Wärmewende: Warum die Bereitschaft zum Energiesparen so gering ist
Energie und Klima – kompakt: Viele Haushalte haben Angst, steigende Energiekosten nicht zahlen zu können. Bereitschaft zum Energiesparen ist aber auch nur gering. Woran das liegt.
Vor dem Winter 2022 war die Sorge vor einer Gasknappheit groß, öffentliche Einrichtungen, Arbeitgeber und Privatleute wurden aufgefordert, mit niedrigeren Raumtemperaturen in den Winter zu gehen.
Tatsächlich wurden nach Angaben der Bundesnetzagentur im Jahr 2022 in Deutschland 17,6 Prozent weniger Gas verbraucht als im Vorjahr. Dabei entfielen 41,4 Prozent des Verbrauchs auf die privaten Haushalte und 58,6 Prozent auf die Industrie.
Ein bewussterer Umgang mit Wärme sowie die milde Witterung im Oktober und November dürften zu dem geringeren Verbrauch beigetragen haben.
Im Sommer 2022 hatten nur 28 Prozent von 15.000 befragten Haushalten angegeben, ihren Heizenergiebedarf im Winter stark oder sehr stark senken zu wollen. 82 Prozent wollten zumindest etwas beim Heizen sparen. Im Durchschnitt soll es in den Wohnungen tagsüber um ein Grad und nachts um 0,7 bis 0,8 Grad kälter bleiben als bisher. Das ist das Ergebnis des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Ariadne-Panels Wärme und Wohnen.
Ziel des Panels war es, Hemmnisse für die Wärmewende in Haushalten zu identifizieren und die Einstellung der Verbraucher zur Energiepreisentwicklung und zu Klimaschutzinstrumenten im Gebäudebereich zu ermitteln. 80 Prozent der teilnehmenden Haushalte hatten bereits an einer ersten Befragung im Jahr 2021 teilgenommen. Durch die wiederholte Befragung sollen Veränderungen in der Akzeptanz von Klimaschutzmaßnahmen erfasst werden.
Knapp 90 Prozent der befragten Haushalte rechneten langfristig mit steigenden Heizkosten, allerdings hatten 44 Prozent der Eigentümer und 62 Prozent der Mieter keine verlässlichen Informationen über die zukünftige Entwicklung ihrer Heizkosten.
Haushalte, die mit Erdgas heizen, waren auch kurz vor dem Winter schlecht über zu erwartende Preissteigerungen informiert, zumal nur wenige Haushalte direkte Verträge mit einem Gasversorger haben. In der Regel liefen die Gasverträge über Hausverwaltungen. Gerade Mieter erhalten oft erst mit der Nebenkostenabrechnung im Folgejahr einen Einblick in die Kostenstruktur.
Ein Fünftel der Befragten gab an, bereits eine hypothetische Heizkostensteigerung von zehn Prozent mit ihrem Haushaltseinkommen nur schwer verkraften zu können.
Jedoch: "Die Ergebnisse des Panels zeigen einen gewissen Widerspruch zwischen geäußerter Mehrbelastung bei steigenden Preisen und der Reaktion darauf: Die angegebene eher schwer tragbare Kostenbelastung steht im Missverhältnis zum eher geringen Energiesparvorhaben", sagt der Co-Autor der Studie Michael Pahle vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK).
Die Informationen der Bundesregierung zum Energiesparen scheinen nicht besonders gut zu den Verbrauchern durchgedrungen zu sein. Nur 21 Prozent hatten von der Kampagne "80 Millionen gemeinsam für den Energiewechsel" gehört, 88 Prozent dagegen von der Gasumlage, die dann doch nicht eingeführt wurde.
Das Ariadne-Panel interessiert sich nicht nur für den Energieverbrauch, sondern auch für den Stand der energetischen Modernisierung und mögliche Modernisierungshemmnisse. Deshalb wurden überdurchschnittlich viele Wohneigentümer für die Befragung ausgewählt; ein Drittel der Haushalte wohnt im Eigentum und nur ein Drittel zur Miete. (Bezogen auf die Gesamtbevölkerung liegt die Wohneigentumsquote bei 46,5 Prozent).
Es zeigt sich, dass Selbstnutzer häufiger bereits energetische Modernisierungen durchgeführt haben als Mieter. Der Anteil derjenigen, die bis 2030 mindestens eine energetische Modernisierungsmaßnahme planen, ist gegenüber der letzten Befragung von 46 Prozent der Eigentümer auf 54 Prozent gestiegen.
Allerdings herrscht häufig Unkenntnis über den energetischen Zustand des eigenen Wohngebäudes. Nur 25 Prozent der Befragten gaben an, einen Energieausweis für ihr Gebäude zu besitzen. Die Selbsteinschätzung der Energieeffizienz fiel besser aus, als sie nach anderen Studien zum Gebäudebestand sein sollte.
Die Kosten für energetische Modernisierungsmaßnahmen wurden von den Befragten als schwer tragbar eingeschätzt. Eine Außendämmung, die Dämmung der obersten Geschossdecke oder der Einbau einer Wärmepumpe wurde von mehr als der Hälfte der Befragten als "sehr schwierig" eingeschätzt. Auch der organisatorische und zeitliche Aufwand wurde eher unsicher eingeschätzt. Als größtes Hemmnis für die energetische Modernisierung nannten die Eigentümer die steigenden Preise im Baugewerbe.
Auch in Bezug auf das geplante Gebäudeenergiegesetz zeigt sich, dass der Informationsstand nicht besonders gut ist:
Ein Einbauverbot für neue Gaskessel wurde im Herbst 2022 lediglich von rund 28 Prozent der Befragten begrüßt. Gleichzeitig befürworteten jedoch mehr als die Hälfte der Befragten eine Verpflichtung zu einem Anteil von 65 Prozent Erneuerbare Energien beim Betrieb neu eingebauter Heizungen – wohl ohne sich dabei bewusst zu sein, dass eine solche Regelung ein Verbot des Einbaus neuer Öl- und Gasheizungen impliziert", heißt es in der Pressemitteilung von Ariadne. Und in der Studie selbst steht: "Insgesamt ist auffallend, dass sowohl bei den Maßnahmen, die bereits umgesetzt wurden, als auch bei denen, die aktuell diskutiert werden, die Zustimmung im Vergleich zur ersten Befragung abgenommen hat.
Mögliche Erklärungen für die abnehmende Zustimmung zu Maßnahmen der Wärmewende im Gebäudesektor liefert das Panel nicht. Es kann lediglich festgestellt werden, dass viele Haushalte schlecht informiert sind.
Andererseits scheinen auch die Kampagnen der Bundesregierung hier wenig Wirkung zu zeigen. Während das breite Medienecho über die geplante und nicht umgesetzte Gasumlage oder das Einbauverbot für neue Gasheizungen – teilweise mit Fehlinformationen unterfüttert – weit mehr Menschen erreicht, aber eher Verunsicherung und Ablehnung ausgelöst hat.
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