Von China nach Afrika: Deutschlands Rohstoff-Odyssee
Deutschland sucht neue Rohstoffquellen. Weg von China, hin zu Afrika. Doch wird der Kontinent die erhofften Schätze liefern?
Deutschland galt zuletzt als rohstoffarmes Land, das sich jedoch die benötigten Rohstoffe erfolgreich auf dem Weltmarkt beschaffen konnte, wo Umweltschutz und Menschenrechte oftmals kein Thema waren und letztlich nur der Preis zählte.
Inzwischen wurde jedoch gegen den Widerstand von Teilen der Industrie sowie der FDP die Beobachtung der Lieferketten zum politischen Thema, und es ist abzusehen, dass nicht zuletzt aus diesem Grund die Rohstoffgewinnung in Deutschland wieder aktuell werden könnte.
Dass man dafür die Umweltstandards ebenso senken wird wie in der Landwirtschaft, ist nicht auszuschließen.
Mit der Corona-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine wurde Deutschland deutlich gezeigt, wie verletzlich seine Lieferketten in der Realität sind.
Wenn die Lieferketten dann noch aus politischen Gründen gefährdet werden, weil China mit militärischen Mitteln daran gehindert werden soll, die Industrie des Westens zu überholen, könnten die bestehenden Lieferketten dauerhaft brechen und Deutschland muss seinen Rohstoffbedarf aus anderen Quellen zusammenkratzen.
Am Geld soll die Rohstoffbeschaffung nicht scheitern
Schattenhaushalte zählen in Deutschland zu den beliebtesten Finanzierungsmöglichkeiten. Die Schuldenbremse steht nur Ausgaben im sozialen Umfeld entgegen. Für die Wirtschaft findet sich immer ein Weg, der staatliche Subventionen ermöglicht, mit denen führende Politiker ihre Träume erfüllen wollen.
Da das aktuelle Motto lautet, sich von China abzukoppeln, muss jetzt dringend Geld außerhalb des Bundeshaushalts bereitgestellt werden. Mit einem Rohstofffonds der staatlichen Förderbank KfW will die Bundesregierung deshalb nun die Rohstoffversorgung breiter aufstellen und die Abhängigkeit der deutschen Industrie von China reduzieren.
Es soll sich beim Rohstofffonds um ein Eigenkapitalinstrument handeln, das zur Beteiligung an strategischen Rohstoffprojekten in den Bereichen Gewinnung, Weiterverarbeitung und Recycling dienen soll. Die staatliche Förderbank KfW soll diesen den Fonds technisch umsetzen.
Nach Einschätzung verschiedener Experten ist Deutschland gerade auch im internationalen Wettbewerb beispielsweise mit China nicht gut aufgestellt und zuletzt in einer Phase expandierender Globalisierung auf die funktionierende globale Arbeitsteilung angewiesen.
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Im Zusammenhang mit dem sich immer deutlicher herausbildenden Systemkonflikt zwischen den USA und China ist diese globale Vernetzung jedoch nicht mehr gesichert und somit beginnen auch in der deutschen Politik Träume von einer De-Globalisierung Raum zu greifen. Zurück zu den Möglichkeiten nach dem letzten Weltkrieg scheint das Motto zu sein.
Weg von den asiatischen Zulieferern
Mit seiner gewünschten Abkehr vom Handel mit Asien entfallen künftig nicht nur die mineralischen Rohstoffe wie die Seltenen Erden, sondern auch viele Zwischenprodukte sowie Endprodukte, die hierzulande noch nie produziert wurden.
Der Deutsch-Argentinier Christian Möbius will Deutschland und den deutschen Unternehmen jetzt aus der Bredouille helfen. Er hat für seine Firma Southern Cross Britannia im Nordwesten von Argentinien Bergbaulizenzen für eine Fläche von 130.000 Hektar gesichert.
Dabei kommt ihm die aktuelle politische Entwicklung in dem südamerikanischen Land zu gute, die auch hierzulande Vorbildcharakter bei vielen Neoliberalen zu haben scheint, für die sich die staatlichen Aufgaben am besten darauf beschränken sollten, den Investoren günstig Geld zur Verfügung zu stellen und die Investitionsrisiken zu tragen.
In Lateinamerika steht Deutschland jedoch im nicht zu unterschätzenden Wettbewerb mit den USA, Kanada und der Volksrepublik China, die über deutlich größere Absatzmärkte verfügen als die Bundesrepublik und daher für diese Länder auch wirtschaftlich vielversprechender sind.
Afrika im Fokus der deutschen Politik
Um nicht von der China-Abhängigkeit in eine Abhängigkeit von Lateinamerika zu rutschen, sucht Deutschland jetzt nach Möglichkeiten für den Rohstoffbezug in Afrika. Dort ist allerdings das Rennen auf begehrte Bodenschätze längst eröffnet. Und neben China fasst dort auch Russland verstärkt Fuß, wohingegen die ehemaligen europäischen Kolonialherren Rückschläge einstecken müssen.
Um chinesischen Infrastrukturprojekten in Afrika Einhalt zu gebieten, wollen die EU im Bündnis mit den USA den Bau eines neuen Handelskorridors unterstützen, der in den westlichen Träumen von Sambias Kupfergürtel durch die rohstoffreiche Katanga-Region der Demokratischen Republik Kongo bis nach Angola reichen soll.
Man hofft, dort die riesigen Ölreserven sowie die Vorkommen an Chrom, Grafit, Lithium und Nickel zum Nutzen der westlichen Industrieländer ausbeuten zu können.
Die USA haben für das knapp 2.000 Kilometer lange Bahnprojekt bereits Hunderte Millionen US-Dollar zugesagt. Aus der europäischen Industrie haben sich Unternehmen wie Trafigura, Moto-Engil und die deutsche Vecturis schon Konzessionen gesichert.
Deutschland setzt beim afrikanischen Handelskorridor jedoch bislang nicht auf die Bahn, sondern auf die Straße. Daher hat die deutsche Firma Gauff einen Auftrag für den Bau eines 166 Kilometer langen Straßenabschnitts gewonnen, der zwischen den Städten Munhango und Luena parallel zum Eisenbahnkorridor verlaufen soll.
Der Lobito-Korridor gilt einerseits als strategische und nachhaltige Möglichkeit zur Sicherung von Bodenschätzen. Andererseits präsentieren sich dort die USA und die EU verstärkt im geostrategischen Gerangel um kritische Rohstoffe.
Da die westlichen Industriestaaten zwar am gleichen Seil ziehen, aber die Erfolge jeweils für das eigene Land einfahren wollen, ist bislang noch keinesfalls gesichert, dass Deutschland zu den Gewinnern zählen wird.