Vorwahlkampf bleibt Viererrennen [Update]

Trump und Sanders siegen in Michigan, Trump und Clinton in Mississippi - und Cruz gewinnt in Idaho

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Bei den Vorwahlen im einwohnerreichen Bundesstaat Michigan liegt bei den Republikanern Donald Trump mit 37 Prozent und bei den Demokraten Bernie Sanders mit 50 Prozent vorne. Am Sonntag hatte Sanders die Caucuses im neuenglischen Maine mit 64,3 zu 35,5 Prozent gewonnen. Sein Sieg in Michigan fiel wahrscheinlich auch deshalb knapper aus, weil Hillary Clinton ihm in der Fernsehdebatte am Sonntagabend vorgeworfen hatte, dass er im Kongress gegen ein "Rettungspaket" für die Automobilindustrie stimmte. Hinzu kommt, dass in Städten wie Detroit viele Schwarze leben, um die Clinton mit identitätspolitischen Appellen wirbt.

Sanders versuchte Clintons Angriffe damit zu kontern, dass er auf die Mitwirkung der Ex-Außenministerin und Ex-Präsidentengattin bei Freihandelsabkommen verwies, die maßgeblich dazu beitrugen, dass Arbeitsplätze in der Produktion ins Ausland verlagert wurden und dass aus dem amerikanischen "Stahlgürtel" von Pennsylvania bis Illinois der "Rostgürtel" wurde.

Allerdings gibt es bei den Republikanern mit Donald Trump einen Kandidaten, der ein noch deutlich schärferes Vorgehen gegen solche Freihandelsabkommen verspricht als Sanders und nicht nur neue verhindern, sondern auch alte kündigen möchte. Mit solchen Äußerungen hat Trump bei den Republikanern offenbar mehr Freiheiten als Sanders bei den Demokraten, wo ihm SJW-Aktivisten sogar den Witz, die Debatten der Republikaner bewiesen, dass man mehr Geld in die Versorgung psychisch Kranker stecken müsse, als "Mikroagression" ankreideten.

Flint. Foto: Connor Coyne. Lizenz: Public Domain

Punkten konnte Sanders in der Fernsehdebatte (die in der durch Michael-Moore-Filme bekannten ehemaligen Autostadt Flint stattfand) mit der Forderung, dass die dortigen Wasserwerke den Einwohnern (denen sie jahrelang ein extrem bleihaltiges Produkt lieferten, das viele Konsumenten krank machte) rückwirkend sofort die Gebühren dafür erstatten müssten - unabhängig von späteren Prozessen und Schadensersatzforderungen. Der hohe Bleigehalt entstand nicht nur durch alte Rohre, wie sie teilweise auch noch in Norddeutschland liegen, sondern auch dadurch, dass man das Trinkwasser aus Kostengründen nicht mehr aus dem verhältnismäßig sauberen Huronsee, sondern aus dem sehr stark verschmutzten Flint River entnahm.

Dass Clinton Mississippi gewinnt, war nach ihren klaren Siegen in anderen Südstaaten erwartet worden. Ihr Sieg dort fällt mit 83 Prozent sehr deutlich aus. Auch Florida, North Carolina und Missouri, wo nächste Woche gewählt wird, gelten als sichere Banken für sie. Spannender wird es in den Rust-Belt-Bundesstaaten Ohio und Illinois - dort entscheidet sich womöglich, ob Sanders durchhält oder ob der Kandidat, der nur Kleinspenden von Privatleuten annimmt, vorzeitig aufgibt.

Währenddessen bei den Republikanern: Punk und My Little Pony

Auch der republikanische Mississippi-Sieger Donald Trump (47 Prozent), wirbt damit, dass er nur Kleinspenden annimmt, hat aber ein deutlich größeres Privatvermögen als Sanders, was ihn in den Augen vieler Wähler noch weniger käuflich macht. Sein wichtigster Konkurrent ist nach den heutigen Ergebnissen weiter Ted Cruz, der in Michigan und Mississippi mit 25 und 36 Prozent zweiter wurde und im Rocky-Mountains-Staat Idaho mit 44 Prozent vor Trump mit 36 gewann.

Der Tea-Party-Texaner Cruz, der sich letzte Woche zu Applejack als Lieblingsfigur aus der Kinderserie My Little Pony bekannte, ist Teilen des republikanischen Establishments noch unangenehmer als Donald Trump, der eine weitgehend erstarrte politische Kultur mit seinen Tabubrüchen derzeit ähnlich erfolgreich aufmischt wie die Sex Pistols vor 40 Jahren die Rockmusik (vgl. "Einmal richtig abspritzen").

Das Pony mit dem Cowboyhut ist Ted Cruz' Lieblingsfigur Applejack

Aus Hawaii, wo ebenfalls nur die Republikaner wählten, gibt es noch keine Ergebnisse. [Update: Nach Auszählung von knapp 90 Prozent der Stimmen gewinnt Trump dort mit etwa 43 Prozent Stimmenanteil vor Cruz mit etwa 32. Marco Rubio landet mit einem einstelligen Ergebnis abgeschlagen auf Platz Drei.]

Rubio, der am Sonntag im weitgehend spanischsprachigen Territorium Puerto Rico gewann, aber in Mississippi, Michigan und Idaho nur auf fünf, neun und 17 Prozent kam, hofft weiter auf einen Erfolg in seinem Heimatstaat Florida, wo am 15. März gewählt wird. Dort liegt Trump in den letzten Umfragen jedoch mit 34 bis 45 Prozent fünf bis 20 Punkte vor ihm. Ähnliches gilt für Ohio, wo Gouverneur John Kasich (für den in Michigan 24, in Mississippi neun und in Idaho sieben Prozent der Vorwähler stimmten) auf einen Heimsieg hofft. Er liegt dort mit Umfragewerten zwischen 26 und 35 Prozent etwas knapper hinter dem exzentrisch frisierten Milliardär, der in diesem Rust-Belt-Staat mit 31 bis 38 Prozent führt.

Die Großspender der Republikanischen Partei wollen Trump nun mit Negativwerbung verhindern, die sie in großem Maßstab finanzieren. Viele Wähler könnten sich dadurch in ihrem Eindruck bestärkt fühlen, dass Trump nicht von Banken und großen Unternehmen abhängt und der richtige Besen zum Auskehren von Lobbyismus und Korruption ist. Eine ähnliche Umkehrung von Intention und Wirkung gilt auch für haarsträubende Hitlervergleiche und Äußerungen wie die eines ägyptischen Studenten, der auf Facebook gepostet hatte, er würde eine lebenslange Haftstrafe riskieren, um Donald Trump zu töten und die Welt würde es ihm danken.

Bloomberg schließt Kandidatur als Unabhängiger aus - aber nicht als Republikaner

Weiterhin möglich ist, dass Donald Trump beim republikanischen Nominierungsparteitag im Juli zwar die relativ meisten Wahlmänner, aber keine absolute Mehrheit an Delegierten hat. In diesem Falle könnte sich die Partei auf einen anderen Kandidaten einigen. Da Cruz beim Establishment ähnlich wenig gut ankommt wie Trump, könnte das auch ein Überraschungskandidat sein, der sich an den Vorwahlen gar nicht beteiligte. Trump warnte die Parteiführung bereits vor solch einem Szenario. Obwohl er dabei keinen Namen nannte, gibt es Hinweise, dass einige Republikaner den ehemaligen New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg dafür im Auge haben könnten.

Der hatte am Dienstag verkündet, nicht als unabhängiger Kandidat antreten zu wollen, nachdem bei den Demokraten erneut Clinton die Favoritenrolle übernahm. Dazu, so Bloomberg, seien die Gewinnchancen zu niedrig. Außerdem erhöhe ein Dreierrennen die Wahrscheinlichkeit, dass Donald Trump oder Ted Cruz gewählt würden. Ein Antreten als Republikaner hat der Milliardär, der der republikanischen Partei (ebenso wie den Demokraten) schon einmal angehörte, damit aber nicht ausgeschlossen.

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