Von Männern, Mördern und Migranten
- Von Männern, Mördern und Migranten
- "Töten ist das zentrale Mittel dieser Körper zum Erreichen des Spannungsausgleichs"
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Nicht erst seit dem Mord an Susanna stehen Migranten in Deutschland unter Generalverdacht. Dabei gibt es eine Tätergruppe, die für weitaus mehr Morde und Vergewaltigungen verantwortlich ist. Ein Kommentar
Sollten wir konsequenter abschieben? War die Aufnahme hunderttausender Flüchtlinge ein Fehler? Muss Merkel weg? Seit der Ermordung der 14-jährigen Susanna durch einen irakischen Asylbewerber diskutiert Deutschland über den Zusammenhang von Migration und Gewalt.
Daran ist nicht alles falsch. Blickt man in die Polizeistatistiken, haben Vergewaltigungen und Tötungsdelikte in den vergangenen Jahren zugenommen. Migranten sind tatsächlich leicht überrepräsentiert - auch wenn Kriminologen diesen Umstand mehr auf die sozialen Lebensverhältnisse als auf die Herkunft zurückführen.
Der Blick in die Statistik verrät aber noch einen wesentlichen signifikanteren Zusammenhang. Eine Tätergruppe ist wesentlich stärker repräsentiert und schafft es dennoch seit Jahren von der Öffentlichkeit unbeachtet davon zu kommen. Zur Veranschaulichung eine kleine Auswahl an Fällen, die es seit der Ermordung von Susanna nicht auf Titelseiten schafften:
In Rösrath bei Köln tötet ein 89-Jähriger im Streit seine 88-jährige Ehefrau +++ Im nordrhein-westfälischen Kleve beginnt die Verhandlung gegen einen 25-Jährigen, der seinen 77-jährigen Liebhaber mit Elektroschocker, Feuerlöscher und Küchenmesser zu Tode gefoltert haben soll +++ In Hamburg ermordet ein 61-Jähriger im Alkoholrausch seine Lebensgefährtin +++ In Saarbrücken zertrümmert ein 40-Jähriger mit einer Axt den Schädel seiner Lebensgefährtin. Die fünf gemeinsamen Kinder im Alter von 3 bis 17 Jahren lässt er danach allein mit der Leiche ihrer Mutter +++ In Nürnberg ersticht ein 47-Jähriger seine 69-Jährige Mutter +++ Im Beisein der acht- und zwölfjährigen Söhne tötet in Winsen ein Mann seine Ex-Frau. +++ In Hagen nimmt das SEK einen 25-Jährigen fest. Er hatte seine Partnerin in den Hinterkopf geschossen.
(Anmerkung: Aus der Liste wurden im Nachhinein zwei Fälle - einer in München, einer in Tecklenburg bei Osnabrück gelöscht, da sie irrtümlich aufgenommen worden waren)
Was diese Fälle vom Mord an Susanna unterscheidet: Keiner der mutmaßlichen Täter stammte aus dem Ausland. Sie alle waren Deutsche. Und dennoch gibt es eine Gemeinsamkeit, an die wir uns schon sehr gewöhnt haben, dass sie uns kaum noch auffällt: Alle Täter waren Männer.
Durchschnittlich 22 Fälle von Vergewaltigungen und sexuelle Nötigungen wurden im vergangenen Jahr pro Tag angezeigt. Bei 93 Prozent der Verdächtigten handelte es sich um Männer. Über 2.400 (versuchte) Tötungsdelikte zählte die polizeiliche Kriminalstatistik 2017. 83 Prozent der mutmaßlichen Täter waren männlich.
Wenn wir nach einer Handvoll Migrantenmorden über den Zusammenhang von Herkunft und Gewalt diskutieren, sollten wir das nach tausenden Männermorden nicht auch über den Zusammenhang von Gewalt und Männlichkeit tun?
Warum aus Männern überdurchschnittlich häufig Täter werden
Von einer "Angst vor Entmannung", die Gewalt und Aggressivität hervorbringe, schreibt der britische Autor Jack Urwin in seinem Bestseller "Boys don't Cry". "Niemand ist den Frauen gegenüber aggressiver oder herablassender als ein Mann, der seiner Männlichkeit nicht ganz sicher ist", warnte Simone de Beauvoir einmal.
Aber es sind nicht nur Feministinnen und populärwissenschaftliche Buchautoren, die auf die Problemfall "Mann" hinweisen. Anders als im Fall von "Herkunft" und "Gewalt" gilt der Zusammenhang von "Geschlecht" und "Gewalt" wissenschaftlich als unumstritten. Wissenschaftler haben versucht herauszufinden, warum Männer so häufig zu Tätern werden. Die Antwort nennen sie "Masculine Overcompensation Thesis".
In sozialpsychologischen Studien haben Forscher getestet, wie Männer darauf reagieren, wenn ihre Männlichkeit infrage gestellt wird (z.B. hier und hier). Männliche Testpersonen, denen die Studienmacher zuvor feminine Züge zuschrieben, äußerten sich anschließend homophober und befürworteten sexuelle Grenzüberschreitungen häufiger als Vergleichsgruppen, die unbeeinflusst in den Versuch gingen.
Dieselbe Auffälligkeit gab es bei Männern, die sich durch gesellschaftliche Veränderungen verunsichert zeigten: Je stärker sie ihren Status als Mann bedroht sahen, desto größer war die Zustimmung zu Gewalt. Das Urteil der Forscher: Männer demonstrieren umso intensiver als männlich wahrgenommene Eigenschaften wie sexuelle Potenz, Homophobie oder Gewaltbereitschaft, je stärker ihre Männlichkeit von außen infrage gestellt wird.
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