Von der elitären Speerspitze der rechten Bewegung

Seite 2: "Das Medienteam, das aufnimmt und verbreitet, ist genauso wichtig wie die Aktivisten selbst"

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Alles in allem wirken Passagen der Papiere wie Skizzen und Empfehlungen aus PR-Agenturen, Marketingfirmen oder Umfrageinstitute. Das alles erinnert in Teilen an die vor Jahren schon skizzierte "Wortergreifungsstrategie" der NPD. Es gibt Tipps dazu, wie man Reden hält, Facebook-Postings gestaltet oder einen "Stammtisch" mit Referaten organisieren und abhalten kann. Lokale oder regionale Flugblätter müssten von der "nationalen Leitung" abgesegnet werden, die Vorbereitungen von Aktionen - selbst das Aufhängen von Plakaten oder das Verteilen von Flugblättern - scheinen stabsmäßig vorbereitet und wirken weder spontan, noch so kreativ wie sich die IB nach außen hin selbstvermarktet.

Im Umgang mit Medienvertreten wird dazu geraten, diesen vorab einen "Vertrag über die Durchführung und Verarbeitung eines Interviews" unterschreiben zu lassen, natürlich mit einer ganzen Reihe "Verpflichtungen" zum Nachteil der Medien und Vorteil der Rechtsextremen. Und die IB hatte schon früh die Macht der Bilder erkannt, was unter anderem erklärt, dass zuweilen ihre Aktionen in der Realität minimalistisch wirken und nur sehr kurz sind, aber medial und viral als großes Event abgefeiert werden. Das Ziel jeder Aktion sei es "das Bild zu erschaffen, das für eine klare Idee steht". Schon vor den Aktionen müsse klar sein, wie dieses Bild zustanden kommen soll oder kann, heißt es in den Papieren. "Das Medienteam, das aufnimmt und verbreitet, ist genauso wichtig wie die Aktivisten selbst."

Vier Bildsprachen und "Emotionen" gebe es, die je nach Situation herauszuarbeiten und zu verbreiten seien. Bilder einer Aktion müssten zum ersten "Macht, Kraft und Sieg symbolisieren". Polizisten, die Aktivisten abdrängten oder die Gesichter der IB-Leute, in denen "Angst und Zweifel" zu erkennen sind, seien kontraproduktiv. Zum Zweiten könnten Bilder "Trotz" symbolisieren und Aktivisten zeigen, "die sich mutig einer Masse an Feinden widersetzten" und "Opferbereitschaft" sowie "Stärke des Geistes" transportierten. Drittens solle man positiv wirkende Bilder über die "Zuneigung" produzieren, etwa bei sozialen Hilfsaktionen oder Feiern, um eine "menschliche und persönliche Seite" zu zeigen und der "Dämonisierung unserer Bewegung vorzubeugen". Möglich seien aber auch "Spott"-Bilder, etwa bei Störaktionen in Versammlungen "staatliche[r] Stellen", wo die Bilder "Entsetzen, Demütigung und Wut" im Gesicht der Gegner zeigen sollten, um diese ergo vorführen zu können.

Vieles, was man in den geleakten Papieren liest, erinnert an Strategiepapiere oder Debatten, die man schon aus rechtspopulistischen, rechtsextremistischen und neonazistischen Kreisen her kennt. Selbst der empfohlene Umgang mit Ermittlungsbehörden erinnert an das konspirative und klandestine Vorgehen aus Neonazi-"Kameradschaften" oder kriminellen Vereinigungen, eben weil man auf absolute Verschwiegenheit setzt und zugleich die eigene Ideologie über das Gesetz stellt. "Die erste Regel für alle Identitären ist Loyalität. Niemandem wird vergeben, wenn er einen aus unseren Reihen verrät. Wir sind ein Klan und halten zusammen", heißt es etwa in einem der Schulungspapiere.