Von Rang 8 auf 6: Was Nauras Aufstieg für die Chipindustrie bedeutet

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Chipausrüster aus China Naura klettert in der Weltrangliste auf Platz sechs. Der Umsatz soll 2024 um 36 Prozent auf vier Milliarden Euro steigen. Doch der Erfolg des Staatskonzerns hat einen heiklen Hintergrund.
Der in Peking ansässige Ausrüstungshersteller Naura Technology Group Co. hat in den vergangenen Jahren bedeutende Fortschritte bei der Entwicklung von Maschinen für die Chipherstellung gemacht. Die Firma hat sich mittlerweile zu Chinas führendem Hersteller von Halbleiterproduktionsanlagen entwickelt.
Naura rangiert laut dem in Shanghai ansässigen Technologieberatungsunternehmen CINNO Research schon 2024 weltweit auf Platz 6. Nur die Branchenriesen ASML, Applied Materials, Lam Research, Tokyo Electron und KLA liegen gemessen am Gesamtumsatz noch vor Naura:
- ASML (Niederlande)
- Applied Materials (USA)
- Lam Research (USA)
- Tokio Electron (Japan)
- KLA (USA)
- NAURA (China)
- Screen (Japan)
- Advantest (Japan)
- ASM International (Niederlande)
- Disco (Japan)
2023 hatte das Unternehmen in dieser Liste noch auf Rang acht gelegen. Im Januar meldete Naura Umsatzschätzungen für 2024, die sich auf umgerechnet schätzungsweise vier Mrd. Euro belaufen, was einem Anstieg von 36 Prozent gegenüber 2023 entspräche. Die konsolidierte Bilanz soll im April veröffentlicht werden. Zum Vergleich: ASLM hat 28,3 Milliarden Euro umgesetzt und damit 7,6 Milliarden Euro 2023 verdient.
Laut einem Bericht der Asia Times ist das 1988 gegründete Staatsunternehmen mittlerweile zum größten chinesischen Hersteller von Chip-Fertigungsanlagen avanciert. Das erklärte Ziel Pekings ist, eine vollständige Lieferkette für die Halbleiterproduktion im eigenen Land aufzubauen und so die Abhängigkeit von ausländischen Anbietern zu reduzieren.
Durchbrüche trotz Exportbeschränkungen
Naura hat vor allem bedeutende Fortschritte bei der Entwicklung von Schlüsselkomponenten und Maschinen für die Chipherstellung erzielt, darunter Oxidationsöfen, chemische Dampfabscheidungsanlagen (CVD) und Plasma-Ätzer.
Diese Geräte sind entscheidend für die Herstellung moderner Halbleiter. Sie werden gebraucht, um hauchdünne Schichten von Material auf Siliziumscheiben abzuscheiden, Schaltkreise zu ätzen und die Oberflächen der Chips zu behandeln.
Der Fortschritt von Naura ist bemerkenswert angesichts der strengen Exportbeschränkungen, die von den USA und ihren Verbündeten verhängt wurden. Diese sollten verhindern, dass China Zugang zu fortschrittlichen Halbleitertechnologien erhält, die auch für militärische Zwecke verwendet werden können.
Staatliche Investitionen und Subventionen
Dennoch ist es Naura gelungen, Maschinen zu entwickeln, die mit denen der führenden ausländischen Anbieter vergleichbar sind. Das Unternehmen hat dabei stark von staatlichen Investitionen und Subventionen profitiert, mit denen Chinas Regierung die einheimische Chipindustrie fördert.
So hat Naura es in den letzten vermocht, die Lücke zu vielen ausländischen Anbietern zu schließen. Dabei hat das Unternehmen auf die Entwicklung eigener Technologien gesetzt.
Naura beliefert bereits viele der führenden chinesischen Chiphersteller wie SMIC, Hua Hong Semiconductor und YMTC. Das Unternehmen konnte seinen Marktanteil im Inland stetig ausbauen, da die Kunden zunehmend auf einheimische Zulieferer setzen, um Lieferengpässe und geopolitische Risiken zu vermeiden.
Wachsender Marktanteil im Inland
Laut Schätzungen entfallen inzwischen mehr als 20 Prozent der in China verkauften Chip-Fertigungsanlagen auf die Firma. Tendenz steigend, da das Unternehmen sein Produktportfolio erweitert und die Qualität seiner Maschinen verbessert.
Wenn dieser Trend anhält, ist Naura auf dem Weg, in den nächsten Jahren in China einen Marktanteil von 30 bis 40 Prozent zu erreichen. Sollte dieser Fall eintreten, könnte das Unternehmen auch zu einer ernsthaften Herausforderung für die etablierten ausländischen Anbieter werden.
Allerdings hinkt Naura bei einigen der anspruchsvollsten Verfahren noch hinterher, insbesondere bei Extrem-Ultraviolett-Lithografie Maschinen, die für die Herstellung der modernsten Chips unerlässlich sind. Dabei handelt es sich um eine hochkomplexe Technologie, für die niederländische Firma ASML derzeit praktisch ein Monopol hält.
Die USA haben wiederholt massiv Druck auf die Niederlande ausgeübt, um zu verhindern, dass ASML solche Anlagen an chinesische Kunden verkauft.
Ehrgeizige Expansionspläne
Naura hat dennoch ehrgeizige Pläne, in den kommenden Jahren auch international zu expandieren. Das Unternehmen baut bereits eine Präsenz in Südostasien auf. Dort errichten derzeit viele Chiphersteller neue Fertigungsanlagen, um ihre Abhängigkeit von China zu reduzieren.
Die Firma plant darüber hinaus sogar den Bau einer Fabrik in den USA, um näher an wichtigen Kunden wie Intel, Micron und Texas Instruments zu sein. Allerdings dürfte das Vorhaben auf erheblichen politischen Widerstand stoßen. Denn natürlich fürchtet Washington, dass China so Zugang zu sensiblen Technologien erhalten könnte.
Dennoch ist Naura ganz offensichtlich entschlossen, sich als globaler Player zu etablieren. Mit staatlicher Rückendeckung und einem schnell wachsenden Heimatmarkt im Rücken hat das Unternehmen dabei gute Chancen. Es wird spannend werden, mitzuverfolgen, wie sich der Wettbewerb bei der Chipfertigung in den nächsten Jahren entwickelt.