ein Gemüseladen in San Francisco wäre, der gerade untergeht. Klar, die Berichte aus China sind grauenhaft. Fast, als ob Apple KZ-Arbeiter beschäftigt, die sich nicht einmal ihr eigenes iPhone leisten können, die zu zwölft in einer winzigen Wohnung schlafen, und zehn oder zwölf Stunden am Tag im Stehen und ohne Pinkelpause arbeiten müssen.

Da kann man nur Trump applaudieren, der solche Verhaltnisse abschaffen will. Sollen doch die teuren Apple-Produkte in Amerika von ehemaligen Bergwerksarbeitern zu einem anständigen Mindestlohn gebaut werden. Dann ist der teure Preis der Dinger wenigstens gerechtfertigt.4

Also wird man jetzt schnell noch die flüssigen Mittel in andere Investitionsbereiche umleiten - und da wäre es natürlich gut, die Herren Winterkorn und Piech nach Amerika zu holen, wie einst Wernher von Braun, statt sie in irgendeinem Knast versauern zu lassen. Eigentlich müssten sie ja beide wie einst der bekannte Philanthrop Bernie Madoff auf Jahre vom Publikum abgeschirmt werden. Aber sie könnten der Menschheit vielleicht mehr nützen, wenn sie VW-USA noch einmal beim Wiederaufbau und der Rückgewinnung des Prädikats "beliebteste Automarke Amerikas" behilflich wären. Vielleicht wäre damit der eigentliche Traum von Steve Jobs erfüllt. Er baut einen amerikanischen "Käfer", auch posthum - und die Leute kriegen von ihm "Jobs", also Arbeit. Der Name wäre dann kein leeres Versprechen mehr gewesen, sondern hätte seine Erfüllung gefunden.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.